Diese Woche war mehr als knackig. Montag durfte ich den Gatten aus dem Krankenhaus holen. Die Blutwerte waren im Rahmen seiner Möglichkeiten wieder normal. Er hatte es geschafft, sich drei Krankenhauskeime einzufangen. Für den nächsten Aufenthalt in vier Wochen bekommt er Desinfektionsspray und -tücher mit. Der Gatte beobachtete die Putzfrau, wie sie mit dem gleichen Lappen erst die Kloschüssel wischte, dann die Klobrille, das Waschbecken und die Nachttische ... Mir fiel auf, dass die gleiche Putzfrau im fünften und im ersten Stock unterwegs war, und ich hoffe, sie wechselt wenigstens zwischen den Stockwerken mal den Lappen. Sie sollte bei unserer Putzfrau in die Lehre gehen, denn bei der komme ich mit dem Waschen von Lappen kaum hinterher.
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Das Sofa-Rudel wartet sehnsüchtig auf den Leit-Hasen. |
Es ist gut, den Gatten wieder zu Hause zu haben. Das Haus ist endlich nicht mehr so still.
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So sieht das Sofa-Rudel von vorne aus. |
Da der Gatte erfreulicherweise gut alleine zurecht kommt, trotz Amputation gut die Treppen meistert, konnte ich endlich mal wieder zwei Tage nach Hamburg fahren. Ich hatte leichte Dobby-is-free-Vibes.
Das Zugunglück am Dienstag sorgte für einiges Chaos. Zwar wurde schnell ein Busnotverkehr eingerichtet, aber ich fand nicht heraus, wo die Busse fahren. Es fehlte jegliche Ausschilderung, und die Leute, die auf dem Bahnhofsvorplatz in Harburg standen, wussten auch nicht weiter, warteten auf ihre Abholer. Ich dachte kurz daran, dass mich früher der Gatte abgeholt hätte, dass das heute nicht mehr geht. Also nahm ich kurzerhand ab Harburg ein Taxi, bedauerte die 55 Euro, die das kostete, und fuhr Mittwoch gleich mit dem Auto. Inzwischen weiß ich, wo die Busse abfahren.
Das Zugunglück forderte ein Todesopfer. Es ist ein Kollege aus einem früheren Leben, der Frau und vier Kinder hinterlässt.
Der Augenarzt-Termin des Gatten war wenig erfreulich. Der Gatte hätte schon im Sommer in die Augenklinik eingewiesen werden müssen. Stattdessen haben die beiden behandelnden Ärztinnen den Ernst der Erkrankung übersehen, wodurch sich die Augen kontinuierlich verschlechterten. In vier Wochen ist der Gatte in der Augenklinik, und wir hoffen, dass zumindest ein Auge gerettet werden kann.
Der Augenarzt ist in der Nähe von Schwiegermutter, so dass wir anschließen bei ihr zum Frühstück waren. Das war unwahrscheinlich anstrengend! Ich war heilfroh, dass ich mir den Tag frei nahm und den Nachmittag zum Runterkommen nutzen konnte. Schwiegermutter zeigte sich von der allerschlimmsten narzisstischen und egozentrischen Seite. Immerhin scheinen wir eine Lösung für ihren 90. Geburtstag gefunden zu haben: Sie ist bereit, nach Weißenhäuser Strand zu fahren. Das legen wir ihr schon seit Jahren nahe, weil da alles barrierefrei und ideal für Tante ist, aber nach dem Unfall des Gatten vor drei Jahren will sie dort nicht mehr hin. Außerdem ist sie der Überzeugung, dass Weißenhäuser Strand nicht am Meer liegt. Ja, nee, is klaa. Die Aufenthalte in Travemünde waren aber für Tante und sie nur Quälerei, so dass Schwiegermutter jetzt vernünftig geworden zu sein scheint. Der Gatte und ich sollen auch zehn Tage mitkommen, wissen aber, dass wir das nervlich nicht aushalten, und werden nur ein langes Wochenende fahren. Wir nutzen die geplanten Krankenhausaufenthalte des Gatten als Ausrede und haben eigene Urlaubspläne Ende Mai, wenn es die Gesundheit des Gatten zulässt. Ich hoffe, wenn sich Schwiegermutter endlich entschließt zu buchen (bzw. mich buchen lässt), ist im Hotel noch was frei.
Hier gilt seit mittlerweile 257 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen.
Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.
Diese Woche hatte ich meinen vierteljährlichen Endokrinologen-Termin. Die Ärztin, bei der ich bislang in Behandlung war, verließ die Praxis, und es hieß, ihre Patienten würden von den anderen Ärztinnen nicht übernommen. Da ich irgendwann schlichtweg keine Kapazitäten hatte, mich um mich zu kümmern, beschloss ich, es darauf ankommen zu lassen, ohne Endokrinologin und vor allem ohne Medikamente dazustehen. Im Hamburg nehmen die Praxen keine Patienten auf. Der Diabetologe des Gatten signalisierte, er nähme mich im Notfall auf, obwohl ich keinen Diabetes habe, um mir die Fahrt nach Kiel, Hannover oder Bremen zu ersparen. Jetzt rief eine neue Ärztin aus der bisherigen Praxis an, um die Laborwerte mit mir zu besprechen. Sie bot mir an, entweder zur bisherigen Ärztin zu wechseln, die jetzt in Kiel ist, oder zu ihr zu kommen. Ich entschied mich für letzteres, denn die Praxis liegt sehr günstig. In einem halben Jahr lerne ich die Ärztin dann kennen. Sie befand, halbjährliche Termine reichten. Mal gucken, wie sich das entwickelt.
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Erste beim Stricktreffen. |
Freitag ging's dem Gatten nicht so gut. Vermutlich mutete er sich in den letzten Tagen einfach zu viel zu, und außerdem brach er sich im Krankenhaus eine Rippe. Dennoch redete er mir zu, dass ich zum monatlichen Stricktreffen gehen solle, er käme alleine zurecht. Ich war nur ein paar Gehminuten entfernt und taschentelefonisch erreichbar. Der Abend tat mir so gut! Es war schön, mal wieder unbeschwert zu sein. Ich bekomme so viele Impulse und Anregungen, das ist schön.
Den geplanten Hochzeitstagurlaub sagte ich ab und diskutierte eine Woche mit dem behandelnden Arzt des Gatten über das entsprechende Attest. Dabei war nicht das Attest das Problem, sondern der Umstand, dass die dänische Versicherung des Ferienhausvermieters dafür kein Formular hat, sondern einen Dreizeiler des Arztes möchte. Das verstand der Arzt nicht. Jetzt liegt aber endlich das Attest vor.
Das Weltgeschehen ist nüchtern schwer zu ertragen. Immerhin kamen unsere Briefwahlunterlagen rechtzeitig an und sind inzwischen auf dem Rückweg.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
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