Montag, 29. April 2019

Gedenktafel für die Deportationen jüdischer Hamburgerinnen und Hamburger am Hauptbahnhof

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesenAlle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Aktuell phantasiert das blaubraune Pack darüber, durch Hamburg zu marschieren. Es bleibt also spannend. 


Gedenktafel für die Deportationen jüdischer Hamburgerinnen und Hamburger am Hauptbahnhof, Nebenausgang Mönckebergstraße. 
Tafeln, die an die NS-Zeit erinnern, werden gerne so gestaltet, dass sie sich farblich harmonisch an ihre Umgebung anpassen. Die 1993 am Hamburger Hauptbahnhof angebrachte Gedenktafel für die Deportationen jüdischer Hamburgerinnen und Hamburger ist also unter normalen Umständen schon kaum zu finden. Aktuell ist sie aber in einer Sackgasse hinter einem Bauzaum versteckt, in einer Ecke, die, den Hinterlassenschaften nach zu urteilen, hauptsächlich als Toiletten genutzt wird. Immerhin: Die Gedenktafel ist trotz Baustellen zugänglich. 

Die Deutsch-Jüdische Gesellschaft um den Politologen Wilhelm "Willy" Mosel initiiert die Gedenktafel, die 1993 am Nebenausgang zur Mönckebergstraße am Hauptbahnhof angebracht wird. Die Tafel am Hauptbahnhof ist ein Kompromiss: Am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof, heute ein Gedenkort, kann zu dieser Zeit noch nicht an die Deportationen erinnert werden. 


Blick auf den Standort der Gedenktafel (rechts am Treppengeländer).
Willy Mosel wird 1937 als uneheliches Kind einer nicht-jüdischen Mutter und eines jüdischen Vaters geboren. Die Eltern werden verhaftet, deportiert und ermordet. Mosel und die von ihm in Leben gerufene Deutsch-Jüdische Gesellschaft leisten seit Ende der 1970er Jahre Pionierarbeit in der Erforschung und Sichtbarmachung. Der Verein veröffentlicht mehrere "Wegweiser zu ehemaligen jüdischen Stätten", veranstaltet Stadtführungen, initiiert Gedenktafeln und Gedenksteine, auch weit über die Grenzen Hamburgs hinaus. Mosel stirbt 1999 im Alter von 62 Jahren. 

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