Donnerstag, 5. Dezember 2019

#WMDEDGT 12/19: Jagdglück

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Der Gatte arbeitet seit einiger Zeit in der Spätschicht, muss also 30 Minuten später los als bisher, und so ganz hat sich unsere Morgenroutine noch nicht darauf eingestellt. Ich wecke den Gatten, schlappe in die Küche, setze Kaffee auf, wecke den Gatten nochmal, dusche, wecke den Gatten nachdrücklich, weil er jetzt wirklich spät dran ist, hole mir einen Kaffee und gucke, wann ich los muss, denn ich muss vor dem Büro noch kurz bei Zahnarzt vorbei. 

Die HVV-App schlägt mir tatsächlich vor, 45 Minuten Puffer einzuplanen, weil baustellenbedingt mal wieder auf allen Busrouten Stau ist. Das ist Hamburg: Wir bauen jahrelang eine Busbeschleunigung, die wir dann durch Baustellen jahrelang ausbremsen. 

Ich beschließe, es darauf ankommen zu lassen, plane nur 15 Minuten Puffer ein, verabschiede den Gatten, werfe mich in die Kladage und gehe zur Bushaltestelle. Wider Erwarten sind beide Busse pünktlich.

Beim Zahnarzt bin ich schnell durch. In der Hoffnung, dass wir uns dieses Jahr nicht wiedersehen, wünschen wir uns schon mal frohe Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr. 

Auf dem Weg ins Büro will ich kurz bei zwei Drogeriemärkten vorbei. Der Gatte sah am Montag zufällig, dass es dort das Reisegrößenset seines Lieblingsdufts gerade zu einem Drittel des regulären Preises gibt und beschloss, es sich zu Weihnachten zu wünschen, griff aber nicht gleich zu, weil: "Sich selber Geschenke kaufen, ist doof!" Das Schnäppchen war natürlich ratzfatz vergriffen, so dass ich schon in zwei Märkten vergeblich guckte.

Bei der Idee "mal kurz" in den Märkten vorbeizuschauen vergaß ich die übliche S-Bahn-Störung, aber zum Glück bin ich im Büro eh noch nicht eingeplant, da Zahnarzt. Bei zwei Drogeriemärkten habe ich Pech, auch bei dem einer anderen Kette, in den ich auf Verdacht noch schaue, also schnell ab ins Büro, aber nicht, ohne noch schnell einen Salat zu kaufen, denn ich haben den Joghurt, den es mittags geben soll, zu Hause vergessen. 

Im Büro erzähle ich einer Kollegin von meiner vergeblichen Suche nach dem Duftset für den Gatten, und da sie ohnehin abends in den Drogeriemarkt muss, bietet sie an, dort mal zu schauen. Prima. Eine andere Kollegin leiht mir die beiden aktuellen Drei ???-Hörbücher - die nächsten Strickabende sind gerettet. 

Der Arbeitstag ist ruhig: Ich habe gerade ein Manuskript abgeschlossen und warte darauf, dass der Graphiker das Layout liefert. Die letzte Anzeige kam am Vortag. Ich gebe sie frei, und prompt ruft der Illustrator an, weil ihm meine Randbemerkung bezüglich eines Details auffiel. Ich war die im Team einzige, die Flecktarn als Muster einer Bux nicht so toll fand. Der Illustrator ändert das Muster. Fein. 

Schreibtisch klar Schiff machen, also alles an Papierkram zum aktuellen Projekt entweder entsorgen oder abheften, bis auf die einzelnen Manuskriptfassungen und die Listen für die Logistik, Anschreiben für Belegexemplare und Postversand fertigmachen, Pressemitteilung überarbeiten ... 

Mittags ruft Mudderns an und erzählt von ihrem Vormittag mit ihrer Gesellschafterin, die jeden Donnerstag kommt. Es ist immer wieder schön, zu hören, wie gut ihr diese drei Stunden tun. Mudderns ist viel aktiver, bewältigt ihren Alltag wieder, geht jeden Sonntag in die Kirche und erzählt heute, Heiligabend wolle sie in den Kindergottesdienst - wow! Ich versuche seit etwa 20 Jahren vergeblich, sie dazu zu bewegen, wieder Weihnachten in die Kirche zu gehen, und vor etwa fünf Jahren hörte sie auch auf, an den anderen Sonntagen in die Kirche zu gehen. Inzwischen ist sie sonntäglich da und knüpft langsam wieder Kontakte.

