Dienstag, 6. Juli 2021

#WMDEDGT 07/21: Linie 16

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Die Nacht ist unruhig, ich überhöre mal wieder zwei von drei Weckern, bin aber dennoch halbwegs in der Zeit. Erfreulicherweise bin ich auch einigermaßen ausgeschlafen - seit gut einer Woche sitzt die Maske meines CPAP-Gerätes nicht richtig, aber jetzt scheine ich wieder die richtige Einstellung gefunden zu haben. 

Aufstehen, den Gatten wecken und Kaffee aufsetzen. Der Gatte will heute mit mir los, will ehemalige Kollegen in ihrem Laden in der Stadt besuchen und bummeln. Wir haben also etwas Zeitdruck. Das kennen wir nicht mehr. Das ist auch nicht gut für den kranken Gatten. Kaffee trinken, Brote für's Büro fertig machen, Minze schneiden und in die Wasserflasche für's Büro geben, den Kaffeebecher zum Mitnehmen füllen, stadtfein machen, Wäsche aufhängen, Spülmaschine einräumen ... Der Gatte frühstückt währenddessen und sortiert sich.

Schnell ist klar: Den Bus, den wir nehmen müssten, damit ich pünktlich im Büro bin, erreichen wir nicht mehr. Ich beschließe, mit dem Auto zu fahren, damit der Gatte nicht alleine los muss. Das ist für uns beide entspannter - und schneller geht's auch. Wir sind binnen 30 Minuten in der Innenstadt. Unterwegs treffen wir auf die Buslinie 16, deren Existenz er am Vortag bestritt. Da hatte ich ihm die optimale Verbindung rausgesucht - mit Linie 16 könnte er bis fast vor die Ladentür seiner Ex-Kollegen fahren. Nur: "Die Linie kenne ich nicht! Die gibt es nicht!" Dass es inzwischen zahlreiche neue Linien gibt, ging an ihm vorbei.

Ich werfe meine Taschen kurz in den Laden, wo meine Kollegin auf ihren Ferienkurs wartet, und gehe mit dem Gatten Richtung Bushaltestelle. Während er mit dem Bus weiterfährt, hole ich beim Bäcker ein Brot. Seitdem der Gatte nicht mehr arbeitet, findet er kein Brot, das ihm schmeckt. Die beiden Bäckereien auf dem Weg zur Arbeit sind einfach phantastisch, nur mal eben 40 km zu fahren, um ein Brot zu kaufen, ist ja irgendwie auch doof. Aktuell probieren wir also immer mal andere Bäcker aus, in der Hoffnung, einen zu finden, der uns die 40 km erspart - bislang vergeblich.

Erstmal muss ich das Büro trockenlegen. Das Fenster hat eine Leckage, deren Ursache nicht gefunden wird. Zum Glück haben wir "Die Zeit" abonniert, aber nach dem Starkregen der letzten Tage ist auch die dicke Zeitung klatschnass, hält das Wasser nicht mehr. Dann steht der Corona-Test an. Zwei Wochen machte ich keinen, weil ich es so verstand, dass die Selbsttests bzw. Schnelltests nach vollständiger Impfung automatisch falsch positiv sind. Das ist offensichtlich falsch. Nun teste ich mich wieder. Das beruhigt, auch, weil ich aktuell beruflich viel Kontakt zu ungeimpften Kindern und Jugendlichen habe. Der Test ist negativ.

Endlich komme ich mal dazu, den Schreibtisch aufzuräumen und den Postberg zu sichten. Der sarggroße Karton, der in meinem Büro steht, entpuppt sich als Lieferung von Kleister, Quast, Abdeckfolie und Eimer - vor lauter Verpackungsmaterial finde ich in dem überdimensionierten Karton kaum die bestellte Ware. Bestellung verräumen, Altpapier im Keller entsorgen, dabei planlos mit dem Aufzug durch die Gegend fahren, weil ich verpeile, dass ich den Schlüssel brauche, um in den Keller zu gelangen.

