Samstag, 28. Mai 2022

Samstagsplausch KW 21/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXV

Hier gilt seit mittlerweile 115 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam.

Damit die Bärin meiner Begleitung nicht so alleine ist, kam Hoppie Hase mit - natürlich mit Maske. 

Gestern allerdings war ich den ganzen Tag unter Menschen, hatte Besuch von einer Blog-Freundin, und wir butscherten durch die Stadt. Das war schön, aber ungeheuer anstrengend. Heute konnte ich mich kaum bewegen, brauchte direkt nach dem Frühstück schon wieder ein Schläfchen (ausschlafen ging leider nicht, der Gatte musste zum Rehasport). In den Lokalen, die wir besuchten, standen die Tische dichter als dicht, war an irgendwelche Corona-Schutzmaßnahmen nicht zu denken - das war mehr als befremdlich, und ich hoffe, das ging gut. 

Beim Rumbutschern haben wir nicht nur lecker gegessen, sondern ich entdeckte auch ein mir bislang unbekanntes Wollgeschäft. Prompt musste ich die Wolldiät unterbrechen. Online hätte ich mir das Garn sicher nicht gekauft, aber wie es da so bunt und glänzend vor mir lag, konnte ich einfach nicht anders. Die Wolle für den nächsten Mallorca-Schal ist also gesichert.  

So ein unbeschwerter Tag war eine schöne Abwechslung, die ich zuletzt mit einer Schweizer Kochfreundin im September 2021 in Dänemark hatte - ansonsten richtet sich ja jeder Tag danach, wie's dem Gatten geht. Nun, es ist ja, wie es ist, und so, wie es ist, ist es gut. 

Dem Gatten geht's anscheinend ein ganz klein bisschen besser seit der Medikamentenumstellung, wenngleich er immer noch unter Schwindelattacken und Kreislaufproblemen leidet, oft motorisch eingeschränkt ist. Dass ich ihn heute zufällig zum Sport fuhr, war ganz gut, denn er hielt die Stunde nicht bis zu Ende durch, hätte nur schwerlich selbst zurückfahren können. Mal gucken, was die Ärztin kommende Woche sagt. 

Einmal die Alster kreuzen.

Diese Woche verbrachte der Gatte einen entspannten Tag mit seiner Mutter in der Innenstadt. Im Gegensatz zu mir bummelt und shoppt er ja wirklich gerne. Auch wenn er diesen Sonntag wieder zu seiner Mutter zum Tee geht, will er perspektivisch lieber an anderen Tagen etwas mit ihr unternehmen - bei gemeinsamen Aktivitäten ist die Wahrscheinlichkeit einfach geringer, dass sie sich in die Haare geraten, denn bei der gemeinsamen Teezeit monologisiert Schwiegermutter zwei Stunden darüber, was der Gatte alles falsch macht, wie unfähig er ist und was für eine fürchterliche Schwiegertochter ich bin. Widerworte des Gatten führen unweigerlich zum Rauswurf. Spannend wird's allerdings, Aktivitäten zu finden, die Schwiegermutters Ansprüchen genügen ... Ihre Seniorenwohnanlage bietet zwar einiges, aber Schwiegermutter hat sich ja leider entschlossen, alles, was da angeboten wird, abzulehnen, weil's in ihren Augen viel zu primitiv ist.  

Neben dem Massaker in Ulvade, das einfach nur fassungslos und wütend macht, machte mich die Nachricht über den Tod Hans Scheibners traurig. Ich durfte Mitte der 1980er Jahre mal eine Radiosendung mit ihm bestreiten, eine schöne Erinnerung an einen sehr netten Menschen. Möge ihm die Erde leicht sein. 

Street Art in der Marktstraße - Brain Fog sei Dank, fällt mir der Name des Künstlerkollektivs gerade nicht ein. 

Mudderns freute sich, dass der Zores mit ihrer Krankenkasse beigelegt ist, aber, typisch Mudderns, die Freude währte nur kurz. Sie fand sofort wieder etwas, worüber sie sich Sorgen machen, wovor sie Angst haben kann. Ich habe gerade den Eindruck, dass sich ihre Winterdepression in den Sommer verschiebt und versuche, mich nicht davon runterziehen zu lassen. Sie ist von dem, was Pflegestufe zwei nach sich zieht, gerade völlig überfordert. Ich erkläre ihr zwar alles mehrfach, aber sie macht es dann doch anders, was für Chaos sorgt, das ich dann wieder geradebiegen darf. Da ist es hilfreich, dass ihre Gesellschafterin zwei Mal in der Woche da ist, denn auf sie hört Mudderns.  

