Donnerstag, 5. September 2024

#WMDEDGT 09/24: Entschleunigung

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Die Nacht ist gut, mehr als vier Stunden Schlaf am Stück. Das morgendliche Aufstehen fällt dennoch schwer, denn es ist noch dunkel. Es wird Herbst.

Ich soll entschleunigen, quasi ärztlich verordnet. Ich habe mittlerweile zu viele Stressfolgeerkrankungen. Also erledige ich mein tägliches Pensum jetzt ganz achtsam ...   

Während der Kaffee kocht, in den Keller, um die erste Maschine Wäsche in die Maschine zu geben. Wieder hoch, Brote für den Gatten schmieren. Er muss heute nüchtern zum Arzt, ist etwa zwei Stunden unterwegs, da braucht er nach der Blutabnahme etwas zu essen. Brotdose und Kaffeebecher bereitstellen, dann den Gatten wecken und mit schwarzem Kaffee versorgen - mehr darf er gerade nicht. 

Während der Gatte wach wird und sich fertig macht, etwas arbeiten. Pause, kontrollieren, dass der Gatte alle Unterlagen einpackt, vor allem auch die Nachricht für die MFAs, dass er eine Überweisung für die Podologin braucht, und dem Gatten einschärfen, dass er auch daran denkt. Den Gatten auf den Weg bringen. Die erste Ladung Wäsche ist jetzt auch schon durch. Die Waschmaschine neu füttern und die erste Ladung im Garten aufhängen. Die Spülmaschine wäre dann auch fertig und könnte aus- und sofort wieder eingeräumt werden, aber das ignoriere ich. Ich soll ja entschleunigen. 

Aus München kommen Meldungen über Schüsse vorm Israelischen Konsulat und dem NS-Dokumentationszentrum. Heute ist der 52. Jahrestag des Olympia-Attentats. Die Schüsse fielen kaum zufällig, was sich im Laufe des Tages auch bestätigen wird. Gott sei Dank wurde diesmal ein Terroranschlag verhindert. 

Arbeiten, bis die Waschmaschine wieder spielen will. Wäsche aus der Maschine nehmen und im Garten und auf dem Balkon aufhängen, dabei hoffen, dass der Gatte nicht justament dann kommt, wenn ich im Garten bin. Ich habe ihm keinen Zettel aufgehängt, und er bekommt Panik, wenn er mich nicht sofort findet (gut, er bekäme auch trotz einer Nachricht Panik, weil er dazu neigt, die Nachricht nicht zu sehen, aber das ist eine andere Baustelle). Darauf, eine dritte Ladung Wäsche zu waschen, verzichte ich. Ich soll ja entschleunigen. Diesmal nutze ich die Pause auch dazu, etwas zu frühstücken.

Arbeiten, bis der Gatte wieder da ist und vom Arztbesuch berichten will. Er dachte an die Verordnung für die Podologin. Hurra! Die Verordnung nehme ich ihm gleich ab, ehe sie verschwindet. Der Gatte verlegt Dinge schneller als Lucky Luke schießt. Gatte und Praxis dachten auch an die Überprüfung der Kaliumwerte. Der Arzt will sich melden, wenn der Laborbefund da ist. Vermutlich wird das in meinem Urlaub sein, so dass ich dann bei der Praxis nachfragen muss, ob bei den Tabletten irgendwas geändert werden muss, aber das ist halt so. Beim Gatten kommen solche Infos einfach nicht mehr an. 

Der Gatte brachte Brötchen mit und frühstückt jetzt erstmal richtig. Ich arbeite ungestört bis mittags durch, habe die Nachrichten aus München im Blick und esse die beiden für mich gedachten Brötchen als Mittagessen. Nach der Mittagspause wieder arbeiten.

Mittlerweile ist mir vor lauter Entschleunigung schwindelig - okay, es könnte auch an der Hitze liegen und daran, dass ich zu wenig trank. Jedenfalls beschließe ich, Feierabend zu machen und mich etwas hinzulegen. Da ich über eine Stunde komatös schlafen werde, scheint das auch notwendig gewesen zu sein. Normalerweise würden wir heute den Wocheneinkauf erledigen, aber es ist viel zu heiß. Wir bleiben lieber im Haus, wo es kühler ist.

Dann versuche ich herauszufinden, warum unsere Küchenbeleuchtung nicht funktioniert. Ich dachte, es liegt am Funk-Schalter, aber der war's nicht. Bei Ikea konnte man mir gestern in der Lampen-Abteilung auch nicht sagen, was ich machen muss, wenn's nicht am Schalter liegt. "Früher hätten wir Ihnen einen Techniker geschickt. Heute müssten Sie die Lampen ausbauen und damit hierher kommen." Ich baue ganz sicher keine Lampen aus, die ich nicht einbaute. Bevor ich es beim telefonischen Kundenservice eskalieren lasse, arbeite ich mich durch die Tiefen des Internets und lerne, dass die Lösung sein könnte, Rodret mit Trådfri neu zu verpartnern. Also Büroklammer für das Reset-Loch suchen, auf die Leiter und hoffen, dass es mit Reset und Pairing klappt. Hurra, nach mehreren Versuchen haben wir wieder Licht in der Küche!

