"Du liest ja nur Krimis", meinte Schwiegermutter letztens zu mir. Ganz so ist es nicht, aber sie helfen mir einfach am besten beim Abschalten und brauchen bei der täglichen zweistündigen Pendelei nicht viel Konzentration. Also las ich auch in diesem Monat wieder mal "nur Krimis".
Ich begann mit der bislang dreiteiligen Reihe um die Kommissarin Hella Brandt von Rieke Husmann. "Inselruhe*" ist der erste Band. Hella Brandt, Hauptkommissarin beim LKA, lässt sich nach einer gescheiterten Beziehung in ihre alte ostfriesische Heimat versetzen.
Gleich ihr erster Fall hat es in sich: Mitten im Naturschutzgebiet auf der idyllischen Nordseeinsel Spiekeroog ist die skelettierte Leiche eines Mannes gefunden worden. Klaas Renken, schwarzes Schaf einer alteingesessenen Inselfamilie, verschwand vor sieben Jahren spurlos. Hella und ihr junger Kollege Mattes stoßen bei den Angehörigen auf eine Mauer des Schweigens. Als auch Surflehrer Leon, zu dem Hella sich hingezogen fühlt, in Verdacht gerät, beginnt sie an ihrer Objektivität zu zweifeln.
Wer Action erwartet, ist bei dieser Krimi-Reihe verkehrt: Die Handlung mäandert von Verhör zu Verhör, zwischendrin verliebt sich die Kommissarin in jemanden, der zum Glück nicht verdächtigt ist - eine große Portion Schnulze ich also auch dabei. Das passte für mich aktuell ganz gut, ich konnte mich darauf einlassen.
Der zweite Band "Inselwahn*" führt nach Langeoog, wo die Leiche der fünfzigjährigen Maike Rosemeyer gefunden wird. Als der Inselpolizist eine verdächtige Wunde am Hinterkopf der Frau entdeckt, ruft er Hauptkommissarin Brandt und ihren Kollegen Mattes zur Hilfe.
Die Tote, um deren Ehe es nicht zum Besten stand, betrieb auf der Insel ein Maklerbüro sowie eine Ferienhausvermietung. Erst vor Kurzem hatte sie ihrem direkten Konkurrenten einen großen Auftrag weggeschnappt. Auf Langeoog gastieren zudem vier alte Schulfreunde des Opfers. Maike Rosemeyer hatte sie für ein paar Tage auf die Insel eingeladen.
Wieder reiht sich Verhör an Verhör, dann müssen Beziehungsprobleme gelöst werden und zu allem Überfluss begegnet Hella Brandt auch noch ihrem Ex samt neuer Frau und Baby. Was beime rsten Band noch passte, fand ich hier schon wesentlich anstrengender und langweiliger.
Den dritten Band, "Inselnebel*" fand ich dann schon ein wenig ärgerlich, nicht wegen des Falles rund um die verschwundene 18jährige Schülerin Antonia, der die Ermittler Brandt und Mattes nach Norderney führt, sondern wegen des "dunklen Geheimnisses" der Kommissarin: Es stellt sich heraus, dass sie einen unehelichen Sohn hat, der sich prompt als bester Freund der verschwundenen Schülerin entpuppt, sondern sie ist auch noch ungeplant / ungewollt schwanger. Aber zum Glück ist da ja Leon, der sich auf die Rolle als Vater und Hausmann freut.
Sorry, das war mir gerade zu viel Zuckerguss. Dazu kommt dann auch noch, dass entweder Autorin oder Lektorat unaufmerksam waren, denn plötzlich heißt der zuständige Staatsanwalt genauso wie Brandts Ex. Das muss doch nicht sein. Mal schauen, ob ich den vierten Band, so es ihn den gibt, lesen werde.
Ich wandte mich einer weiteren Krimireihe zu, die in Friesland spielt. Im Mittelpunkt der sechsbändigen Reihe von Stefan Wollschläger stehen das Ermittlerduo Diederike Dirks und ihr Kollege Breithammer.
Bei einer Meerbude wird die Leiche eines Malers aus Bensersiel entdeckt. Das Einzige, was er bei sich hat, ist eine Eintrittskarte der Kunsthalle in Emden. Dirks verfolgt in "Friesenkunst*" mehrere Spuren, aber je tiefer sie gräbt, desto unklarer wird das Motiv für den sehr professionell ausgeführten Mord.
Etwas Ablenkung findet sie bei ihrer alten Schulfreundin Iba Gerdes, die sich nach der Trennung von ihrem untreuen Ehemann eine Auszeit in Dornum nimmt. Allerdings bleibt Iba nicht lange Single. Doch ist ihr neuer Freund wirklich ein Traumprinz? Plötzlich stößt Dirks auf eine heiße Spur, und die Ereignisse überschlagen sich.
So rasant das Finale ist, so sehr nervte mich Dirks Begriffsstutzigkeit auf der Suche nach von der Täterin der entführten Iba, gab diese Dirks doch alle Hinweise für das Ziel der Irrfahrt ... Das hielt mich aber nicht davon ab, gleich den zweiten Band, "Friesenklinik*", zu lesen.