Das tägliche Mudderns-Telefonat. Sie klagt noch immer über Schmerzen nach dem letzten Sturz, nimmt aber immerhin Schmerztabletten, richtige Medizin, keinen homöopathischen Humbug. Da sie alles verweigert, was Stürze verhindern könnte, muss sie da durch. Ich bin inzwischen mehr als müde, kann nur zugucken, denn Hilfe oder Veränderung lehnt sie ab. Das geht schon seit Jahrzehnten so, und aus Selbstschutz gab ich irgendwann auf. Sie versuchte auch schon, mich zu erreichen, vergaß, dass ich heute im echten Büro bin. Es ist noch nicht mal Mittag, aber für Mudderns ist der Tag schon wieder zu Ende, denn sie steht inzwischen schon um drei Uhr nachts auf. Anstatt ihren Tagesrhythmus der Umwelt anzupassen, beschwert sie sich, dass man sich nicht ihr anpasst. Ja, nee, is klaa. 

Dann ab in den Laden. Die Lieblingskollegin ist leider krank, ihre Vertretung anstrengend. Zum Glück ist der Arbeitstag kurz, da Ferien. Ich werde sogar eine halbe Überstunde abbummeln können.

Am späten Mittag ruft der Gatte an: Er ist wohlbehalten wieder zu Hause eingetroffen und hatte Spaß mit den ehemaligen Kollegen. Ich machte mir Sorgen, denn die letzten Tage waren ziemlich anstrengend für ihn, und da er sein Taschentelefon zu Hause ließ, kann er mich nicht erreichen, weiß im Notfall niemand, wer angerufen werden müsste. Der Gatte ist guter Dinge, fuhr nur nach Hause, weil er die falschen Schuhe anhatte, hätte sonst noch länger durchgehalten. Das ist erfreulich, denn vor vier Wochen schaffte er kaum die paar Schritte vom Krankenhaus zum Ententeich! Ich mache mir dennoch Sorgen, dass er sich übernimmt, denn die regelmäßigen Labor-Ergebnisse zeigen, dass er alles andere als gesund ist.

Übrigens fuhr der Gatte mit der Linie 16 zurück. "Die Verbindung ist super!" Sach bloß. Und: " Nächste Woche komme ich wieder mit, wenn du in die Stadt fährst."

Pünktlicher Feierabend, problemlose Rückfahrt. Ich rechnete fest damit, dass der Gatte nach dem anstrengenden Vormittag schläft, aber er ist wach, zeigt begeistert seine Einkäufe und erzählt. Eigentlich wäre jetzt Tee- und Kuchenzeit, aber keiner von uns besorgte Kuchen. Also keine Teezeit, stattdessen ins Bett kuscheln und lesen* - auch, wenn der Tag nicht anstrengend war, steckt mir die Anstrengung der letzten Wochen in den Knochen.  

Das Abendessen ist zum Glück schon fertig, muss nur aufgewärmt werden, aber vorher ist noch etwas Hausarbeit angesagt. Der Gatte will nach dem Abendessen in die Werkstatt. Heißt: Ich kann in Ruhe fernsehen. Das kam in den letzten Wochen sehr selten vor. Auf "Trautmann*" freute ich mich schon ein paar Tage und freue mich umso mehr, dass ich den Film jetzt ungestört sehen kann. Während die anschließende Doku läuft, muss ich im Garten auf Nacktschneckenpatrouille gehen. Die Biester lieben Paprika. Eine Pflanze vernichteten sie schon, zwei weitere versuche ich gerade zu retten. Außerdem suche ich noch die Schwimmsachen zusammen, falls ich morgen nicht verschlafe.

Nach der Trautmann-Doku sehe ich auch noch die Tagesthemen, komme viel zu spät ins Bett, lese* aber dennoch etwas vorm Einschlafen.  

Das Rezept zum Tag gibt's wie üblich in der Kombüse.

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