Samstag, 8. Juli 2023

Samstagsplausch KW 27/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXXIII

Bei "Send Your Name to Mars" kann man Teil der
Mars-Mission werden.
Dass ich seit diesem Montag auch montags zu Hause arbeiten kann, entspannt ungemein, denn so spare ich mir sonntags den Pack- und Staustress. Stattdessen kann ich ausschlafen, den Tag verhältnismäßig ruhig angehen lassen und habe einen Tag mehr für Handwerkertermine. Die andere Seite der Medaille ist allerdings, dass mir ein Tag im Echtbüro fehlt und ich all das, was ich an Hausarbeit in der Wohnung sonntags abends oder montags früh schaffte, jetzt auf montags abends schieben muss. Irgendwas ist ja immer. Diese Woche hatte ich sogar nur einen Tag im Echtbüro, so dass ich an dem Tag ziemlich unter Druck stand. Irgendwas ist ja immer.

Montag hatte ich einen Telefontermin mit der gynäkologischen Endokrinologin. Sie befand, meine Hormonstörung wäre jetzt eingestellt. Die Weiterbehandlung könne die Gynäkologin übernehmen. Okay, fein, nur was ist mit dem Diabetesmedikament, das ich off label bekomme ohne zu wissen, warum? Wer verschreibt mir da das Medikament und überwacht die Werte? Die Gynäkologin kann es nicht, da nicht ihre Baustelle. Die Hausärztin darf es nicht, da kein Diabetes. Die gynäkologische Endokrinologin will es nicht, weil sie nicht weiß, warum ich es bekomme. Das Medikament verschrieb  die Horror-Hormon-Tante, bei der ich davor in Behandlung war. "Vielleicht brauchen Sie das Medikament ja gar nicht mehr. Versuchen Sie es doch einfach mal ohne. Jede Tablette kann schließlich auch schaden." Ja, nee, is klaa. 

Gestern fasste ich mir ein Herz und rief beim einzigen Diabetologen in der alt-neuen Heimat an in der Erwartung, dass ich keinen Termin bekomme, weil Aufnahmestopp wie bei so ziemlich allen Ärzten im Landkreis. Ich schilderte mein Problem und bekam einen Termin in vier Wochen. Die Praxis geht das systematisch an, macht erstmal ein großes Blutbild mit Diabetes-Test, um zu gucken, was eigentlich los ist. Das hört sich nach 'nem Plan an. Mal gucken, was dabei heraus kommt. Ich bin nicht böse, wenn ich zwei Tabletten weniger nehmen kann, habe aber Angst, ohne das Medikament wieder zuzunehmen - und letztlich weiß ich ja seit drei Jahren nicht, weswegen ich es überhaupt bekomme, weil ich von der Horror-Hormon-Tante nie eine ordentliche Diagnose bekam.

Dienstag war der Gatte zur Nachbesprechung der Nieren-Biopsie bei der Nephrologin. Seine Beschwerden kommen tatsächlich vom Diabetes. Das ist nicht schön, bedeutet aber zumindest keine Kortisontherapie oder gar Dialyse. Nun wird er vierteljährlich untersucht. Hilfreich wäre es, wenn es gelänge, den Diabetes einzustellen, aber das klappt seit fast 20 Jahren nicht. Vielleicht gelingt es nach dem Umzug, denn der Gatte möchte dann den Diabetologen wechseln. Er bekam mein Telefonat mit der Diabetologen-Praxis mit und war verblüfft ob der Gründlichkeit, denn ein großes Blutbild mit Diabetes-Test wurde bei ihm nie gemacht!

