Samstag, 4. September 2021

Samstagsplausch KW 35/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXV

Wahrheiten von I.AM.SPRITE.
"Ist das wirklich erst ein Jahr her?", frug der Gatte diese Woche an seinem Geburtstag beim Betrachten der Geburtstagsfotos aus dem letzten Jahr. Das letzte Jahr kam uns wirklich sehr lang vor. Was ist da alles passiert! 

Montag beginnt Rosh haShanah, und wir gehen dankbar und hoffnungsvoll in das Jahr 5782. 

Der Gatte hatte diese Woche seinen ambulanten Vierteljahrescheck im Krankenhaus. Sein Zustand hat sich deutlich gebessert im Vergleich zum Juni, wo es sehr schlecht um ihn stand. Anfang 2022 wird es eine OP geben, damit der aktuelle Zustand auch langfristig erhalten bleibt. Der Gatte macht sich gerade mit dem Gedanken daran vertraut. Ansonsten muss er weiterhin monatlich zur Laborkontrolle und vierteljährlich ambulant ins Krankenhaus. Ihm ist bewusst, dass es im Juni wirklich knapp um ihn stand.

Ich bekam diese Woche den Befund der Nephrologin, denn seit April steht ja ein Tumorverdacht im Raume, und dabei war man auch mit meiner Niere unzufrieden. Nachdem mir der fürchterliche Chirurg letzte Woche u.a. entgegenschleuderte, ich wäre eine nierenkranke Diabetikerin, befand die Fachärztin, mit der Niere ist alles in Ordnung, die funktioniert zu 100%. Außerdem ist mein Blutdruck perfekt, empfiehlt sie die Reduktion oder gar Absetzung eines Medikaments. Und von Diabetes kann erst recht keine Rede sein, auch, wenn Ärzte das aufgrund meines Gewichts immer wieder gerne hätten. Mein Langzeitzucker ist optimal. Große Erleichterung! Im Zweifel vertraue ich der Nephrologin mehr als dem Chirurgen. Ich bin da jetzt so bummelig alle halbe Jahr zur Kontrolle. 

Wenn dann auch noch in drei Wochen die Magen-Darm-Spiegelung und die Hautkrebskontrolle negativ sind, kann ich diese dusselige Tumorsuche hoffentlich abschließen. Alle Fachärzte sagten bislang, dieser Tumormarker sei total unspezifisch, zeige von Tumor über Thrombose und Blutergüsse bis Zahnfleischbluten alles an, und äußerten ihr Unverständnis ob des Humangenetikers, der den Tumorverdacht in die Welt setzte. Nach dem Telefonat mit der Nephrologin merkte ich den Druck, unter dem ich seit Monate stehe, den ich seit Monaten überspiele: Ich zitterte am ganzen Körper.

Sonnabend kam Tante zu Besuch - ein Wiedersehen nach 15 Monaten! Früher, als Schwiegermutter noch ihr Haus hatte, war sie drei Mal im Jahr bei uns. Seitdem Schwiegermutter in der SWA lebt, ist es schwieriger, denn es muss dort eine Gästewohnung verfügbar sein, und das war wegen Corona lange nicht mehr der Fall. Zudem ist die Zugfahrt für Tante sehr beschwerlich. Sie braucht Hilfe beim Ein- und Ausstieg, auch für Gehwagen und Koffer (und normalerweise auch für den Dackel, aber der blieb leider zu Hause, denn in der SWA sind keine Tiere erlaubt). 

Aufgrund des Bahnstreiks war der Besuch kürzer als geplant, leider. Und Schwiegermutter war die ganze Zeit über extrem unleidlich, zickig, beleidigend, übergriffig, was den Besuch für Tante nicht zu einer Freude machte. Ich hatte gehofft, dass Tante vielleicht die Vorteile einer SWA zu schätzen lernt und überlegt, zu uns zu ziehen, aber so wird das nichts. Wir überlegen, Weihnachten zu Tante zu fahren. Das stand auch letztes Jahr schon im Raume, aber da waren wir noch nicht geimpft, die Hotels für Privatreisen geschlossen. Mal schauen, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt. 

Diese Woche wurde das Impfzentrum geschlossen. Meine Gedanken dazu spiegeln sich in diesem Artikel ganz gut wider. Aktuell verfolge ich die Diskussionen um die Drittimpfung, gerade auch im Hinblick auf einen möglichen Krankenhausaufenthalt des Gatten. Aber erstmal ist die Grippe-Impfung dran.

