Das Altonaer Theater. |
Aber natürlich wähle ich aus, kann mir die Theaterbesuche mit einer Kollegin teilen (wen wir nicht gemeinsam gehen) und denke manchmal, das Stück läuft hoffentlich noch länger, das gucke ich später.
Zu den Produktionen, auf die ich mich wirklich freute, gehört "Herzlich willkommen", der vierte Teil der Kempowski-Saga im Altonaer Theater. Da war ich am Mittwoch, und wie beim dritten Teil, den ich im April sah, lautet mein Fazit: Hin da!
Das Stück setzt da ein, wo "Ein Kapitel für sich" endet. Walter Kempowski wurden nach acht Jahren Haft aus dem Gefängnis in Bautzen entlassen und geht zu seiner Mutter Grethe nach Hamburg. In Rückblenden wird der Gefängnisalltag in Bautzen beschrieben, wo Bruder Robert noch immer einsitzt.
Während Grethe Kempowski sich schnell einlebt, tut sich Walter schwerer. Ohne Ausbildung, ohne Ziel und Geld fühlt er sich von den Menschen, mit denen er es zu tun hat, nicht anerkannt und als Bürger zweiter Klasse. Er beginnt sein Studium, doch die Jahre in Bautzen haben ihre Spuren hinterlassen. Immer wieder erliegt er Anfällen von Melancholie. Doch in Göttingen, seiner Studienstadt, findet er die Frau fürs Leben und eine berufliche Perspektive: Er wird Dorfschullehrer und ist damit in jener Gesellschaft angekommen, die ihn als Ex-Häftling am Anfang keineswegs herzlich willkommen heißen wollte.
Axel Schneider ist eine unwahrscheinlich dichte und facettenreiche Darstellung der Nachkriegszeit gelungen, ohne Längen und mit viel Tempo. Das Ensemble um Johann Richter, der Walter Kempowski verkörpert, ist grandios. Schade nur, dass so wenig Besucher den Weg in diese ausgezeichnete Inszenierung finden. Ich wiederhole mich: Hin da! In zwei Wochen gibt es das Kempowski-Wochenende, eine gute Gelegenheit, alle vier Stücke nacheinander zu sehen.
Ansonsten habe ich mich über die Kollegin, die stets verneint, geärgert, denn sie fiel vor einem Vierteljahr wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurück und ist entweder krank oder im Urlaub oder im Urlaub krank. Jetzt hatte ihre Laden-Kollegin elf Tage Urlaub, und prompt machte sie sich seit Wochen verrückt, weil sie im Laden vertreten müsse. Sie fühlt sich dadurch total gestresst und befürchtet, die Vertretung nicht zu schaffen.
Ich habe mal nachgerechnet: Von den 11 Urlaubstagen der Kollegin sind 5 Wochenende / Feiertag; 1 Tag hat die Kollegin frei wg. Teilzeit (Ladendienst: ich) und an 5 Tagen hat sie regulär ohnehin Ladendienst, egal, ob die andere Kollegin da ist oder nicht. Vertretungstage für sie: 0.
Die Kollegin zog es allerdings vor, krank zu werden, so dass das Team sie vertreten musste. Immerhin, gestern gesundete sie wieder, so dass Chef mich morgens ansmste, ich könne zu Hause bleiben.
Ich mag die Kollegin sehr gerne, aber das ist einfach unwahrscheinlich anstrengend. Ich habe absolutes Verständnis für Krankheit, falle zurzeit selbst viel aus, weil meine Migräne Party feiert, aber bei der Kollegin ist einfach ein Muster zu erkennen, das sie seit Jahren durchzieht. Hinzukommt, dass sie gegen die Beschwerden, die sie tatsächlich hat, nichts macht, weil sie jede Behandlungsform außer Bachblüten und Globuli ablehnt. Nun ja, ihre Verrentung in zwei Jahren ist einigermaßen absehbar.
In Planung unseres Februar-Urlaubs guckte ich gestern nach dem kleinen Häuschen in Bjerregård, in dem wir viele Jahre gerne urlaubten. Es hat nur wenig Komfort und ist winzig, aber für uns ist es einfach das schönste Ferienhaus. Wir fühlen uns dort zu Hause, und da der Gatte meinte, er könne sich ein Haus ohne Whirlpool vorstellen, suchte ich jetzt gezielt nach dem Haus - vergeblich: Im letzten Sommer ist das Haus abgebrannt, bis auf die Grundmauern.
Ich bin traurig, denn selbst, wenn dort wieder ein Haus gebaut wird, wird es sicher nicht mehr das alte hyggelige Häuschen sein, sondern zeitgemäßen Komfort bieten.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Ein schönes Wochenende und eine gute Woche!
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