Manche Nacht fiel kürzer als notwendig aus, weil ich einfach noch ein Kapitel lesen wollte - und noch eines - und noch eines ... Ich lese normalerweise immer die ersten 100 Seiten eines Buches, bevor ich es aus der Hand lege, wenn es mir so gar nicht zusagt, und hier war ich froh, durchgehalten zu haben.
Die Handlung setzt im August 1952 ein, als sich für den neunjährigen Jasper alles verändert: Seine Mutter verlässt voller Angst mit ihm Detroit und bringt ihn auf die Farm seines Onkels. Sie hat ihm ein paar wenige Sachen eingepackt und schärft ihm ein, keine Fragen zu stellen. Dann ist sie verschwunden.
Jasper bleibt allein zurück und versucht mit großen Schwierigkeiten, sich in die Familie seines Onkels zu integrieren. Aber so jung Jasper auch ist – er ist hartnäckig und fest entschlossen, das Rätsel um das Verschwinden seiner Mutter zu lösen. Ihr altes Tagebuch weist ihm schließlich den Weg nach Detroit – in die gefährlichsten Ecken der Stadt und eine Welt von Prostitution, Glücksspiel und heruntergekommenen Bars.
Jasper muss feststellen, dass er nicht der Einzige ist, der nach seiner Mutter sucht und dass es Menschen gibt, die einiges dafür tun würden, um Jaspers Nachforschungen ein für alle Mal zu beenden.
Zugegeben, die Handlung ist phasenweise verworren, was Jasper durchmachen muss, ist für ein Kind kaum zu bewältigen, der Spannungsbogen hat Dellen, gelegentlich verliert man in den unterschiedlichen Handlungssträngen die Orientierung, aber wenn man sich auf das alles einlässt, bleibt eine spannende, atmosphärisch dichte Handlung mit einem überraschenden Ende.
Nach der spektakulären Pleite der First Cleveland Bank im Dezember 1978 müssen die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz sofort verlassen. Das prächtige Gebäude wird verschlossen. Erst zwanzig Jahre später interessieren sich Investoren für das Objekt und beauftragen die junge Architektin Iris, die alten Gemäuer zu untersuchen.
Was für die wenig motivierte Iris zunächst wie ein langweiliger Routinejob aussieht, wird nach und nach zu einer spannenden Detektivarbeit: Iris beginnt Nachforschungen anzustellen über die verschwundenen Schlüssel zum Tresorraum, die Menschen, die in der Bank arbeiteten, ihre Geheimnisse und Schicksale. Zu spät stellt sie fest, dass es gefährlich sein kann, die Geister der Vergangenheit zu stören.
Zugegeben, mich zogen vor allem die Schilderungen des leerstehenden Bankgebäudes und die vielen Details, in denen sich Pulley gerne verliert, in seinen Bann. Außerdem schafft sie immer wieder Cliffhanger, so dass wieder mal manchen Nacht kürzer war als es gut für mich ist.
1938 treibt der "Torso-Killer" in den heruntergekommenen Vierteln der Stadt sein Unwesen, so genannt, weil alle seine Opfer zerstückelt werden. Ethel Harding schlägt sich als Prostituierte. Als sie ganz am Boden ist, sucht sie Schutz bei einer christlichen Sekte – und sieht sich hinter der anständigen Fassade erneut tödlichen Gefahren ausgesetzt.
1999 findet die Polizei in einem Wald die zerteilte Leiche von Alfred Wiley. Schockiert muss seine Tochter Kris feststellen, dass sie ihren Vater offenbar kaum gekannt hat. In seinem Besitz findet sie Hinweise darauf, dass er von den Taten des Torso-Killers wie besessen war. Je mehr sie nachforscht, umso mehr mysteriöse Dinge passieren: Unterlagen verschwinden, Bücher werden gestohlen, ein seltsamer Privatdetektiv taucht auf. Kris wird immer mehr hineingezogen in Clevelands schreckliche Vergangenheit. Während sie versucht, mehr über den Tod ihres Vaters herauszufinden, gerät sie selbst in Lebensgefahr.
Pulley scheint fasziniert von Tunneln, Kanalisation und Kellern, die anscheinend Cleveland unterteufen, denn wie bei "Der tote Schlüssel" spielt auch hier ein Großteil der Handlung unterirdisch. Einmal mehr hätte ich mir Grundrisse gewünscht, um mache Flucht nachvollziehen zu können. Trotz der Schwächen, die Pulleys Bücher haben, freue ich mich auf das Erscheinen von "Das verlassene Haus*" im Dezember.
