Samstag, 6. April 2019

#WMDEDGT 4/19: Bekenntnis zur Vielfalt

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Beim Holen des Morgenkaffees nehme ich das Huhn für das Abendessen aus dem Tiefkühler, dann geht's an den Schreibtisch, um Mails an Vermieter und Versicherung zu schreiben. Die Bolzblagen Nico und Luca üben inzwischen regelmäßig gezielte Torschüssen auf eines unserer Fenster, und es ist klar, dass das nicht lange gut gehen kann. Also, uns ist das klar, zumal Luca vor einem Jahr die Tür vom Block gegenüber zerschoss. Vermieter und Eltern der Blagen interessiert es nicht, und die Väter der Blagen spielen ja selbst mit.

Wir setzen dem Vermieter eine Frist zur Aufstellung eines Zaunes (er ist ja nicht in der Lage, das Fußballverbot durchzusetzen, also erscheint uns der Zaun als einzige Lösung, nachdem Gespräche in den letzten Jahren nichts brachten) und informieren prophylaktisch schon mal die Versicherung über erhöhte Einbruchsgefahr, wenn die Jungs erfolgreich waren.

Der Gatte macht sich auf den Weg ins Büro. Ich gucke, wie lange ich zum ersten Termin des Tages brauche, addiere dann 20 Minuten dazu für ausgefallene Busse und S-Bahnen. So oder so habe ich noch Zeit und frühstücke. Dann anziehen, Lächeln ins Gesicht malen und ab zum Bus.

Erstaunlicherweise klappen alle Anschlüsse, habe ich noch Zeit zum Rumbutschern in meiner alten Büro-Heimat. Natürlich halte ich kurz beim Feuersturm-Denkmal inne. Aber ich entdecke auch Neues: Den Schallplatten- und Filme-Laden Norma Jean. Das ist ein richtiges Stöberparadies! Hin da!

Mein einziger Termin des Tages ist die Spielzeit-Pressekonferenz des Ernst-Deutsch-Theaters. Die kommende Spielzeit verspricht spannend zu werden. Der Spielplan ist ein klares Bekenntnis für die Vielfalt, gegen Faschismus, Rechtspopulismus und AfD. Sehr sympathisch! Ich bin vor allem auf "Weißer Raum" von Lars Werner gespannt.

Nach der PK flitze ich direkt ins Büro. Am Gänsemarkt kommen mir Schülerinnen und Schüler der heutigen Fridays for Future-Demo entgegen. Ich gebe noch kurz die Mängelanzeige an den Vermieter als Einschreiben auf und hole mir zwei Börek.

Im Büro ist meine Sechs-Wochen-Assistenz schon fleißig und holt Druckfreigaben ein. Für mich ist es total ungewohnt, Unterstützung zu haben (in den letzten vierzehn Jahren war ich die Assistenz), und so sitze ich bei einer Tasse Tee fünf Minuten verwirrt da und überlege, was ich tun könnte. Dabei fällt mir auf, dass mein Schreibtisch gestern geputzt wurde. Meine Papierberge sind dank Assistenz so geschrumpft, dass sich der Putzmann das wieder traute. Normalerweise mache ich das freitags selbst, damit die Papierberge nicht durcheinander kommen, aber er ist damit nicht glücklich, weil es schließlich doch sein Job ist.

Die nächsten vier Stunden telefoniere ich mit der Beschaffungsabteilung, die optimistisch ist, dass ich noch vor Ostern eine Druckerei für mein Mammutprojekt haben werde, mache die Vorausplanung für 2020 für ein anderes meiner drei Projekte, erfasse Korrekturen bei meinem Mammutprojekt und fange mit dem Inhaltsverzeichnis für die Broschüre dazu an. Ich fluche. Die starre Arbeitsweise meiner Vorgängerin hat einen entscheidenden Vorteil: Das Inhaltsverzeichnis der Broschüre brauchte sie selten zu aktualisieren, weil fast immer alles gleich blieb.

Meine Lektorin meldet sich. Sie wird bis Montag mit dem zweiten Korrekturgang des Mammutprojekts durch sein und könnte mir dann den bezwungenen Papierberg übergeben. Wir verabreden uns zur Mittagspause beim Italiener. Der Layouter bestätigt den Termin zur Einarbeitung der Korrekturen. Läuft also.

Bevor meine Assistenz geht, besprechen wir kurz, wie viel sie schaffte, und beschließen, dass ich den größten Stapel an Druckfreigaben selbst übernehme, sie sich um die zahlreicheren kleinen Kapitel und um die Adressdateien kümmert. Ich habe Angst, dass mir die Zeit davon läuft, und meine Assistenz ist nur ein paar Stunden pro Woche da, weil sie eigentlich studiert.

Freitags bin ich nachmittags die einzige im Büro. Mir macht es nichts aus, später Feierabend zu machen, denn dafür kann ich mir meistens morgens länger Zeit lassen. Heute wird es sogar noch früher leer, weil Urlaube, Freizeitausgleich, Teilzeit und überhaupt. Zum Glück war eine Kollegin so nett, ihre Arbeitstage zu tauschen, denn sonst hätte ich vormittags nicht zur PK gehen können.

Ich telefoniere mit Mudderns. Das mache ich inzwischen am frühen Nachmittag, weil mich das weniger unter Druck setzt, als wenn ich nach Hause hetzen muss, um sie noch zu erreichen, bevor sie am späten Nachmittag ins Bett geht. Ihr Tag-Nacht-Rhythmus ist immer noch gestört. Bei ihr ist sonst alles in Ordnung, sie ist gut drauf. In der  kommenden Woche kommt dann hoffentlich auch der Pflegedienst. Diese Woche fiel der Termin aus.

Kurz vor Ladenschluss frage ich die Ladenkollegin telefonisch, ob bei ihr alles okay ist oder ob sie Hilfe bei der Abrechnung braucht. Sie verneint, also kann ich ohne Umweg über den Laden nach Hause.

Der Heimweg gestaltet sich mal wieder schwierig. Die S-Bahn hat wie so oft technische Probleme, und als ich in Altona bin, wird der S-Bahn-Verkehr aufgrund eines Polizeieinsatzes ganz eingestellt. Ich steige in den Bus um und bin mit 21 Minuten Verspätung zu Hause. Das Sparschwein darf sich über 1 € Verspätungsentschädigung freuen.

Zu Hause sind erfreulicherweise noch alle Fenster heil. Ich suche trotzdem schon mal die Telefonnummer der zuständigen Polizeiwache raus und hänge sie an die Pinnwand, damit sie schnell zur Hand ist, wenn Luca und Nico in ihrer Zerstörungswut erfolgreich waren und wir eine Sachbeschädigung anzeigen müssen.

Der Gatte ist noch unterwegs. Ich schäle schon mal die Kartoffeln für's Abendessen, und als ich damit fertig bin, kommt der Gatte mit den noch fehlenden Wurzeln. Das Abendessen wandert in den Ofen. Ich beginne mit dem nächsten Abschnitt des Verspätungsschals.

Abendessen, stricken, Krimi und Heute Show gucken, dann mit dem Mitternachtskrimi im Radio ins Bett, und das war's dann auch schon wieder mit diesem Tag. Das erste Vierteljahr 2019 ist schon wieder vorbei - viel zu schnell.

Das Rezept zum Tag gibt's wie üblich in der Kombüse.

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