Samstag, 24. Dezember 2022

Samstagsplausch KW 51/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXLV

"Weihnachten habe ich noch gar nicht auf dem Zettel", sagte der Gatte letzten Sonnabend. Dieses Jahr fiel durch die Baustelle fast alles aus, was die Adventszeit ausmacht, und das Jahr verging so rasend schnell, dass wir kaum glauben können, dass heute schon Heiligabend ist. Fröhliche, gesegnete Weihnachten euch da draußen!

Frohe Weihnachten!

Sonnabend war ich kurz im alt-neuen Haus, weil dorthin zwei Pakete geliefert wurden. Bei der Bestellung wusste ich noch nicht, dass ich unerwartet eine ganze Woche baustellenfrei haben würde. Ich wusch auch schnell das Geschirr, das der Gatte am Montag stehenließ, ab und stellte dabei fest: Der Elektriker war da! Wir haben einen neuen Durchlauferhitzer. Ob sich noch mehr tat, prüfte ich nicht, ich wollte schnell wieder nach Hause. 

Eigentlich wollten wir uns am vierten Advent mit Schwiegermutter zum Spazierengehen treffen, aber sie war verabredet, und wir baten sie, das nicht abzusagen. So war das tatsächlich der erste Advent seit 22 Jahren, in dem wir uns nicht sahen. Ich hätte Sonntag nach Jahrenden auch endlich mal wieder zum Lichterzünden der Chanukkiah an der Alster fahren können, aber ich war sehr froh, mal einen Tag zu Hause bleiben zu können. Da wusste ich noch nicht, dass ich die ganze Woche arbeitsunfähig sein würde.

"Meine Liebe, Sie haben eine Mandelentzündung! Die hätten wir bei der telefonischen Krankschreibung nicht entdeckt!", meinte die Hausärztin beinahe triumphierend. Ich war nämlich wenig erfreut, dass ich über 30 Minuten in einer Schlange schniefender, hustender und maskenloser Menschen im Nieselregen auf dem Bürgersteig warten musste, um in die Infektsprechstunde zu kommen. Nur: Meine Hausarztpraxis macht bei Atemwegserkrankungen keine telefonische Krankschreibung mehr, weil zu oft eine Lungenentzündung übersehen wurde. Na ja, und ich hatte die Mandelentzündung tatsächlich nicht bemerkt. Mir machten nur Schnupfen, Husten und Schlappheit zu schaffen, und als das nach drei Tagen nicht besser wurde, musste ich wohl oder übel für eine Krankschreibung zum Arzt. Ich bekam ein Rezept für ein Antibiotikum, das sogar in der Apotheke vorhanden war, dazu noch kostenlos, und den Rat, viel Vitamin C zu mir zu nehmen und den Hals innerlich zu kühlen - der Stiel-Eis-Vorrat wurde also aufgefüllt.  

Dass wir eine Woche baustellenfrei hatten, tat mir gut. Ich konnte endlich mal wieder Zeit zu Hause verbringen, ohne die Uhr im Nacken zu haben und Listen abarbeiten zu müssen. Von der Idee, mal wieder in Ruhe die Wohnung putzen, musste ich mich aber verabschieden. Ich war zu schlapp und schlief viel. Dafür schaffte ich es, die leeren Kokosschalen mit Meisenknödeln aufzufüllen

Hier gilt seit mittlerweile 145 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, auch wenn mir seine Wesensveränderungen seit seiner Erkrankung immer mal wieder zusetzen. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit Juli Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Sie ist aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. Corona wird ja anscheinend langsam endemisch. Die Hausärztin meinte, aktuell seien weniger Corona- als andere Viren im Umlauf. 

Donnerstag war ich wieder so weit fit, dass ich zum Notar fahren konnte. Die Grundschuld der Bank muss ja noch in das Grundbuch eingetragen werden, und wenn das erfolgte, kann endlich, endlich der Baukredit ausgezahlt werden. Ich hoffe, es ist Ende Januar so weit. Die Baubrigade verkündete außerdem, sie wolle am kommenden Tag fertig werden. Ganz sicher. Bestimmt. Fest versprochen.