Dass Mudderns einen schönen Vormittag hatte, wusste ich schon von ihrer Gesellschafterin, die mir per WhatsApp Fotos schickte. Das macht sie immer mal, wenn die beiden unterwegs was Hübsches sehen (heute war's eine üppige Weihnachtsdekoration an einem Balkon), und ich finde das entzückend. Für mich ist es eine große Beruhigung, dass da jemand ist, von dem Mudderns auch mal Rat und Hilfe annehmen kann, der sie zum Arzt begleitet, darauf achtet, dass Mudderns isst, ihre Tabletten nimmt und dafür sorgt, dass sie durchgelaufene Schuhe ersetzt, schmutzige Kleidung wäscht. Nach dem Kampf der letzten zwei Jahre ist das eine Erleichterung, denn ich kam bei Mudderns in diesen Punkten nicht weiter.

Die Kollegin, die stets verneint, meldet sich wie erwartet erneut krank - die neunte Woche. Davor hatte sie eine Woche Urlaub, und bevor sie den antrat, teilte sie uns mit, sie werde sich nach dem Urlaub krankschreiben lassen. Wir sind genervt, und ich wünschte mir, ihre Stelle würde befristet nachbesetzt, aber das geht nicht so schnell. Und solange sie sich immer nur wochenweise krankmeldet, ist eine Ausschreibung der Stelle eh schlecht. Ich vermute, sie lässt sich bis zum Renteneintritt in zwei Jahren krankschreiben. 

Ihre Arbeit ist umverteilt, und wir fragen uns, wie sie es schafft, mit diesem Aufgabenbereich eine Vollzeitstelle zu füllen und sich überlastet zu fühlen. Was meinen Teil ihres Aufgabenbereiches betrifft, brauche ich vor Mitte März nichts zu tun, und einen anderen erledige ich nebenbei mit etwa fünf Minuten täglicher Mehrarbeit (wobei das die fünf Minuten sind, die es mich sonst kostet, die Mails zu löschen anstatt sie zu bearbeiten, insofern gleicht sich das aus). Das einzige, wo sie wirklich fehlt, sind die Ladendienste. Da bräuchten wir dringend eine Vertretung.

Ich mache eine Stunde früher Feierabend. Momentan, so zwischen zwei Projekten, ist es ruhig, kann ich gut Minusstunden machen, zumal ich ab Januar weniger arbeite und bis April jede Menge Überstunden anstehen.  

An der S-Bahn fällt mein Blick auf den Tabakladen und mir kommt eine Idee für eine Nikolauskleinigkeiten für den Gatten, falls ich in der fünften Filiale der Drogeriekette dieses reduzierte Duftset nicht finde: Er bekam schon ewig nicht mehr seinen Lieblingspfeifentabak. 

Überraschenderweise ist die S-Bahn pünktlich, klappt der Umstieg in den Bus. Im Drogeriemarkt gibt es tatsächlich noch das reduzierte Duftset - drei Mal. Ich kaufe gleich alle drei Packungen - keine halben Sachen. An der Kasse erreicht mich eine WhatsApp der Kollegin: Sie hat die letzte Packung in der Filiale ergattert. Prima, Gatten-Geschenke für Weihnachten, Valentins- und Hochzeitstag sowie Ostern gesichert ... 

Zu Hause rufe ich Schwiegermutter an und erzähle ihr vom Jagdglück, damit sie nicht durch die Stadt laufen muss. Inzwischen kommt der Gatte nach Hause. Wir tauschen uns kurz über unseren Tag aus, dann zieht er sich zurück, bevor's in die Küche geht, denn er ist heute mit dem Kochen dran. 

Ich bringe die erste von insgesamt drei Maschinen Wäsche auf den Weg und falle auf's Sofa. Mudderns wünscht sich ein Schultercape, und das soll bis Weihnachten noch fertig werden.  

Abendessen, Tagesschau, Donnerstagskrimi, nochmaliges Telefonat mit Schwiegermutter, Monitor, Tagesthemen, Bett und vor dem Einschlafen noch etwas lesen. 

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