Jorina Rewerts möchte sich ihren Lebenstraum erfüllen, doch beim Besuch im Kinderwunschzentrum geschieht das Unfassbare: Ihre vor Jahren entnommene Eizellen sind ebenso verschwunden wie ihre Krankenakte - sie war nie Patientin! Gleichzeitig wird auf einem Containerplatz in Aurich die Leiche der jungen Bente Bleeker gefunden. Die Spuren weisen auf eine Überdosis K.-o.-Tropfen als Todesursache hin und der Täter scheint jemand zu sein, der in der Clubszene Ostfrieslands unterwegs ist, um junge Frauen zu vergewaltigen.
Dirks und Breithammer müssen ihn finden, bevor es weitere Opfer gibt. Oder ist der Täter jemand, der Bente näher kannte und etwas ganz anderes im Sinn hatte? Während ein Strudel albtraumhafter Ereignisse Jorina nach unten reißt, wird der Fall um Bente immer rätselhafter und auch die Kommissare beginnen an der Wirklichkeit zu zweifeln.
Wenn man ausblendet, dass die Geschichte ziemlich wirr ist und dass im Dunkeln bleibt, woher Bente ihre Informationen über die geheime Privatklinik hat, wenn man sich nicht fragt, was die litauische Mafia ausgerechnet in Ostfriesland macht, geht's.
Im dritten Band, "Friesenauge*", wird im Naturschutzgebiet Hollesand ein Kopf gefunden, dem die Augen entfernt wurden. Kurz darauf wird eine junge Frau aus Emden vermisst, die eine Fahrradtour durch Ostfriesland unternommen hat. Ist sie ebenfalls dem Mörder zum Opfer gefallen oder lebt sie noch?
Dirks und Breithammer setzen alles daran, einen weiteren Horrorfund zu verhindern und suchen unter Hochdruck nach dem Mörder. Dabei stoßen die beiden nicht nur auf den geheimnisvollen Scrimshaw-Künstler Harke Krayenborg, sondern auch auf eine außergewöhnliche Tierliebhaberin.
Bei dem Versuch, das Rätsel um die herausgenommenen Augen zu lösen, wird Dirks' Beziehung zu Jendrik auf eine harte Probe gestellt und die kühle Kommissarin muss sich dem finstersten Punkt ihrer Vergangenheit stellen.
Ich bin ja ziemlich leidensfähig, und wenn ich mir einmal vorgenommen habe, eine Krimireihe komplett zu lesen, ziehe ich das auch durch. Anspruchslose Lektüre war mir in diesem Monat auch ganz recht. Dennoch hätte ich manches mal in die Auslegeware beißen können. So ist Dirks augenscheinlich ganz glücklich in ihrer Beziehung mit Jendrik, sitzt morgens verliebt mit ihm am Frühstückstisch, um dann aber Knall auf Fall mittags in ein Hotel einzuchecken und dort tagelang zu bleiben, ohne dass Jendrick weiß, wo sie ist. Warum?!
Bei "Friesenlohn*", dem vierten Band, biss ich weiterhin in die Auslegeware. Aber wie gesagt: Ich bin sehr leidensfähig und hielt durch. Worum geht's? An einer Bushaltestelle finden die Wartenden einen Koffer mit 300.000 Euro. Sie teilen das Geld auf, jeder fährt mit 50.000 Euro nach Hause. Am nächsten Tag beginnen die Probleme.
Hauptkommissarin Diederike Dirks untersucht derweil den Tod eines jungen Mannes, der mit seinem Porsche verunglückt ist. Doch es bleibt nicht bei dieser Leiche, bald wird auch die Norderneyer Hoteldirektorin Alida Ennen tot aufgefunden. Dirks muss nicht nur ein Bild aus scheinbar unzusammenhängenden Puzzlesteinen zu einem Ganzen fügen, sondern auch noch ein schicksalhaftes Versprechen einlösen.
Spoiler-Alarm: Eine der Wartenden, Fee, versteckt ihren Anteil in einer Cornflakes-Packung, die ihr Ex-Freund mitnimmt, als er seine Sachen aus ihrer Wohnung abholt, und jagt dem Geld bis zum Festival in Manslagt hinterher. Dieser Teil der Geschichte wird immer irrer und wirrer, ich überblätterte Seite um Seite. Bei dieser Jagd begegnet ihr auch noch der Polizist Sven Holm, der privat auf dem Festival ist, ihr Verhalten aber nicht im geringsten merkwürdig findet, wird Fee eine gefeierte Saxophonistin.
Wie auch immer, die vielen losen Enden fügen sich am Ende, egal, wie unwahrscheinlich die Ent- und Verwickelungen auch sein mögen.
Beim fünften Band, "Friesennacht*", war ich froh, dass wir Laminat haben, denn Auslegeware wäre langsam durchgebissen. Worum geht's? Eine Leiche treibt im Panoramabecken der Seehundstation Norddeich. Wer könnte ein Motiv haben, um die Tierpflegerin zu ertränken, die sich mit besonderer Hingabe um einsame Heuler kümmert?
