Montag, 24. September 2018

Hans-Grahl-Weg

Montags gegen Nazis.
Montags erinnere ich daran, was passiert, wenn es mit der Demokratie bergab geht und wie es anfing, denn die Nazis fielen ja nicht 1933 vom Himmel. Die krochen schon Jahre vorher aus ihren Löchern, wurden nicht rechtzeitig aufgehalten, auch, weil man sie nicht ernst nahm, dachte, es wird schon nicht so schlimm.

Wurde es aber.

In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.

Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesenAlle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Das braune Pack kündigte an, im Herbst demonstrieren zu wollen, diesmal monatlich. Nachdem sie sich im September die 11. Klatsche  für dieses Jahr von der demokratischen Mehrheit der Stadt abholten, werden sie im Oktober prompt pausieren. 


Blick auf den Hans-Grahl-Weg im Gustav-Mahler-Park.
Geht man am Casino entlang zum Kino oder zum Bahnhof Dammtor, passiert man den Hans-Grahl-Weg, der durch den Gustav-Mahler-Park führt. Der kleine ungepflegte Grünstreifen, der die Fortsetzung der Wallanlagen ist, wirkt auf mich wenig einladend, wäre aber einen eigenen Beitrag wert. 

Solange ich denken kann, ist der Park Cruising-Area. Insofern passt die Benamsung des durch den Park führenden Wegs nach Hans Grahl: Der Heldentenor der Hamburgischen Staatsoper wurden in der NS-Zeit aufgrund seiner Homosexualität verhaftet.  

Der 1895 in Braunschweig geborene Hans Grahl studiert nach dem Ersten Weltkrieg Gesang und erhält 1929 ein Engagement in Hamburg. Schnell brilliert er als Heldentenor und singt fast alle großen Rollen dieses Fachs, darunter die großen Wagner-Partien Lohengrin, Parsifal, Tannhäuser, Rienzi, Siegfried, Siegmund und Tristan. 

Welche Bedeutung Grahl in der Hamburgischen Staatsoper hat, sieht man daran, dass er das bestbezahlteste Ensemblemitglied war: Er verdiente brutto 2.500 RM im Monat, fast 17.000 Euro. 1936 wurde der 41jährige zum Kammersänger ernannt.

Im April 1937 wird Grahl verhaftet, nachdem zu Jahresbeginn ein schwuler Opernsänger aus seinem Freundeskreis aufgrund seiner Homosexualität nach §175 verurteilt wurde, ein ebenfalls verhafteter Schauspielerkollege Grahl als homosexuell denunziert. 

Der Tenor wird zu sechs Monaten Haft verurteilt, die er im Gefängnis Glasmoor verbringen muss. Grahls Ehefrau Claire (Cläre / Kläre) Falke gelingt es, die Freilassung zu erwirken. Grahl emigriert in die Tschechoslowakei, wo er an verschiedenen Bühnen singt. Nach der Befreiung zieht Grahl nach Berlin, wo er gelegentlich an der Staatsoper auftritt, aber überwiegend als Gesangslehrer arbeitet und 1966 verstirbt. 

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2 Kommentare:

  1. Ja, was gerade in Deutschland passiert, hätte ich nie für möglich gehalten und es kann einem Angst und Bange werden.
    Dann noch dieses Schmierentheater unserer Regierung in Berlin und überhaupt machen sich rechte Gesinnungen schon seit längerem europaweit, in Amerika und an manch anderem Ort breit :-(
    Danke für dein Posting!
    Claudiagruß

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    1. Insgesamt ist die Entwicklung ein wenig beunruhigend ... Hoffen wir, dass wir sie gemeinsam umkehren können.

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.