Sonntag, 21. Juli 2024

Samstagsplausch KW 29/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXVII

Für unsere Verhältnisse war es eine ruhige Woche. Ich war drei Tage im Echtbüro und noch deutlich angeschlagen von der Kehlkopfentzündung. Dass die mich drei Wochen außer Gefecht setzt, hätte ich nicht gedacht. Meine Stimme ist immer noch nicht ganz wieder da. Ich spreche möglichst wenig. Es wird aber langsam besser: Ich hatte schon zwei Nächte ohne Hustenkrämpfe.

Die Büro-Woche war anstrengend: Ich war Montag kaum am Schreibtisch, als meine Kollegin kam, um mit mir die 10 Tage, die sie mich vertrat, durchzugehen. Ich hatte so ziemlich die schlechteste Zeit für einen Ausfall erwischt. Es war höllisch viel zu tun, und so musste einige aus dem Team mit einspringen. Sie meisterten es sehr gut, aber einiges musste dennoch gerade gezogen werden, und so waren die Tage im Echtbüro lang und arbeitsintensiv. Hinzu kamen Zugausfälle durch Baustellen und Personalmangel (Corona und Urlaubszeit sind eine schlechte Kombi). Phasenweise fahren die Züge nur alle zwei Stunden, sind dann auch noch verspätet und natürlich übervoll. Ich denke jedes Mal, das möchte ich dem geh- und sehbehinderten Gatten nun wirklich nicht zumuten, weswegen ich ihn ja auch zu den Arztterminen fahre. 

Ende November muss ich dienstlich nach Brandenburg - wäre es nicht dienstlich, führe ich nicht. So bin ich gespannt, ob sich die zu erwartende AfD-BSW-CDU-Regierung schon auf die Arbeit der Kolleginnen vor Ort auswirkt. Zu der Tagung fahre ich auf jeden Fall nicht so unbeschwert wie zu denen in den Vorjahren in Schleswig-Holstein oder Hessen. 

Letztes Wochenende schaffte ich es ein bisschen, die Küche einzuräumen. Dieses Wochenende wollte ich eigentlich weitermachen, aber seit gestern führte die Hitze zu heftigen Kreislaufproblemen, konnte ich mich kaum auf den Beinen halten. Mehr als unter Deckenventilator zu liegen, ist einfach nicht drin. Die Ruhe war sicher notwendig und tat gut, aber so komme ich natürlich im Haus nicht weiter. Ich hätte gerne mal wieder einen Esstisch ...

Aber trotz des Gefühls, nichts getan zu haben: Ich habe die Waschküche so weit aufgeräumt, dass ich endlich den Wäschesammler* aufbauen konnte. Er ist eine große Erleichterung, denn endlich muss ich nicht mehr mit Curvern hantieren, sondern habe die Wäsche an einem Platz. Ich wusch auch fünf Maschinen Wäsche, die draußen bei den aktuellen Temperaturen in Rekordzeit trockneten, und sortierte sie weg. Außerdem befestigte ich endlich die Handtuchhalter*. Mal gucken, wie sie halten. Handtücher im Bad unterzubringen, ist hier ein schwieriges Unterfangen.

Abendlicher Heißluftballon zwischen Flieder und Apfelbaum.

Generell aber ließ ich es nach der Arbeit ruhig angehen, saß abends lange im Garten, worunter die Beiträge in der Kombüse leiden, las*, guckte ins Blaue und Grüne, freute mich über die zutraulichen Amseln und versuchte einmal mehr, die letzten vier Jahre zu verarbeiten. 