Vor zwei Monaten erschien der vierte Band, "Der Mann auf der Hallig*". Auf einer Sandbank vor Hallig Hooge wird die Leiche von Klaas Rieckert gefunden, der offensichtlich vor dem Ertrinken an Armen und Beinen gefesselt wurde. Die Obduktion bringt ein überraschendes Ergebnis: Die DNA des Hallig-Bewohners wurde vor zehn Jahren im Rahmen eines aufsehenerregenden Falles im Polizeisystem registriert und weist ihn als mutmaßlichen Dreifachmörder aus.
Ich fand die Handlung reichlich konstruiert, vor allem das Verhalten des Chefs, und einige Wendungen waren ein wenig überraschend (im Sinne von "logisch nicht so ganz nachvollziehbar"), die Beziehung zu Erck und den Kollegen nimmt viel Raum ein, der Krimi ist sehr dialoglastig, aber ich las ihn dennoch gerne - wie gesagt, ich war mehr als urlaubsreif und brauchte leichte Lektüre.
Im November erscheint der fünfte Band der Inselkommissarin-Reihe, "Die Frau auf Nordstrand*". Wenn ich dann zum nächsten Jahresurlaub mal wieder Kindle Unlimited nutze, werde ich das Buch sicher herunterladen, aber das sich es extra kaufe, bezweifle ich momentan.
Kluftinger ermittelt auf eigene Faust und findet am vermeintlichen Tatort jede Menge Blut, aber keine Leiche. Da überschlagen sich die Ereignisse: Mehrere brutale Mordfälle, anscheinend ohne Zusammenhang, erschüttern das Allgäu. Als dann doch noch der Großteil des abgängigen Toten auftaucht und Kluftinger endlich herausfindet, was all die Verbrechen verbindet, ist es fast schon zu spät ...
Dabei steht er auch privat unter Druck: Seit Tagen leidet er unter heftigem Herzstechen und befürchtet sofort das Schlimmste. Eine demütigende Untersuchung bei Erzfeind Doktor Langhammer scheint das zu bestätigen. Doch der Kommissar ist entschlossen, das Ruder noch einmal herumzureißen. Aber ob fleisch- und kässpatzenarme Ernährung und ein Yogakurs da die richtigen Mittel sind?
Praktisch sind sicher die vielen Links, aber ich merkte wieder mal, dass ich analoge Reifeführer lieber mag und kaufte neben dem Mallorca-Marco Polo* auch "111 Orte auf Mallorca, die man gesehen haben muss*" von Rüdiger Liedtke.
Ich war skeptisch, weil ich bei der Vorschau schon den Eindruck hatte, die Zusammenstellung sei ein wahlloses Sammelsurium, um auf 111 Orte zu kommen, andererseits mag ich die Reihe und habe mit anderen Bänden gute Erfahrungen gemacht. Nun ja, diesen Band hätte ich nicht unbedingt gebraucht.
Es ist wirklich ein wahlloses Sammelsurium, das viele Orte und Sehenswürdigkeiten vorstellt, die sich in nun wirklich jedem Reiseführer finden, wie den Tren de Sóller und die dazugehörige Eisenbahn, einen Touristen-Bummelzug auf Rädern durch die Weinberge, der Leuchtturm am Cap de Formentor, das Aquarium in Palma, der Megapark ... Hinzu kommen unverholene Werbung und der Umstand, die Zahl 111 nur zu erreichen, indem mehrere Fenster der Kathedrale in Palma einzeln beschrieben werden oder auf Kunst im Kreisverkehr verwiesen wird.
Manche Beiträge sind auch mehr als oberflächlich, zum Beispiel der über den jüdischen Friedhof in Palma. Demnach gibt es erst seit 1978 einen jüdischen Friedhof auf Mallorca. Da schon seit mindestens dem fünften Jahrhundert unserer Zeit Juden auf Mallorca leben, stellt sich die Frage, was mit den Toten bis 1978 geschah. Auch sie begruben ihre Toten auf der Insel, aber der Friedhof wurde zerstört, ist heute ein Park. Der Hinweis fehlt ebenso wie einer auf das einstige jüdische Viertel.
Ich hätte meinem Impuls folgen und nach dem Blick in die Vorschau nach den interessant klingenden Orten bzw. Sehenswürdigkeiten zu googlen anstatt das Buch zu kaufen.
In den September gehe ich mit "Mallorca unterm Hakenkreuz 1933-1945*" von Alexander Sepasgosarian.
*Affiliate links
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