Freitag kamen dann mit nur einer Stunde Verspätung tatsächlich die Handwerker, und vier Stunden später waren die fehlenden beiden Toiletten und Spülkästen eingebaut, war die Schutthalde vor der Haustür weggeräumt (netterweise nahm man auch gleich die kaputte Mikrowelle mit), war die Kellerspüle zerlegt und abtransportiert und die klemmende neue Tür schloss wieder. Bis auf Kleinigkeiten - wer braucht schon eine Klotür? Wer braucht schon eine Steckdose, wenn doch ein Loch in der Wand ist? - ist alles fertig! Kommende Woche sollen dann noch die restlichen Kleinigkeiten erledigt und der letzte Schutt abtransportiert werden. Der Balkon allerdings bleibt eine unendliche Geschichte: Die Milchglasscheiben sind angeblich auf absehbare Zeit nicht lieferbar ... 

Der Gatte überlegte, der Baubrigade auch die Fliesenarbeiten in Küche und Flur zu übertragen, aber ich intervenierte. Auch wenn die Arbeit gut geworden ist, so störte uns doch zu vieles. Wir wussten nie, wann woran gearbeitet wurde, zu viele Dinge wie Werkzeug, Geschirr und Besteck verschwanden, jedes Handtuch inkl. unserer flauschigen Frotteehandtücher wurde zum Putzlappen umfunktioniert, in jedem Raum blieb Müll liegen, Zusagen wurden nicht eingehalten usw. Im Januar habe ich eine Woche Renovierungsurlaub, und danach werden wir überlegen, wobei wir noch Hilfe benötigen. Die holen wir uns dann über die Anzeigen in der Lokalpostille oder Handwerkerplattformen. Neben der Sanierung der Bäder sind Küche und Treppen noch größere Projekte, der Rest ist vergleichsweise Kleinkram.

Schwiegermutter ist im Weihnachtsstress, und Tante kam vorgestern aus München an, akklimatisiert sich. Sie hat eine Gästewohnung in Schwiegermutters Seniorenwohnanlage gemietet, so dass sich die beiden auch mal aus dem Weg gehen können. Das ist eine gute Entscheidung. Ich wünschte immer noch, Tante würde sich entscheiden, in den Norden zu ziehen, nicht zwingend in Schwiegermutters SWA, aber in eine in der Nähe. Ich habe Tante gerne um mich, und ich bemerke, dass sie in Bayern darunter leidet, immer weniger Kontakte zu haben. Ein Teil ihrer Weggefährten ist inzwischen verstorben, eine enge Freundin zieht demnächst weg zu Familie. Bleibt der Pflegedienst, der zwei Mal täglich kommt. In einer SWA wäre das Leben angenehmer, aber Tante entschied sich dagegen.   

Mudderns macht sich und den Menschen in ihrer Umgebung weiterhin das Leben schwer, aber es ist wieder möglich, ein einigermaßen zusammenhängendes Gespräch mit ihr zu führen, nachdem sie wieder zwei Mal wöchentlich mit ihrer Gesellschafterin unterwegs ist. Ansonsten nutzt sie jede Möglichkeit, Pflegekräfte und Mitbewohner im Heim zu beleidigen. 

Dem Gatten geht's nicht gut. Er wird den grippalen Infekt einfach nicht los. Erinnerungen an den Winter 2020, an die Wochen im Krankenhaus, kommen auf. Ich hoffe, wir brauchen Weihnachten weder Notarzt noch Notaufnahme ... 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

1 Kommentar:

  1. Aber es geht voran! Die "Kleinigkeiten" werden bestimmt auch noch gerade gerückt werden.
    Ich hoffe, ihr habt keinen Notarzt gebraucht und konntet ein gemütliches Fest feiern.
    Liebe Weihnachtsgrüße
    Andrea

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