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Diese Woche ging's zum letzten Mal ins Himmelreich. |
Im Abschlussbericht sprach die Therapeutin die Empfehlung aus, dass aufgrund der akuten Belastungssituation, der ich bin, alle zwei Jahre eine Reha indiziert sei. Meine Hausärztin könnte also schon im kommenden Jahr einen neuen Antrag stellen.
Einstweilen habe ich einen Antrag auf RV fit kompakt gestellt, der Variante mit stationärer Unterbringung bei Anfangs- und Abschlussphase. In der ambulanten Variante komme ich nämlich nicht aus dem täglichen Hamsterrad heraus, hätte zudem täglich über zwei Stunden Fahrzeit. Für die Trainingsphase habe ich eine Einrichtung gefunden, in die ich tatsächlich mit dem ÖPNV komme - sofern der Metronom fährt. In der Anfangs- und Abschlussphase könnte mich der Gatte begleiten, aber er möchte es nicht aus Rücksicht auf mich, denn dann wäre ich nur mit ihm beschäftigt, zumal es für Rehabilitanden mit begleitenden Angehörigen nur Doppelzimmer gibt. Da würde ich kaum eine Nacht durchschlafen können. Sollte der Antrag bewilligt werden, müssen wir mal gucken, wie ich Unterstützung für ihn organisiere, denn er ist dann ja nicht nur stundenweise alleine wie sonst, wenn ich im Echtbüro bin. Einen Pflegedienst mit freien Kapazitäten gibt es hier im weiten Umkreis nicht. Dennoch wird sich hoffentlich eine Lösung finden. Zumindest unsere rechte Nachbarin wird bereit sein, immer mal nach ihm zu gucken, und dann telefonieren wir ja auch täglich.
Diese Woche hatte ich auch ein Erstgespräch für eine Anschlusstherapie. Kommende Woche folgt ein zweites, und dann schauen wir mal. Es ließ sich jedenfalls gut an. Die Therapeutin ist jung, aber in meinem Alter ist es auch schwierig, jemand älteres zu finden. Die junge Frau schlug sich jedenfalls wacker angesichts des Chaos, in dem ich seit fünf Jahren stecke. Da habe ich schon anderes erlebt (einmal musste ich eine Therapeutin während des Erstgespräches psychisch aufbauen und erwog, ihr eine Rechnung zu stellen). Niedlich fand ich, wie sie zum Schluss sagte: "Ich traue mich kaum, Ihnen den Flyer zu geben, weil Sie schon so viele Termine bewältigen müssen, aber wir haben eine Vorbereitungsgruppe für die Einzeltherapie. Vielleicht ist das ja was für Sie. Sie müssen da aber nicht hin, wenn es nicht geht." Ich muss mal schauen. Sinnvoll ist die Vorbereitungsgruppe sicher, aber erstmal möchte ich alle OP-Termine des Gatten unter Dach und Fach haben.
Hier gilt seit mittlerweile 258 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen.
Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.
Für Schwiegermutters 90. Geburtstag haben wir inzwischen Weißenhäuser Strand gebucht. Der Gatte und ich werden fünf Tage dort sein, denn länger halten wir beide es nervlich nicht aus. Aktuell sind mal wieder keine Gespräche mit Schwiegermutter möglich. Ich kümmere mich auf ihren Wunsch um die Einreichung der Krankenhausrechnungen des Gatten bei der Privatversicherung, heißt, ich fülle alle Unterlagen inklusive Überweisungsträger aus und schicke sie zur Weiterleitung an Schwiegermutter. Nur: Die Weiterleitung hakt. Meine Schrift auf den Überweisungsträgern ist ihr zu groß, die Farbe des Briefumschlags ist falsch (muss weiß sein, nicht braun), die Briefmarken gefallen nicht ... In Absprache mit der Versicherung soll Schwiegermutter eine Vollmacht aufsetzen, dass ich die Rechnungen zukünftig bezahle, die Erstattungen auf mein Konto gehen, nicht auf das von Schwiegermutter. Damit war Schwiegermutter beim Gespräch mit der Versicherung auch einverstanden, aber jetzt schafft sie es nicht, den entsprechenden Brief zu unterschreiben, weil sie ihn nicht versteht. Ich bin nicht sicher, ob es fortschreitende Demenz ist oder ob sie sich einen Besuch vom Gatten und mir ertrotzen will. Für beides fehlt mir die Kraft. Ich hoffe, ich finde hier bald eine Lösung, sonst werde ich irre (und hier werden Mahnungen eintrudeln, denn die ersten Rechnungen sind überfällig).
