Hier gilt seit mittlerweile 95 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte war im ersten Corona-Jahr bis zu seiner Erkrankung mit nachfolgender Verrentung in coronabedingter Kurzarbeit, musste sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen. Mein Arbeitsplatz ist sicher, wenngleich meine Projekte von Corona betroffen sind. Wir gingen im März 2020 sofort ins Heimbüro und sind dort bis auf weniger Unterbrechungen noch immer. Für mich war die Umstellung nicht so groß, da ich lange selbstständig war, deswegen zu Hause ein Büro habe. Momentan bin ich allerdings gerade mal wieder in der Phase, dass ich im echten Büro besser arbeiten kann, konzentrierter, ungestörter, auch, weil ich dort mehr Platz habe. Da ich ein Einzelbüro habe, kann ich jederzeit öfter als einen Tag ins Büro, wenn ich möchte. Die Kollegen, die sich ein Büro teilen, müssen sich absprechen.
Diese Woche war sehr entspannt. Neujahr haben wir uns mit Mudderns zum Essen getroffen. Der Gatte erschrak ob ihres Verfalls. Ich beobachte das schon länger und bin zunehmend unsicher, ob ihr Verhalten tatsächlich noch wie bisher als exzentrisch eingestuft werden kann, ob sie nicht schon auf dem Weg in die Demenz ist. Mal schauen, wie das kommende Vierteljahr wird. Der Zeitraum zwischen Januar und März ist schwierig, da schlagen Mudderns Neurosen voll zu. Immerhin nimmt sie inzwischen wieder ihre Tabletten. Vor fünf Jahren hatte sie einen Schlaganfall, weil sie beschloss, zu hoher Blutdruck sei eine Erfindung der Pharma-Mafia, und die Medikamente absetzte. Seitdem hat sie eine Gesellschafterin, die einen Blick auf die regelmäßige Einnahme hat, so dass Mudderns keinen längeren Zeitraum mehr aussetzen kann.
Schwiegermutter ist inzwischen von Tante zurückgekehrt und fand die Reise sehr anstrengend. Es war wohl das letzte Weihnachten, das wir zu viert feierten. Ich bin froh, dass wir gefahren sind. Die Reise von Dachau nach Hamburg ist auch für Tante inzwischen zu anstrengend, denn sie ist noch gebrechlicher als Schwiegermutter. Mal schauen, wie sich das entwickelt, ob wir Tante vielleicht mit dem Auto abholen und zurückbringen. Andererseits, wenn Schwiegermutter im Dauer-Keif-Modus bleibt, machen sich die beiden mit einem Besuch ohnehin keine Freude.
Schwiegermutters Verhalten ist so extrem, dass der Gatte diese Woche bei einem Besuch einfach aufstand und ging. Sie ist seit Monaten beleidigend und übergriffig und rechtfertigt das damit, dass sie 50 Jahre mehr Lebenserfahrung hat, wir ohne sie nicht lebensfähig wären. Es ist ein Elend und sehr anstrengend, weswegen ich mich von ihr fern halte, wann immer es geht. Es kommt auch niemand an sie ran, weder Tante noch ihre Freundinnen, erst recht nicht ihr Sohn oder gar ich. Zur Selbstreflexion neigt sie ohnehin nicht. Als der Gatte Weihnachten zusammenbrach, dämmerte ihr kurz, wie krank er ist, aber eine Woche später war die Erkenntnis schon wieder weg. Seitdem heißt es wieder, er solle sich nicht so anstellen.
Wir überlegen ernsthaft, dieses Jahr wieder nach Mallorca zu fliegen, sofern Pandemie und Metrorrhagie das zulassen. Momentan erscheint uns ein Ferienhaus in Dänemark sicherer, aber uns fehlen einfach Sonne und Schwimmen im Meer. Die Nordsee ist kein Ersatz für Mittelmeer. Es ist aber schwer, zu planen oder sich vorzufreuen, dann es ist absehbar, dass Corona auch dieses Jahr jegliche Planung unterbindet. Und nächstes. Und übernächstes. Und überhaupt. Es ist ein Elend.
Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.
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