Freitag, 20. Dezember 2019

Ausgelesen im November 2019

Auf "Onno Viets und der Irre vom Kiez*" von Frank Schulz freute ich mich sehr, wollte ich es doch schon seit 2012, als es erschien, lesen. Aber ach, das Buch und ich fanden so gar nicht zueinander.

Worum geht's? Onno Viets ist ein echt netter Kerl, Mitte fünfzig, Hartz-IV-Kunde und zu nicht vielem nutze. Er spielt Pingpong in Noppensocken und braucht neuerdings dringend Geld: fürs Finanzamt und für den Geburtstag seiner Frau Edda. Da hat er eine Eingebung, aus dem Fernsehen: Er wird Privatdetektiv! Seine Freunde ahnen Schlimmstes.

Doch bald hat Onno tatsächlich einen ersten Auftrag: Er soll für einen Pop-Magnaten dessen hübsche Freundin observieren. Der Job führt Onno in eine Promivilla auf Mallorca, in halbseidene Gesellschaft und zum Verrat an einem Freund, der ihm das sehr, sehr übel nimmt. Blut wird fließen, und zwar in Strömen.

Der Klappentext liest sich ganz nett, aber obwohl ich ein Herz für verpeilte, trottelige Anti-Helden habe, waren mir Onnos Verpeiltheit einfach zu viel. Dazu kommt dann noch ein ausgesprochen geschwurbelter, gleichzeitig gewollt lakonischer Schreibstil. Einzig Hartnäckigkeit ließ mich das Buch zu Ende lesen, aber die ebenfalls ausgeliehenen Folgebände tat ich mir nicht mehr an.

Überhaupt hatte ich zu erst kein Glück mit den Krimis, die ich mir aussuchte: "Mordsacker*" von Cathrin Moeller las ich nur an. Dank meiner "Ausgelesen"-Notizen wusste ich, dass ich im Mai 2018 "Spreewaldgurkenverschwörung*" von der gleichen Autorin las und mir das Buch nicht gefiel, deswegen war ich gespannt, ob es hier vielleicht anders ist. Nein, ist es nicht. Moeller und ich scheinen einfach nicht zusammenzupassen. 

Um die Trilogie der Krimi-Fehlgriffe komplett zu machen, legte ich "Zorn – Tod und Regen*" von Stephan Ludwig nach nur wenigen Seiten aus der Hand. Die TV-Filme sehe ich sehr gerne, aber mit dem Buch wurde ich nicht warm.

Mehr Glück hatte ich mit "Die Raffkes*" von Jacques Berndorf. Zwar wurde ich bis zum Schluss das Gefühl nicht los, das 2008 erstmal erschienene Buch schon mal gelesen zu haben, aber wenn das tatsächlich so war, las ich es gerne ein zweites Mal. Der Krimi handelt vom Berliner Bankenskandal, und da ich Berndorf gerne lese, war das Buch sozusagen eine sicher Bank (pun intended). Ich würde gerne mehr mit dem Staatsanwalt Jochen Mann als Protagonisten lesen, aber Berndorf scheint keine Reihe mit ihm geschrieben zu haben.

Mit viel Vergnügen las ich die ersten drei Bände der Max Heller-Reihe von Frank Goldammer, "Der Angstmann*", "Tausend Teufel*" und "Vergessene Seelen*". Sie spielt in Dresden im letzten Kriegsjahr und in den ersten Nachkriegsjahren. 

Die Bevölkerung leidet im November 1944 unter den immer bedrohlicher werdenden Kriegsumständen – da wird die grausam zugerichtete Leiche einer Krankenschwester gefunden. Schnell heißt es: Das war der Angstmann, der nachts durch die Stadt schleicht. Kriminalinspektor Max Heller hat bei der fieberhaften Suche nach dem Täter mit dem Kriegschaos zu kämpfen – aber auch mit seinem linientreuen Vorgesetzten. Und die Hoffnung, der Frauenmörder sei bei dem katastrophalen Bombenangriff im Februar 1945 umgekommen, zerschlägt sich.

Zwei Jahre nach der Befreiung, im klirrend kalten Winter 1947, gehört Dresden zur Sowjetischen Besatzungszone und ist nach wie vor eine Trümmerwüste. Das Leben wird beherrscht von Wohnungsnot, Hunger und Krankheit. Kriminaloberkommissar Max Heller wird von der neu gegründeten Volkspolizei an einen Tatort in der Dresdner Neustadt gerufen. Doch bevor er mit den Ermittlungen beginnen kann, wird der tot aufgefundene Rotarmist bereits vom Militär weggeschafft. Zurück bleiben eine gefrorene Blutlache und ein herrenloser Rucksack, in dem Heller eine grauenhafte Entdeckung macht: den abgetrennten Kopf eines Mannes.

Ein Jahr später, im Sommer 1948, stürzt die Währungsreform Nachkriegsdeutschland in eine Krise. Inmitten der mühsamen Wiederaufbauarbeiten bekommt es Oberkommissar Max Heller mit dem Fall eines 14-jährigen Jungen zu tun, dessen Todesursache völlig unklar ist. War es ein Unfall, Mord oder sogar Selbstmord? Heller stößt bei seinen Ermittlungen auf eine Wand des Schweigens und wird dabei mit seinem ganz persönlichen Albtraum konfrontiert − den er längst vergessen geglaubt hatte.

Ich las alle drei Bücher rasend schnell durch und verzichtete manche Nacht auf genügend Schlaf. Goldammer schreibt packend, die Handlungen sind gut recherchiert, das gibt Lokalkolorit - da stimmt einfach alles. Einzig bei "Vergessene Seelen" ist immer wieder von einem dunklen Geheimnis zwischen Goldammer und seiner Frau die Rede, das meiner Meinung nach auch durch den Rückblick am Schluss des Buches nicht wirklich aufgeklärt wird.

Ich freue mich auf "Roter Rabe*", den vierten Band, für den ich in der Onleihe vorgemerkt bin, und auf das Erscheinen des fünften Bandes, "Juni 1953*". Die anderen Krimis, die Frank Goldammer schrieb, werde ich nach und nach auch lesen.

Durch "Der Tote vom Stoppelmarkt*" von Marcus Ehrhardt musste ich mich dann wieder kämpfen. Der erste Fall von Maria Fortmann und ihrem Kollegen Goselüschen von der Kripo Cloppenburg um den ermordeten Marktmeister, der am Rande des beliebten Volksfestes "Stoppelmarkt" tot aufgefunden wird, liest sich im Klappentext ganz spannend, nur leider verliert sich Ehrhardt in unzähligen Details, was auf 143 Seiten zwar eine Kunst ist, was ich aber nur unendlich ermüdend fand und was mich davon abhielt, gleich den nächsten Band der aktuell achtteiligen Reihe um das Ermittlerduo zu lesen. 

* Affiliate links

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.