Der Gatte merkt erfreulicherweise die ersten positiven Auswirkungen der OP. Sollte die zweite OP in vier Wochen gut verlaufen, sind vielleicht sogar wieder kleine Spaziergänge vorstellbar - oder gar ein Hund, denn der braucht Bewegung, zu der Gatte lange nicht mehr in der Lage war. Er ist inzwischen auch immer öfter bereit, zu Terminen, zu denen ich ihn nicht unbedingt begleiten muss, mit dem Taxi zu fahren, zumindest eine Strecke. Den Rückweg macht er zu Fuß, denn Taxen gibt es hier zuverlässig nur auf Vorbestellung, und wie lange ein Arzttermin dauert, lässt sich ja schlecht abschätzen. Buchstäblich schrittweise wird er dann hoffentlich auch wieder längere Strecken schaffen, aber noch ist die Amputationswunde frisch, da darf er sich gerne etwas schonen.
Diese Woche ließ die Hamas zehn Geiseln frei - 63 Menschen sind noch in ihren Händen, seit mittlerweile 506 Tagen. Als Donnerstag Abend bekannt wurde, dass zwar die Leichname der Bibas-Kinder übergeben wurden, nicht aber der Leichnam ihrer Mutter, sondern der einer unbekannten Frau, dachte ich, tiefer könne die Hamas nicht sinken. Dann wurde bekannt, dass sie Sprengsätze in Bussen und auf einem Kinderspielplatz deponierte, die zur Rush Hour explodieren sollten. Dass sie es nicht taten, lag an der simplen Verwechslung von AM und PM beim Einstellen des Zeitzünders. Kaum waren diese Infos einigermaßen gesackt, war endlich der Leichnam von Shiri Bibas überstellt, kam die nächste Geisel-Freilassung, und die Hamas zeigte eine neue Perfidie: Zwei Geiseln mussten der "Zeremonie" beiwohnen und um ihr Leben betteln, ohne freigelassen zu werden - und das alles unter den Augen des Roten Kreuzes.
Es fällt mir immer schwerer, dem Gatten zu widersprechen, wenn er Hamas pauschal als Monster bezeichnet, oder den jüdischen Bekannten und Freunden zu widersprechen, die inzwischen streng auf Trump- und AfD-Linie sind. Das hat was von Kälbern, die ihre Schlächter selbst wählen. Zur Perfidie der Hamas gehört auch, wie unglaublich grausam Kfir, Ariel und Shiri Bibas ermordet wurden, und ich bin da durch Shoah-Dokumente einiges gewohnt. Die Verteidiger der Hamas nehmen jede Grausamkeit hin, und nach der Frau, die statt Shiri Bibas übergeben wurde, fragt auch niemand. Wie kalt und abgestumpft kann man sein?! Ich sollte das nicht fragen; die Hamas sieht es als Herausforderung an.
Die Wahl schürt auch keine Hoffnung oder Zuversicht, schon gar nicht nach der gestrigen Rede des Sauerland-Trumps im Löwenbräukeller. Immerhin schoss er nicht in die Decke. Aber das wir demnächst von CDU-AfD-regiert werden, ist hart - und lebensgefährlich für viele, auch für meine Familie und mich.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
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