Tee-Zeit mit dem Gatten, der inzwischen die Spülmaschine aus- und einräumte. Ich hatte Zitronen-Joghurt-Kuchen eingefroren, der jetzt schnell aufbackt. 

Nach der Wäsche im Garten und auf dem Balkon gucken und das abnehmen, was trocken ist. 

Ich schaffe es endlich, mit darum zu kümmern, dass die Türen meines Kleiderschranks Griffe bekommen, und ärgere mich erneut über Ikea. Trotz Nachfrage, ob sie passen, lassen sich die Latmask-Aufsteck-Griffe nicht auf die Forsand-Türen stecken! Die Türen sind einige Millimeter zu dick, so viel, dass auch kein Gummihammer hülfe. Also werden sie aufgeklebt - genau das, was ich nicht wollte. Ich könnte auch bohren, aber das will ich noch weniger, und darum kaufte ich Aufsteckgriffe. Zum guten Schluss sind die Griffe so dick, dass sie sich bei Doppeltüren gegenseitig blockieren. Ganz toll. 

Eigentlich müsste ich jetzt noch das Schuhregal aufbauen, aber ich mag gerade nicht mehr. Wobei: Das Schuhregal ist nicht von Ikea. Da könnte der Aufbau problemlos vonstatten gehen.

Die Hotels für unseren Weihnachtsurlaub buchen. Eins klappt problemlos über das hoteleigene Buchungssystem, beim zweiten muss ich mailen und bekomme am kommenden Tag prompt eine Bestätigung für September statt für Dezember, weil die Mail nicht richtig gelesen wurde. 

Das Abendessen muss zum Glück nur aufgewärmt werden. Es gibt Schmorgurken mit Fleischbällchen. Wieder mal merke ich, dass Aufwärmen auf dem neuen Herd nicht gut klappt und fülle das Essen aus dem Topf in eine Mikrowellenschüssel. Das geht wesentlich besser. 

Nach dem Abendessen fülle ich die Spülmaschine und stelle sie an - zum zweiten Mal heute. Dann leiste ich dem Gatten ein wenig Gesellschaft, aber mir fallen die Augen zu. Also ab ins Bett und vor dem Einschlafen kurz noch etwas lesen*.

Als ich nach oben ins Schlafzimmer gehe, werfe ich noch einen Blick aus dem Esszimmerfenster: Im gegenüberliegenden Garten kriecht der Nachbar mit einer Taschenlampe über den Rasen und zupft Unkraut. Manche Menschen haben merkwürdige Hobbies ... Letztens Sonntag feudelte das Paar die Betonplatten auf seiner Terrasse, und alle zwei Tage wird jedes Blatt sorgfältigst mit Spruzit behandelt. Ich wünschte, ich hätte nur ein bisschen von ihrer Tatkraft. Dann wäre der Vorgarten nicht komplett verwildert.  

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 5. September 2020 urlaubten wir in Dänemark, waren auf der Suche nach Kreuzkümmel, war der Gatte noch gesund. Am 5. September 2021 waren der inzwischen kranke Gatte und ich zum ersten Mal seit seiner Erkrankung im Urlaub und ruhten uns am ersten Urlaubstag nach einer anstrengenden Anreise aus. Am 5. September 2022 bereiteten wir uns auf die juristische Übernahme des alt-neuen Hauses vor. Am 5. September 2023 waren wir noch immer nicht umgezogen, hatten mal wieder Probleme mit einem betrügerischen Handwerker und suchten einen Dachdecker. Den suchen wir immer noch, denn die Ausbesserungsarbeiten, die bei uns gemacht werden müssen, sind zu unattraktiv. / *Affiliate link  

Sonntag, 1. September 2024

Samstagsplausch KW 35/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXIII

Der Herbst naht mit großen Schritten.
Heute morgen wurde ich mit der Nachricht geweckt, dass gestern Abend die Leichen von sechs jungen Menschen gefunden wurden, die nur Minuten vor ihrer Befreiung von der Hamas ermordet wurden. 

Elf Monate gingen Hersh Goldberg-Polin, Carmel Gat, Almog Sarussi, Ori Danino, Eden Yerushalmi und Alexander Lobanov durch die Hölle. Nun haben ihre Familien grausame Gewissheit. Direkt danach kam die Nachricht, dass es einen erneuten Terroranschlag gab, dem drei Israelis zum Opfer fielen. Das muss die Feuerpause sein, der die Hamas zustimmte (und die Angriffe aus dem Libanon auf den Norden Israels gehen natürlich auch unvermindert weiter). Diese Nachrichten überlagern die Freude über die geglückte Befreiung von Qaid Farhan Alkadi zu Wochenbeginn. 