Hier gilt seit mittlerweile 227 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Der Gatte bekam den aktuellen vierteljährlichen Befund der Nephrologin, der einmal mehr einen Krebsverdacht nahelegt. Der Verdacht kommt regelmäßig auf, weil ein Wert auffällig ist. Der Gatte beschloss nach zwei Tagen Schockstarre, dem nicht weiter nach zugehen, weil: "Wenn denen nichts mehr einfällt, ist es Krebs." Der Krebsverdacht ist ähnlich obskur wie der bei mir. Lange, bevor wir uns kennenlernten, hatte der Gatte deswegen schon einmal eine schmerzhafte, ergebnislose Untersuchung mit einwöchigem Krankenhausaufenthalt, und er weigert sich, das nochmal mitzumachen. Er erholt sich von solchen Untersuchungen immer schlechter, und die Wunden heilen nicht mehr so gut. Der Gatte will auch partout nicht mehr ins Krankenhaus, hat zudem die Arzttermine satt - es gibt ja kaum eine Woche ohne. Wir haben einmal mehr beschlossen, die Zeit zu genießen, die wir gemeinsam haben. Der Gatte geht aber dennoch mit dem Befund zu seinem Hausarzt, denn dem vertraut er. 

Während ich es schaffe, mich um die Arzttermine des Gatten zu kümmern, schaffe ich es bei meinen schon lange nicht mehr. Schon vor sechs Wochen hätte ich mal nachhaken müssen, wie der aktuelle Befund der Endokrinologin ist. Jetzt kann es auch warten bis zur nächsten Blutabnahme in sechs Wochen. Ich wollte mir schon seit Monaten eine Gynäkologin in der lindgrünen Hölle suchen. Ich müsste eine neue Aufbissschiene haben und zur Zahnreinigung, endlich den wegen der Augengeschichte des Gatten verschobenen Lungenarzttermin wegen einer Protrusionsschiene nachholen ... Immerhin schaffte ich es, einen Termin zur Tumorkontrolle zu machen. Die muss alle drei Jahre erfolgen, und jetzt ist es wieder so weit. In der Praxis der Kardiologin des Gatten ist auch ein Gastroenterologe, und während das Herz des Gatten untersucht wird, wird nach meinen Tumoren geschaut. Zwei Fliegen, eine Klappe.

Kommende Woche wird der Öltank wieder befüllt. Wir sind sehr froh, dass wir mit dem Öl auskamen, fehlt uns doch die Erfahrung, wie viel wir brauchen. Der Ölstandsanzeiger überfordert uns immer noch, denn wir verstehen ihn nicht. Zum Tanken muss die Ölheizung abgeschaltet und nach ein paar Stunden wieder angeschaltet werden - das wird wieder aufregend. 

Unser ehemaliger Vermieter könnte langsam mal die Nebenkostenabrechnung schicken, überlegt aber vermutlich noch, wie er die gestiegenen Heizkosten begründen soll. Letztes Jahr eskalierte ich ja ob der plötzlichen Nachtfröste, die für eine Steigerung von 600 % gesorgt haben sollten - im wärmsten August aller Zeiten. Und auch, wenn wir die Kaution abgeschrieben haben, wäre es hübsch, etwas dazu von ihm zu hören. Von einer ehemaligen Nachbarin erfuhr ich, dass die Wohnung noch immer nicht neu bezogen ist. Da war wohl doch mehr zu machen, als die Mitarbeiterin des Vermieters dachte - sie wollte ja nicht auf uns hören, als wir sagten, die Wohnung müsse komplett modernisiert werden. Sie war bis auf die Änderungen, die wir auf eigene Kosten vornahmen, technisch auf dem Stand von 1972.  

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Wir haben uns jetzt doch entschieden, die beiden für ein Wochenende zu besuchen, wenn sie im September zwei Wochen in Travemünde sind. Eigentlich wollte der Gatte an seinem Geburtstag mit Schwiegermutter und Tante ins Theater, aber trotz Behinderten-Ermäßigung für die drei wären das fast 300 € für vier Karten. Das sorgte für Schnappatmung, und das will der Gatte nicht ausgeben. So werden wir je nach Tagesform des Gatten entweder essen gehen (selbst das vom Guide Michelin ausgezeichnete Lieblingslokal des Gatten ist mit allen Zipp und Zapp günstiger als der Theaterbesuch) oder bei Schwiegermutter essen. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen sowie den aktuellen Stand beim Einbau unserer neuen Küche berichte ich in der Kombüse

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