Hier gilt seit mittlerweile 173 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich es momentan mal wieder etwas hakt, weil der Gatte abwechselnd über- und unterfordert ist. Da ich einfach nur überfordert bin, keine Entlastung bekomme, kracht es oft. Es ist schwer, mit dem Gatten Absprachen zu treffen. Er vergisst viel, und oft hat das, was wir morgens besprachen, mittags keine Gültigkeit mehr. Ich bräuchte Verlässlichkeit, aber die gibt es nicht. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Im Moment ist er noch weniger belastbarer als sonst, was mir Sorgen macht. Von dem Schwung, den er durch das Haus-Projekt vor einem Jahr hatte, ist nichts mehr da. Hoffnung macht, dass es ihm in der alt-neuen Heimat besser geht als in der Großstadt. Die aktuelle Situation kostet halt uns beide Kraft.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und, seit der Übernahme meines früheren Elternhauses vor einem Jahr, Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Im Haus tat sich einiges. Die Glaser nahmen die uringelben Scheiben aus dem Windfang und staunten über die Spezialkonstruktion der Außenscheibe, über die auch schon ihr Chef staunte. Wie vom Chef vermutet, werden sie sich da etwas einfallen lassen müssen, aber sie sind optimistisch. Der Maler kommt früher als gedacht. Nächstes Wochenende müssen wir alles so weit klar Schiff haben, dass er loslegen kann. Heißt, der Gatte muss die Auskragung im Treppenhaus verblenden - wenn er es körperlich schafft. Ansonsten muss der Maler die paar Paneele weißen und wir müssen mal gucken, wer die Auskragung verblendet. Wenn wir von der Beisetzung meiner Mutter zurück sind, werden Küche, Flure und Treppenhäuser hübsch sein. Dann kommen die Glaser wieder und setzen die neuen Scheiben ein. Die Rollladenbauer waren da, reparierten den Rollladen vorm Panoramafenster und versetzten zwei Schalter. Letzteres hätte eigentlich die Chaos-Baubrigade machen sollen. Der Defekt am Rollladen stammt vermutlich vom Versuch, ihn hochzuschieben - hört sich nach einem Einbruchsversuch an, passt zu einem Erlebnis, das eine Freundin mit der Chaos-Baubrigade hatte, nachdem sie die Schlösser auswechseln ließ, und zu den ominösen Ereignissen auf der Terrasse. Der Gärtner war malad, ist jetzt wieder einigermaßen kuriert am Start, aber jetzt will das Wetter nicht - und dann kamen noch ein paar Baumstümpfe dazwischen, die nicht mehr hätten da sein sollen. Mehrarbeit für den Gärtner, Mehrkosten für uns. Das Gartenhaus wurde geliefert und könnte aufgebaut werden, aber da es ab Montag erstmal durchregnet, wird sich das wohl verzögern. Ich hoffe, der Apfelbaum freut sich über den Regen, denn er warf schon jede Menge Äpfel ab.

Wir haben im Haus eine neue Telefonanlage mit Fernsprechern auf jeder Etage - sehr angenehm. Außerdem haben wir PVC-Fliesen für den Keller und Stufenmatten für die bald neu lackierte Treppe gekauft. In meinem zukünftigen Arbeitszimmer gibt es immerhin schon mal einen Schreibtischstuhl - den Schreibtisch werde ich hoffentlich an diesem Wochenende zusammenbauen. Schränke und Regale sind ausmessen. Jetzt muss ich gucken, wie alles passt. 

Durch Twitter stieß ich auf die Send Your Name to Mars-Initiative der Nasa. Wenn man sich einträgt, bekommt man eine virtuelle Bordkarte, und bei der nächsten Mars-Mission ist man sozusagen Passagier, reist der eigene Name ins All. Ich habe das mal für Mudderns gemacht, denke, das hätte ihr gefallen und passt zu ihr. Mond und Sterne waren ihr wichtig. Zum 70. Geburtstag wünschte sie sich das Lied "Ein Stern, der deinen Namen trägt". Ich hätte es gerne auf ihrer Trauerfeier gespielt, aber  es gibt nur die Bierzelt-Versionen, und die fand ich nicht passend. 

Nach dem AfD-Landrat in Sonneberg und einem AfD-Bürgermeister in Sachsen-Anhalt ist absehbar, dass im kommenden Jahr drei Bundesländer eine AfD-CDU-Regierung bekommen werden. Für Demokarten ist keine Zukunft mehr in diesem Land. Es ist an der Zeit, Koffer zu packen, Haus hin oder her. Ein Jude in Deutschland kauft sich nun mal besser kein Haus, sondern ein Auto. Gelten eigentlich unsere Reisepässe noch?

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

2 Kommentare:

  1. Ihr kommt ja doch ganz gut voran.
    Seit 20 Jahren lässt sich der Diabetes nicht einstellen, herrje was sind das bloß für Ärzte.
    Ich bleibe und biete die Stirn. Den Rechten das Feld überlassen? Nee
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Dass mit dem Diabetes verstehe ich auch nicht, kenne es von den Diabetikern im Umfeld, die zum Teil in der gleichen Praxis sind, auch anders. Ich hoffe, der Gatte kann nach dem Umzug die Praxis wechseln und kommt dann in gute Hände.

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.