Hersh Goldberg-Polin, ein Amerikaner, war in einer Initiative aktiv, die mit israelischen und palästinensischen Kindern Fußball spielte, und Fan der deutschen Fußballclubs Werden Bremen und St. Pauli. Während um ihn und um die anderen Ermordeten getrauert wird, feiern die Hamas und ihre Unterstützer ihren Tod mit der Verteilung kostenloser Süßigkeiten.  

Wenn dieser Beitrag erscheint, werden gerade die Wahllokale in Thüringen und Sachsen geschlossen. In beiden Bundesländern wird dann die AfD die Mehrheit haben. Ich bin gespannt, welche der demokratischen Parteien zuerst umfällt und koaliert. Auf den Tag genau 85 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen, 81 Jahre nach dem Erlass zum Tragen eines Judensterns regiert wieder eine faschistische Partei. Super. Wenigstens die Nazis haben aus der Geschichte gelernt. 

Hier gilt seit mittlerweile 233 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

"Der Schrank kostete dich den letzten Nerv!", stellte der Gatte bedauernd fest, als mein Körper vorgestern die Notbremse zog - besser: Ziehen wollte. Ich kann es mir momentan schlichtweg nicht leisten, schlapp zu machen, also mache ich weiter, irgendwie. Es bleibt jeden Abend das Gefühl, wieder nicht alles geschafft zu haben, was ich schaffen müsste. Ich merke, dass ich gesundheitlich echt angeschlagen bin, aber es hilft nichts. Ich versuche, irgendwie mit Tabletten durchzuhalten.

Die beiden jungen Männer mit dem mobilen Hausmeisterservice meldete sich. Der Gatte und ich beschlossen, ihnen den Unglücksfall, den sie als Entschuldigung für ihre Absage nannten, zu glauben, wissen wir doch selbst, welche Achterbahnfahrten das Leben nehmen kann. Im zweiten Anlauf kamen sie wie besprochen, erwiesen sich auch "in echt" als höflich und plietsch. Ratzfatz waren vier Lampen an der Decke, war eine weitere Lampe repariert. Ende Oktober werden sie die letzten noch anstehenden Arbeiten ausführen. Einiges versucht der Gatte bis dahin selbst zu erledigen. Schafft er es nicht, übernehmen die jungen Männer. Das ist ein Kompromiss, mit dem ich leben kann. Ich will den Gatten ja nicht bevormunden, in dem ich von vornherein sage, dass er die Projekte, die er sich vornahm, nicht schafft. Ich weiß ja, er will, nur er kann nicht. Er soll sich auf die Projekte konzentrieren, die ihm Spaß machen, und das ist die Modellbahn. Es wäre schön, wenn er die Fertigstellung der Anlage noch erlebt.

Mein Kleiderschrank montierte jemand anderes, weil ich nach der kurzfristigen Absage der jungen Männer nicht wusste, was wird, dringend Ersatz brauchte. Sagen wir mal so: Der Schrank steht. Ich vermute, da dürfen die beiden jungen Männer demnächst auch noch mal ran, denn so wirklich zufrieden bin ich nicht, vor allem im direkten Vergleich der Arbeit dieses Handwerkers zur akkuraten und sauberen Arbeit der beiden jungen Männer.

Diese Woche brachte den Gatten-Geburtstag mit Besuch bei Schwiegermutter und Tante. Der Gatte hielt sich wacker, das Treffen verlief einigermaßen harmonisch. Zusammentreffen mit Tante sind ja ohnehin ein Vergnügen, aber mit Schwiegermutter ist es oft schwierig. Wenn nichts dazwischen kommt, werden wir Weihnachten mit Tante in Dachau feiern. 

Im Büro ist unsere Fusion mit einem anderen Institut jetzt fix und von allen Gremien genehmigt. Die ersten Werbematerialien wurden nach monatelanger Entwicklung von Logos, CI und CD jetzt in den Druck gegeben - nur dachte keiner der vielen hochbezahlten Köpfe daran, sie mal Korrekturlesen zu lassen. So geht's dann fehlerhaft in den Druck, denn Chefin schickte die Entwürfe erst rum, als alles schon im Druck war. Ich verscherzte mir Sympathien, als ich dennoch auf den Fehler hinwies. In der kommenden Woche werden unsere alten Telefone abgeschaltet. Wir bekommen neue Telefonnummern und telefonieren zukünftig über den PC.  Praktisch wäre es, wüssten wir unsere neuen Telefonnummern und hätten schon Headsets. Beides ist nicht der Fall. Das wird spannend.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Freitag, 30. August 2024

#pmdd2024: Der 28. August 2024

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2024 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Wir haben gerade einen hohen Verbrauch an glatter Petersilie, die neben der Kaffeemaschine wohnt.

Während der Kaffee kocht, werde die Pflanzen gegossen, wird Sauerampfer geerntet.