Tante bekam diese Woche einen dicken Brief mit Urlaubsfotos, und ich hoffe, sie freute sich. Wir halten unverändert am Plan fest, im kommenden Jahr ihren 90. Geburtstag mit ihr zu feiern, und eigentlich wollen wir auch gerne Weihnachten zu ihr, aber während es für uns eine finanzielle Frage ist, stellt sich für Tante die Frage, ob es nicht zu anstrengend für sie wird, ob wir ihr mit dem Besuch wirklich etwas Gutes tun (wobei wir weniger anstrengend sind als Schwiegermutter, die unweigerlich mitkäme). Dass sie 800 Kilometer weit weg ist, ist einfach doof. 

Diese Woche kam endlich die lang erwartete Wasserrechnung, und wir trauten unseren Augen kaum, denn es gibt eine hohe Rückzahlung. So ganz glauben wir es erst, wenn das Geld auf dem Konto ist (und wir haben keine Ahnung, wie wir es schafften, so viel Wasser zu sparen). Angesichts der Höhe könnten wir dem vervielfachten Gaspreis und der hohen Nachzahlung im kommenden Jahr fast gelassen entgegen sehen, wären da nicht noch die anstehende Stromrechnung und die möglichen Nachzahlungen für die Steuer. Trotzdem: Das kleine finanzielle Polster ist sehr willkommen und beruhigt.

Nachdem der Zores mit Mudderns Krankenkasse beigelegt ist, haben wir Zores mit der Lebensversicherung des Gatten, denn die verweigert die Auszahlung. Wir hatten das schon befürchtet, nachdem wir einen entsprechenden TV-Bericht sahen, aber es hätte ja auch glatt gehen können. So geht's zum Anwalt und wird sich hinziehen.  

Im Büro war's eine ruhige Woche, denn in Hamburg waren Ferien. Mein Mammutprojekt gerät das dritte Jahr in Folge in den Fokus der Nachbarbehörde. Das machte in den letzten beiden Jahren die Sommer sehr arbeitsreich - normalerweise ist spätestens mit dem Beginn der Sommerferien in diesem Projekt Ruhe. Dieses Jahr taten beide Chefs alles, um das zu verhindern. So legten sie bereits vor über drei Wochen gemeinsam mit der Nachbarbehörde die Parameter einer Zusammenarbeit fest. Allerdings scheint es dort keine Kommunikation in den Abteilungen zu geben, die sich für mein Projekt interessieren, und wenn dann noch die Anordnung einer Blaumännin kommt und in mein Projekt eingreift, ist es ohnehin aus. Allerdings ist das, was die Blaumännin und ihre Behörde wollen, nicht umsetzbar. Meine Chefs verstehen das und tragen meine Entscheidung - mal schauen, ob sie das auch rüberbringen können oder ob wir aus politischen Gründen Blödsinn umsetzen müssen. 

Mein Mammutprojekt könnte im Sommer ohnehin in den Fokus der politischen Öffentlichkeit geraten, da brauche ich keine weitere Unruhe wegen einer kurzsichtigen Fehlentscheidung aufgrund des Ukrainekriegs, die dazu beiträgt, Geflüchtete in zwei Gruppen zu teilen. Nun, wir werden sehen. Ich wappne mich jedenfalls schon dafür, dass ich dienstlich nicht nur eine Entscheidung verkaufen muss, die ich nicht mittrage, sondern zwei. Solche Art der Kommunikation liegt mir nicht. Ich kann nichts verkaufen, hinter dem ich nicht stehe, aber nun ja. Wenn's mir zu doof wird, berufe ich mich darauf, dass ich aufgrund meiner Gehaltsklasse diese Entscheidungen nicht nach außen kommunizieren muss, sondern meine beiden Chefs oder die Presseabteilung und somit mein Ex-Chef, der ja leider weiß, was ich kann ... 

Den beiden coronakranken Kindern des Kollegen ging es zum Glück nach hohem Fieber rasch besser, und weder seine Frau noch er steckten sich an. Es schaut auch so als, als käme die Kollegin, die Corona vor vier Wochen schwer erwischte, kommende Woche wieder ins Büro. Das wäre schön!

Die drei Bürotage sind nach wie vor sehr anstrengend für mich. Ich bin zwar gerne im Büro und freue mich, meine Kolleginnen wiederzusehen oder einiges in der Innenstadt erledigen zu können, aber mit zehn bis zwölf Stunden sind die Tage auch sehr lang. Vor allem die sehr lange Fahrzeit im proppenvollen ÖPNV macht mir zu schaffen. In solchen Momenten fällt mir dann auf, dass ich auch chronisch krank und behindert bin, mich aus gutem Grund für Teilzeit entschied.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

1 Kommentar:

  1. Du hast es wirklich nicht leicht! Deine Schwiegermutter hat es echt faustdick hinter den Ohren.
    Kopf hoch, du schaffst das
    Andrea

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