Diese Woche endete auch der Sommer-Dom, das erste Volksfest seit Dezember 2019. Der Dombesuch war nach 3G-Regeln mit vorab gebuchten Tickets für bestimmte Zeitfenster möglich. Normalerweise merke ich im Bus, dass Dom ist, denn die Linie passiert das Heiligengeistfeld, wo sehr viele Menschen zusteigen, aber dieses Jahr war kaum etwas zu merken. Selbst die Glacischaussee, sonst Dom-Parkplatz, wurde nicht gesperrt. 

Hier gilt seit mittlerweile 77 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist seit Dezember schwerkrank und jetzt verrentet. Dadurch kommen wir so langsam zur Ruhe. Ich bin immer noch perplex, wie schnell so ein Abschied aus dem Berufsleben gehen kann (und der Gatte hatte sich das auch anders vorgestellt).  

Bei meinem Arbeitgeber gingen wir im letzten Jahr sofort zum 16. März geschlossen ins Home Office und sind dort mit Unterbrechungen noch immer. Inzwischen gilt zwar wieder Präsenzpflicht, aber mein Arbeitgeber ist vorsichtig, setzt auf mobiles Arbeiten. Diese Woche hatte ich Urlaub. Das war fein, wenngleich trotzdem jeden Morgen der Wecker ging, weil viel zu erledigen war.

Ich war mal wieder bei Mudderns, was für mich sehr anstrengend war, für sie aber sehr schön, und das ist die Hauptsache. Als ich mit ihr im Café war, fiel mir auf, dass in den Lokalen, in den wir in den letzten Tagen in  Hamburg waren, gar nicht mehr 3G kontrolliert wurde, keine Kontaktdaten erfasst wurden. Der Bäcker bei Mudderns hingegen nimmt es vorbildlich genau, und das ist auch gut so. 

Corona bringt ja viele Merkwürdigkeiten mit sich, und da wir so auf uns reduziert leben, entdecken wir jetzt, wo wir wieder mehr unterwegs sind, immer wieder neue. So hatten wir beim Geburtstag des Gatten Probleme, ein Taxi für vier Personen zu bestellen. Normalerweise hat Schwiegermutter ihren Stammfahrer, aber der fiel kurzfristig aus. Die Taxizentralen beschieden mir, durch Corona gäbe es keine Großraumtaxen mehr, dürfen Taxifahrer maximal zwei Fahrgäste mitnehmen. Zwei Taxen auf einmal wollte man aber auch nicht schicken, ohne wirkliche Begründung. Wir bekamen das Problem schließlich mit Hilfe der SWA gelöst. 

Zum zweiten Mal konnte ich eine Folge der Aurora-Teagarden-Serie* sehen. Die Bücher las ich vor fünf Jahren, und auch beid er Serie habe ich phasenweise den Eindruck, sie müsste eigentlich in den 1950er Jahren spielen. Aber es ist ganz nette Freitagabendunterhaltung zum Stricken. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

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3 Kommentare:

  1. Oh, das liest sich zunächst deftig und ich verstehe gut, dass die Aussage Krebs mit enormen Druck einhergeht. Gut, dass Du Entwarnung bekommen hast!

    Übrigens lässt sich über Ärzte, Fehldiagnosen etc. vortrefflich diskutieren und ich kann dazu leider auch einiges beitragen...

    ...schön dagegen etwas Abwechslung zu gewinnen, wie z. B. mit der Teagarden-Serie, die wir erst kürzlich erstmals sahen, deren Buch mir jedoch fremd ist.

    Alles Gute und ein schönes Wochenende, liebe Grüßle von Heidrun

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  2. Ich finde es auch schade, dass das Impfzentrum nun dicht ist. Aber es gibt auch andere Stimmen - zum Beispiel die unseres Haus- und Hofjuristen Herrn M., der die 20 Minuten Aufenthalt im Ruheraum zur Beobachtung nach der Impfung mit der Begründung verweigerte, das sei Freiheitsberaubung und er würde die Verantwortlichen verklagen. Das hat er dann zwar nicht getan, aber allein das Wort Impfzentrum löst bei ihm nach wie vor Wutanfälle aus. Mir unverständlich. Aber wenn man nur will, findet man überall ein Haar in der Suppe. ;)

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  3. Ach gut zu lesen, dass es euch besser geht und die Tumorgeschichte auch hoffentlich bald Geschichte ist.
    Hier wird es auch immer laxer genommen, mit den Regeln. Und zum Glück sind wir nicht auf Taxen angewiesen.
    Liebe Grüße
    Andrea

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.