Den Sauerampfer brauche ich für die Frühstücksbrote im Büro. 

Heute ist der zweite Echtbüro-Tag in dieser Woche. Da der Metronom-Fahrplan ausgedünnt wurde, sind meine Hamburg-Tage sehr klar strukturiert, ist morgens jede Minute verplant. Bei nur zwei Zügen pro Stunde (oft auch nur einer) kann ich es mir nicht leisten, einen Zug später zu nehmen, schon gar nicht, wenn ich einen Termin habe so wie heute.

Der Moment, in dem ich überlege, doch lieber das Auto zu nehmen.

Der Moment, in dem ich entscheide, doch lieber das Auto zu nehmen.

Ich ergatterte den vorletzten Parkplatz!

Dauert zwar länger, aber dafür sehe ich mehr: Mit dem Bus statt mit der S-Bahn ins Büro.

Die Entscheidung für's Auto war sehr richtig, so bitter es ist. Ich hätte lieber einen funktionierenden ÖPNV.

Auch die Rückfahrt wird sich schwierig gestalten ... Mit dem Auto bin ich abends kommod in 30 Minuten zu Hause. Allerdings fehlen mir die drei bis fünf Kilometer Fußmarsch, die ich an jedem Echtbüro-Tag habe.

Der Tag im Büro ist ruhig. Ich bin froh, dass ich mich gestern schon mit Mineralwasser eindeckte und es noch schaffte, mir Overnight Oats zu machen, denn so muss ich nicht in die Affenhitze raus, um mir etwas zu essen oder zu trinken zu holen. 

Arbeiten. Mit dem Ende der Sommerferien wird es langsam wieder mehr. 

Plötzlich steckt die geburtstagsbeauftragte Kollegin ihren Kopf durch die Tür und ruft "Happy Birthday!" Mein Geburtstag ist zwar schon lange her, aber sie fand ein vergessenes Geschenk: Zur Sockenwolle sollte es auch Maschenmarkierer geben.

Feierabend.

Vor der Tür der Shrink erinnert ein Stolperstein an Meta Stern, die in Riga ermordet wurde. Mehr scheint über die 31jährige nicht bekannt zu sein.

Mit der S-Bahn zum Parkhaus und dann schnell nach Hause.

Heute ist Klapsenklub, wie ich die Gruppentherapie der Reha-Nachsorge liebevoll nenne. Ich freue mich auf jeden Mittwoch, auch, wenn es sein sehr langer Tag ist. 

Die monatliche Flut der gelben Säcke. Eigentlich steht jedem Haushalt nur ein Sack pro Monat zu, aber das reicht nirgendwo. Wir sind diesen Monat mit anderthalb dabei.

Der Sperrmüll unsere Nachbarn hat sich mittlerweile auf zwei Bordsteine verteilt. 

Gelbe Säcke an Trimmrad und Drucker. Einen Tag später vereint sich alles mit den Blauen Tonnen. Die Müllabfuhr klappt hier nur unregelmäßig.

Endlich zu Hause!

Abendessen: Linsen-Gemüse-Pasta, angereicht mit Tomate und Ei.

Tino Chomentowski könnte heute seinen 87. Geburtstag feiern.

Ausgeräumt wird morgen: Die Spülmaschine ist durch.

Das Rudel liest. Ich beende "James*" von Percival Everett und fange "Bitterkaltes Land*" von Regine Seemann an.

Der Blick zurück in die ersten beiden Corona-Jahre: Am 28. August 2020 lebte sich Schwiegermutter gerade in der Seniorenwohnanlage ein, war der Gatte noch gesund, fuhren wir am kommenden Tag nach Dänemark. Am 28. August 2021 war der Gatte schon krank, wartete auf die Entscheidung über seine Verrentung, musste ich arbeiten, holten wir abends Tante ab, um in der kommenden Woche einen runden Gatten-Geburtstag zu feiern. Am 28. August 2022 waren wir noch so optimistisch, spätestens im kommenden Frühjahr ins alt-neue Haus zu ziehen. Am 28. August 2023 bezweifelten wir, dass wir überhaupt noch dort einziehen werden. / *Affiliate links

Dienstag, 27. August 2024

Ausgelesen: Bücher im Juli 2024

Das Rudel wird auch immer größer:
Ein rosa Hase hat sich dazwischen gemogelt
und will vor dem Einschlafen noch etwas 
lesen*.

Im Juli hatte ich reichlich Zeit zum Lesen, Maladie und Gatten-Begleitung zu Arztterminen sei Dank. Außerdem genoss ich es, im Garten unterm Flieder zu sitzen und zu lesen, gerne auch mal stundenlang. Das geschah quasi auf ärztliche Weisung, denn zwecks Genesung sollte ich mich erholen. In den ersten Tagen der Krankschreibung war ich allerdings oft auch zu schwach zum Lesen und schlief hauptsächlich. 