Im zweiten Handlungsstrang kehrt Daja Neunaber hochschwanger nach Ostfriesland zurück, um am Jubiläum des Familienunternehmens teilzunehmen. Doch auf dem elterlichen Anwesen herrscht nur oberflächlich Frieden und ihre Reise gerät zur Konfrontation mit der Vergangenheit und einem verstörenden Geheimnis.
Für Hauptkommissarin Diederike Dirks beginnen die Hochzeitsplanungen mit Jendrik, ihr Assistent Oskar Breithammer dagegen leidet unter der Trennung seiner großen Liebe.
Das Buch war so voller schlechter Männerfantasien, dass es der Sau graust. So hat die hochschwangere Daja nichts besseres zu tun, als auf einen Gabelstapler zu springen und auf Verfolgungsjagd zu gehen, als ihre Wehen beginnen. Das Kind flutscht per Sturzgeburt auf den Boden einer Werkshalle, und im nächsten Moment sind Mutter und Kind nicht nur wohlauf, sondern topfit, um sich wieder ins kriminelle Getümmel zu stürzen. Wow. Einfach nur wow.
Und von davon, dass Folinde den schwerverletzten Breithammer mit Strapsen unter dem Schwesternkittel auf der Intensivstation besucht, fange ich erst gar nicht an. Wie gesagt: Männerfantasien pur. Wie die beiden Kriminalfälle zusammenhängen, war mir ziemlich schnell klar, aber für eine saubere Auflösung fehlte Wollschläger anscheinend die Zeit - der Schluss holpert etwas, die eigentlichen Motive bleiben im Dunkeln.
Mit "Friesenjagd*" habe ich glücklich den sechsten und bisher letzten Bad der Reihe um Dirks und Breithammer erreicht. Dirks ist inzwischen von ihrem Verlobten getrennt. Der Grund dafür bleibt im Dunkeln, ebenso wie im dritten Band, als Dirks plötzlich tagelang ins Hotel zieht. Männerfantasien folgend, gehe ich davon aus, dass Frauen halt wankelmütig sind oder Dirks ihre Tage hat ...
Während der Trauung stirbt der Bräutigam, ein Feuerwehrmann. Noch vor Ort ist klar, dass es eine Zyankalivergiftung ist, jemand eine seine Medikamente austauschte. Praktisch, dass man nicht erst auf Untersuchungsergebnisse warten muss, sondern das sofort merkt - wer braucht schon Kriminaltechniker?!
Mehrere Personen haben einen Grund, den Feuerwehrmann zu hassen, aber reicht das auch als Mordmotiv? Dann sind da eine Freundesgruppe, die sich immer wieder zu außergewöhnlichen Aktivitäten trifft und Ben, der ganz fasziniert ist von seiner neuen Mitschülerin Jana, auch wenn sich deren Familie darüber gar nicht freut.
Als alle losen Enden irgendwie verbunden sind, ist Dirks klar, warum sie die Beziehung zu ihrem Verlobten beendete. Es wäre schön, wenn die Leser auch die Gründe erführen (vom Vorfall im sechsten Band mal abgesehen). Alle sechs Bände sind übrigens "Bild-Bestseller". Ich weiß schon, warum ich die Bild-"Zeitung" nur lese, wenn es sich dienstlich nicht vermeiden lässt, und hätte wissen müssen, dass das keine Empfehlung sein kann.
"Die Frau auf Nordstrand*" ist der fünfte und aktuelle Fall der LKA-Kommissarin Lena Lorenzen, die in Schleswig-Holstein ermittelt. Die anderen Bände der von Anna Johannsen geschriebenen Reihe las ich ganz gerne.
Lorenzen wird kurz vor Urlaubsende von ihrem Kollegen Ole Kotten zu Hilfe gerufen: Auf Nordstrand, einer Halbinsel vor Husum, ist eine Leiche gefunden worden. Die Autopsie ergibt, dass es sich um die aus Thailand stammende Lawan Yao Yun handelt, die vor mehreren Monaten von ihrem deutschen Ehemann als vermisst gemeldet wurde.
Von Anfang an steht der Ehemann unter Verdacht. Doch selbst als immer mehr Indizien gegen ihn sprechen, ist Lena nicht davon überzeugt, dass er der Täter ist. Ihre Suche nach weiteren Ermittlungsansätzen entwickelt sich zu einem Wettlauf mit der Zeit.
Die Story ist verworren, die Verdächtigen werden quasi am Fließband in Untersuchungshaft genommen - das war alles ein bisschen viel. Außerdem scheint es in Schleswig-Holstein von surfenden Männern, die davon von einem Dasein als Hausmann und Vater träumen, zu wimmeln, denn Hella Brandt bekam ja auch so ein Exemplar ab (und während es bei ihr die alte Nachbarin ist, die die Schwangerschaft ahnt, ist es bei Lorenzen die Großmutter). Dennoch würde ich einem sechsten Band eine Chance geben.
In den Januar gehe ich mit "Kleiner Mann, was nun?*" von Hans Fallada. Wie Schwiegermutter sagt: Ich lese ja nur Krimis.
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