Seitdem ich zum Onleihe-Verbund der örtlichen Bücherei wechselte, macht es richtig Spaß, mit dem Tolino zu lesen. Plötzlich läuft er stabil, kleben keine Seiten mehr zusammen. Okay, das Herunterladen von Büchern ist immer noch schwierig, aber auch das ist kein Vergleich zu früher. Jetzt fehlt mir tatsächlich nur noch die dauerhafte Anzeige der Uhrzeit. Kindle unlimited* habe ich erstmal gekündigt.

Im Vergleich zur Hamburger Bücherhalle ist die Auswahl mit "nur" knapp 11.000 Titeln zwar gering, aber dennoch habe ich das Limit bei Ausleihen und Vormerkungen meistens ausgeschöpft. In Hamburg las ich nur Krimis, weil ich mich bei der Riesen-Auswahl verlor, aber jetzt lese ich auch andere Genre. Ich lese auch häufiger analog, denn auf dem Weg in die Stadt komme ich an der Bücherei vorbei und kann mir schnell einen Titel herausholen. Zum Pendeln ist analoges Lesen allerdings doof, denn der Rucksack ist so schon schwer genug. 

Ich begann den Monat mit Ben Aaronovitch* und las mit "Ein weißer Schwan in Tabernacle Street*", "Die Silberkammer in der Chancery Lane*" sowie "Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly*" in der Flüsse-von-London-Reihe weiter. Ich wunderte mich über Lücken in der Handlung und erfuhr, dass es Comics gibt, die quasi zwischen den Büchern spielen. Wenn ich mir mal wieder Kindle unlimited gönne, muss ich die Lücken mal füllen, denn da sind momentan die Comics inklusive.

Die Reihe um die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann von Claudia Rossbacher* mag ich sehr gerne. Inzwischen ist mit "Steirerwald*" der 13. Band erschienen, und Anfang Oktober scheint sogar schon Band 14*. An einem schwülen Sommerabend werden die LKA-Ermittler Sandra Mohr und Sascha Bergmann aus Graz zu einem Einsatz ins nahe Schöcklland gerufen. Auf Schloss Abelsberg hat der Jagdhund einer Jägerin die verwesende Hand eines Mannes im Wald aufgestöbert. Kurze Zeit später wird die Leiche in einem Graben hinter dem Schloss entdeckt und als Schlossbewohner identifiziert. Wer aber hat den exzentrischen Regisseur erschossen und weshalb? Die Jagd auf den Mörder nimmt ihren Lauf und sorgt für so manche Überraschung. 

Die Reihe um "Henri und den Häkelclub" spielt in einer kleinen Stadt in der Lübecker Bucht. Durch den tragischen Tod seiner Frau Maike muss sich Henri um ihr Handarbeitsgeschäft kümmern. Ursprünglich will er den Laden schnellstmöglich abwickeln, entscheidet sich dann aber, ihn zu behalten, was auch an seiner Mitarbeiterin Edda liegt. Schnell wird der Strick- und Häkelclub detektivisch tätig, auch, um den Tod von Henris Frau aufzuklären. "Mörderische Masche*" und "Grausames Garn*" von Karla Letterman* sind nette Unterhaltung und sollten am Besten in der Reihenfolge ihres Erscheinens gelesen werden, da sie aufeinander aufbauen. 

Krischan Kochs* Krimi-Reihe um den Dorfpolizisten Thies Detlefsen und seine Kollegin Nicole Stappenbek lese ich sehr gerne. Mittlerweile ist mit "Krieg der Seesterne*" der zwölfte Band erschienen - ebenfalls solide. Über Fredenbüll schweben Ufos!  Als dann ein Toter im neu entstandenen Kornkreis liegt, sind Detlefsen und Stappenbek alarmiert. Mit den üblichen Ermittlungsmethoden kommen sie nicht weiter. Mysteriöses passiert! Fahrerlose Autos rasen übers Land, das Getreide wächst wie verrückt, und geheimnisvolles Trommeln hallt durch die Nacht. Ist das nordfriesische Küstendorf womöglich ins Visier einer außerirdischen Macht geraten? 

Auch die Kluftinger-Reihe* von Volker Klüpfel und Michael Kobr lese ich gerne. "Affenhitze*" ist der zwölfte Band. Kluftinger muss in der Tongrube ermitteln, in der Professor Brunner vor einiger Zeit das berühmte Skelett des Urzeitaffen "Udo" ausgegraben hat. Nun wurde Brunner verscharrt unter einem Schaufelbagger gefunden. Der Wissenschaftler, der mit seinem Fund beweisen wollte, dass die Wiege der Menschheit im Allgäu liegt, hatte viele Feinde. Kluftinger hat deshalb gleich mehrere Verdächtige im Visier, darunter die Mitglieder einer obskuren Sekte. Aber auch privat muss sich der Kommissar um ein Observationsobjekt kümmern: Die Tagesmutter seiner kleinen Enkelin verfolgt höchst seltsame Erziehungsansätze. Grund genug, ihr genauer auf die Finger zu schauen und Flugstunden mit Doktor Langhammer und seiner neuen High-Tech-Drohne auf sich zu nehmen. Doch der Probeflug gerät gefährlich aus dem Ruder. 

Irritierend fand ich, dass die faschistische Anastasia-Bewegung zwar unmotiviert erwähnt wird, aber warum? Sie spielt im weiteren Verlauf keine Rolle für die Handlung. Das hätte man sich auch sparen können. 

"Die Unerhörten*" ist der dritte Band der Geschichte um die Shoah-Überlebende Hannah Bloch, geschrieben von Volker Dützer*. Die Handlung springt ins Jahr 1964: Die Jagd nach Nazi-Verbrechern ist für Hannah Bloch endgültig vorbei. Sie folgt ihrem Ehemann Scott in dessen Heimatstadt Boston. Doch auch in den USA findet Hannah kein Glück. Ein Schicksalsschlag zwingt sie, nach Deutschland zurückzukehren. In Frankfurt am Main kreuzen ihre Wege die der sechzehnjährigen Marie, die gegen die Doppelmoral der Kriegsgeneration aufbegehrt und in ihrer Familiengeschichte ein dunkles Geheimnis entdeckt. 

Solide Kost wie die beiden Bände zuvor. Unbedingt chronologisch lesen, denn die Handlung baut aufeinander auf. 

Gitte Madsen ist eine Deutsch-Dänin, die es nach Marielyst verschlägt auf der Suche nach ihrem vor über 20 Jahren verschollenen dänischen Vater. Sie mietet sich in einem Ferienhaus ein und arbeitet bei einem Bestatter, aber nicht nur dort stolpert sie buchstäblich über Leichen. Die bislang fünfbändige Reihe beginnt mit "Ein dänisches Verbrechen*" und endet mit einem fiesen Cliffhanger im Band "Dänische Aussicht*". Ich verschlang die Bücher von Frida Gronover* in Rekordzeit und hoffe auf baldige Fortsetzung. 

"Das Kind der Lügen*" ist der zweite Band der Reihe um Hamburgs erste Kommissarinnen, geschrieben von Helga Glaesener*. Die Handlung spielt in Hamburg im Jahr 1929: Ein Kind ist verschwunden. Verzweifelt bittet die wohlhabende Signe von Arnsberg die Polizei um Hilfe bei der Suche nach ihrer Tochter, die nach einem Spaziergang mit ihrer Kinderfrau nicht ins Hotel Atlantic zurückgekehrt ist. Doch die Männer der Kripo nehmen sie nicht für voll – denn es ist nicht das erste Mal, dass Signe hysterisch bei der Hamburger Kriminalpolizei auftaucht. Nur Paula Haydorn glaubt der Frau. Seit einem Jahr ist sie als eine der ersten weiblichen Beamtinnen im Polizeidienst. Und sie hat sich dort mit ihrem klaren Blick und klugen Gespür einen Namen gemacht, entgegen aller Vorurteile. Auch diesmal beweist sie Spürsinn. Denn als von dem verschwundenen Mädchen blutige Spuren gefunden werden, nimmt der Fall eine dramatische Wendung. Und noch ahnt niemand, welche Abgründe sich an der Alster auftun werden. 

Anders als beim ersten Band "Die stumme Tänzerin*" musste ich mich ziemlich durch das Buch kämpfen. Es ist teilweise zäh, schlampig redigiert und voller Grammatikfehler. 

"In Zeiten des Verbrechens*" von Frank Goldammer* ist die Vorgeschichte des Dresdner Kommissars Max Heller und seiner Frau Karin, quasi Hellers erster Fall. 1917 kehrt der 21-jährige Max Heller verletzt und traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Im von Hunger, Gewalt und politischen Unruhen geprägten Dresden sucht er nach einem Weg zurück ins Leben, nach Ablenkung, nach Liebe und nach einer Aufgabe. Die Konfrontation mit brutaler Bandenkriminalität, sein großer Gerechtigkeitssinn und der Rat seines Großvaters Gustav Heller, einem Kriminalrat a.D., führen ihn in den Polizeidienst. Als frischgebackener Schupo verliebt sich Heller bei einem Elbdampferausflug in die junge Karin. Doch der Standesunterschied scheint eine Beziehung unmöglich zu machen. 

Leider hat das Buch ziemliche Längen, ist teilweise schlampig redigiert.

"Bin ich schon depressiv, oder ist das noch das Leben?*" von Till Raether* ist ein wunderbaren Buch für Erkrankte und Angehörige. Depression kann alle treffen, und oft ist sie schwer zu erkennen. Till Raether war in seinem Leben oft traurig und erschöpft – immer wieder, über Wochen. Und ebenso oft stellte er sich die Frage, ob das nun eine Depression sei, oder ob ihn einfach nur das normale, graue Leben beutelte. In seinem Buch erzählt er offen über eine Krankheit, mit der er seit vielen Jahren lebt und die er häufig mit großem Energieaufwand zu überspielen versuchte. Er schreibt über seine Jagd nach Anerkennung, seine Hilflosigkeit und Überforderung und den dauernden Gedanken, dass er sich doch einfach nur zusammenreißen müsste – und über den Zusammenbruch. 

"Kommissarin Moll und die Tote vom Grindel*" von Isabel Bernsmann* verwirrte mich total, kamen mir die Kommissarin, ihr Kollege Lauterbach und ihre Assistentin doch total bekannt vor, nur die Handlung nicht. Die Auflösung fand ich Tage später beim Kistenräumen: Ich hatte mir vor einigen Wochen den dritten Band der Reihe, "Kommissarin Moll und die Tote aus der HafenCity*", gekauft und angelesen, weil ich das eBook vergessen hatte. Wie am Titel unschwer zu erkennen ist, gibt es eine Tote in den Hamburger Grindel-Hochhäusern. Eine junge Frau liegt tot in ihrer Badewanne. Offenbar hat sich die verzweifelte Krebspatientin die Pulsadern aufgeschnitten. Doch am Tatort gibt es nichts, womit sie sich die Verletzungen hätte zufügen können, und auch die Krebsdiagnose stellt sich als falsch heraus. Wurde die junge Frau ermordet, um einen Behandlungsfehler zu vertuschen? Kommissarin Frederica Moll und ihr Partner Christian Lauterbach kommen einem abgründigen Medizinskandal auf die Spur - und machen sich dabei mächtige Feinde. 

Zwei Fälle laufen parallel, was teilweise etwas mühselig ist, und es gibt unendlich langatmige Passagen. Teilweise wird mein Hamburg-Wissen etwas auf den Kopf gestellt. Die vierspurige (oder war sie sogar sechsspurig?) Dammtorstraße, die Bernsmann beschreibt, muss mir in den letzten Jahren irgendwie entgangen sein (und ich arbeite in der - Überraschung - Dammtorstraße). Jedenfalls animierte mich der erste Band nicht dazu, sofort den zweiten oder den hier liegenden dritten Band zu lesen. 

"Mit dir für immer – Max Schmeling und Anny Ondra*" von Jan Steinbach* ist ein schöner Schmachtfetzen aus der Reihe "Berühmte Paare – große Geschichten" des Aufbau Verlags. Damit gehe ich in den August.

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Sonntag, 25. August 2024

Samstagsplausch KW 34/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXII

Natürlich kamen die beiden jungen Männer, die heute früh meinen Kleiderschrank zusammenbauen wollten und in den kommenden Wochen mit ihrem mobilen Hausmeisterservice weitere Arbeiten erledigen sollten, nicht! Sie sagten anderthalb Stunden vorher ab. Ich war ja von Anfang an misstrauisch, denn das hörte sich einfach alles zu gut an, um wahr zu sein. 

Also stand ich umsonst auf einem Sonntag um sechs Uhr auf, räumte den provisorisch aufgebauten Kleiderschrank wieder ein - ich habe ja auch sonst nichts zu tun - und suche weiter über myHammer und TaskRabbit nach einem Handwerker. Die örtlichen Hausmeisterservices sind entweder seit Monaten ausgebucht oder haben kein Interesse an so "kleinen" Aufgaben wie der ellenlange Liste, die bei uns abgearbeitet werden müsste.   

Generell reichte auch diese Woche mal wieder locker für mehrere. Dem Gatten geht es weiterhin den Umständen entsprechend gut, was für mich eine große Erleichterung ist. Der Schwindel wird durch Bewegung besser, und Bewegung hat er reichlich. Das wechselhafte Wetter macht ihm sehr zu schaffen, aber er hält sich tapfer. Er versucht, mir so viel wie möglich abzunehmen, was sehr angenehm ist. Aber wie immer, wenn ich etwas loslassen kann, merke ich meine Erschöpfung. Ich habe seit zwei Tagen Migräne und könnte nur noch schlafen - nur nachts nicht. Da schrecke ich alle zwei Stunden hoch. Und ich wünschte, ich könnte mich darauf verlassen, dass der Zustand des Gatten stabil bleibt, dass nicht gerade irgendwo die nächste Katastrophe Anlauf nimmt. Es wäre schön, wenn das diesmal nicht so ist, aber die Erfahrung sagt etwas anderes. Immerhin: Diese Woche schaffte es der Gatte, jeden Tag seine Tabletten zu nehmen! Ich muss ihn allerdings immer noch daran erinnern, aber er denkt gelegentlich auch selbst daran, hatte sie schon genommen, bevor ich erinnerte.

Stricken geht immer, auch mit Bruschetta.

Diese Woche war ich zum ersten Mal beim monatlichen Stricktreffen - nur kurz, denn der Gatte bat darum, dass ich zum Abendessen zu Hause bin. Das macht er nur, wenn es ihm nicht richtig gut geht, und seinen Wunsch respektiere ich. Das Stricktreffen war eine nette Abwechslung, und eine der Frauen traf ich zwei Tage später im Zug nach Hamburg wieder. 

Zum Ende der Woche fühlte der Gatte sich fitter, konnte ich mich "open end" mit den beiden Sandkastenfreundinnen treffen - endlich mal wieder, nach anderthalb Jahren. Wir wollen uns gerne öfter sehen, aber das Leben ... Vielleicht klappt es im November zum Waffelessen bei uns. Das Waffeleisen samt Stecker tauchte schon auf, aber der Esstisch ist noch nicht richtig nutzbar. 

Den Esstisch muss ich aber dringend heute noch nutzbar machen, denn der Termin für die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst steht, und mit der Mitarbeiterin müssen wir ja irgendwo sitzen. Obwohl: Als sie hier war, um meine Mutter zu begutachten, saß sie auch auf der Couch. Egal, ich möchte wieder einen Esstisch haben! Langsam ist das Wetter zu instabil, um draußen zu essen. 

Eigentlich wollten wir diese Woche auch zum letzten Open-Air-Konzert, aber wir waren beide von den Wetterwechseln total fertig und entschieden uns, zu Hause zu bleiben. 

Hier gilt seit mittlerweile 232 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Schwiegermutter geht's gut. Sie hatte selbst auch schon daran gedacht, Weihnachten zur Tante zu fahren. Mal schauen, was die beiden Damen planen, wenn Tante in den nächsten Wochen hier ist. Mit meiner Kollegin habe ich mich schon abgesprochen, so dass Urlaub möglich ist. Ansonsten hat sich Schwiegermutter mit allen Damen, mit denen sie sich in der Seniorenwohnanlage anfreundete, überworfen. Sie kennt die Gründe: Wenn es nicht nach ihrer Nase geht, wird sie extrem unleidlich, und sie verweigert ihre Hörgeräte, kann also nicht mehr an Unterhaltungen teilnehmen, nimmt kaum noch etwas außerhalb ihrer engen Wahrnehmung auf. Obwohl sie die Gründe kennt und benennt, ändert sie nichts. Unterhaltungen mit ihr sind extrem anstrengend und werden von Mal zu Mal schwieriger.

Diese Woche kam zum vorerst letzten Mal der Sperrmüll und nahm alles mit, was wir an die Straße stellten. Lachen mussten wir am nächsten Tag: Der überrechte Nachbar, aus gutem Grund vom Gatten auch "Blockwart" genannt, stellte seine Sachen daneben, und sie wurden nicht abgeholt, da nicht angemeldet! Ich wunderte mich schon, als ich spät abends einen Plattenwagen hörte, mit dem offensichtlich Sachen an die Straße geschoben wurden. Wir sind gespannt, wie lange die Sachen an der Straße stehen bleiben - der nächste Sperrmüll-Termin ist in vier Wochen, aber ohne Anmeldung wird auch dann nichts mitgenommen. Der Gatte überlegt, das Ordnungsamt anzurufen. So sehr schätzt er den Nachbarn. 

Diese Woche kauften wir zwei Schüttraummeter Holz und sind gespannt, wie lange wir damit auskommen. Der Holzkauf gestaltete sich mal wieder schwieriger als gedacht, aber dann fanden wir einen jungen Mann, der Wald hat und sich damit etwas dazu verdient. Er hätte uns das Holz gerne auch geliefert, kam extra vorbei, um zu gucken, dass es mit seinem Hänger auch passt - leider nicht. Das Haus steht halt nicht an der Straße, und sein Hänger ist breiter als die der Nachbarn. Jetzt hat er uns das Holz auf seinem Grundstück bereit gestellt, und wir holen immer welches ab, wenn es gerade passt. Die Fahrt dauert 15 Minuten und ist recht abenteuerlich - wir sollten das Holz tunlichst vor dem ersten Schnee bei uns haben. Ich weiß noch nicht so genau, wo wir es lagern, denn im Holzregal bekommen wir nur knapp einen Raummeter unter. Zum Glück ist das Gartenhaus leer, denn wir verkauften weitere leere Umzugskartons, die dort eingestellt waren. 

Seit heute Mittag wird bei den linken Nachbarn Kindergeburtstag gefeiert - was für ein Unterschied zu Hamburg! Ja, es ist laut. Ja, es fliegen Bälle in unseren Garten. Aber dennoch ist der Ton freundlicher, zugewandter. Die Väter kümmern sich um die Bespaßung der Brut, die Mütter kümmern sich um Prosecco und Pommes - ersteres hoffentlich nicht für die lieben Kleinen. Das Nachbarskind ist entzückend, das merkte ich schon öfter. Die meisten Kinder hier sind wirklich sehr gut erzogen - ein Unterschied zu Hamburg.