Samstag, 31. Dezember 2022

Samstagsplausch KW 52/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CXLVI

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Einen guten Rutsch in ein glückliches, gesundes, gesegnetes neues Jahr! Es ist unglaublich, wie schnell dieses Jahr vorbeirauschte. Für's kommende Jahr wünsche ich mir möglichst viele ereignisloses, langweilige Tage ... 

Dadurch, dass Weihnachten dieses Jahr auf ein Wochenende fiel, und weil wir wegen der Baustellen-Pendelei kaum einen Kopf für etwas anderes haben, rauschten die Feiertage an uns vorbei.

Sonnabend fuhren wir im Laufe des Vormittags zurück in die Stadt. Ich war vorher noch bei Mudderns, nachdem sie sich endlich festlegte, dass ich sie Heiligabend besuchen darf. Tagelang war das ein Hin und Her. Mal wollte sie mich sehen, meist aber nicht. Der Besuch war holprig, wie so oft in den letzten Wochen. Mudderns wusste nicht, wohin, tigerte mit mir im Schlepptau durch's Heim. Ich bekam sie kaum fünf Minuten zur Ruhe. Momentan redet sie sich ein, dass sie zu uns ins alt-neue Haus zieht, wenn alles renoviert ist. Immerhin konnte ich die Geschenke da lassen, ohne dass sie Geschrei auslösten. Ich schenkte ihr u.a. ein neues Schultercape, das allerdings nicht getragen wird. Ich rechnete auch nicht ernsthaft damit, aber gefreut hätte es mich schon. Aber zu keinem der Geschenke gab's irgendeine Rückmeldung. Immerhin stieß die Uhr, die ihre Gesellschafterin ihr schenkte, auf Begeisterung. Begegnungen mit Mudderns sind für mich unwahrscheinlich anstrengend. Ich hatte Sonnabend auch kurz Gelegenheit, mit den Pflegekräften zu sprechen. Mudderns ist nicht dement, wie einige ihrer Verhaltensweisen nahelegen. Sie ist bewusst beleidigend und aggressiv. Das macht es nicht besser. 

Sonntag waren wir bei Schwiegermutter, feierten mit Tante und ihr zusammen Weihnachten. Vom Zustand des Gatten abgesehen, war es ein schöner Abend. Der Gatte allerdings war so schlecht beieinander, dass er kaum ein paar Schritte gehen konnte, weswegen wir auch beide Strecken mit dem Auto fuhren, anstatt den knappen Kilometer zu laufen. Hoffen wir mal, dass es nur der grippale Infekt ist, der ihm aktuell so zu schaffen macht, ihm mehr zusetzt als früher. Erfreulicherweise brauchte der Gatte keinen Notarzt. Schwiegermutter wird tüddelig. Das macht ihr immer mehr zu schaffen. Es ist aber bei Weitem nicht so schlimm wie bei meiner Mutter.

Montag nahm ich mir einen Tag Auszeit mit Ausschlafen, Lesen, Stricken und Fernsehen. Das tat gut. Beeindruckend waren die Bilder der Sturzfluten, die durch Petra flossen. Während meiner Zeit im Nahen Osten habe ich oft dort gearbeitet und wusste, dass es zu Sturzfluten kommen kann, habe aber keine erlebt. Die Bilder jetzt waren einfach krass. 

Dienstag war mein erster Arbeitstag nach fast zehn Tagen Kranksein und Feiertagen. Erstaunlicherweise war viel zu tun, ungewöhnlich für die Weihnachtsferien. Aber ich fiel ja auch aus, da staute sich einiges. Leider stellte sich heraus, dass mein Bauchgefühl richtig war: Die neue Kollegin reißt sich mein Projekt unter den Nagel. Ich weiß, dass mein Projekt so erfolgreich ist, dass es Begehrlichkeiten weckt, aber das Szenario, dass es sich jemand aus dem Team mit dem Segen des Chefs unter den Nagel reißt, hatte ich nicht auf dem Zettel. Die besagte Kollegin wurde eigentlich dafür eingestellt, ein anderes Projekt zum Erfolg zu führen, findet es aber anscheinend einfacher, mein bereits erfolgreiches Projekt zu übernehmen. Putzigerweise werde ich schon seit einiger Zeit von den Chefs gedrängt, in das Projekt der Kollegin zu wechseln, weil ich genau das Know-How hätte, das man in dem Projekt braucht. Ja, das Know-How habe ich. Hätte ich allerdings Interesse an einem Wechsel, hätte ich mich auf die Stelle beworben, zumal die auch wesentlich besser bezahlt ist als meine jetzige. Jetzt soll ich kostengünstig die Arbeit der neuen Kollegin machen, für die sie teuer bezahlt wird. Lasst mich kurz überlegen ... Nein. 

Nun ja, das heißt für mich jetzt gut bezahlte Hiwi-Tätigkeiten statt Projektverantwortung, nicht mehr eigenverantwortlich arbeiten oder selbst denken, sondern Arbeit nach Weisung. Das kann ja auch durchaus ganz erholsam sein. Das Gute an der jetzigen Situation ist, dass ich kein schlechtes Gewissen mehr haben muss, wenn ich ausfalle, denn ich habe ja keine Projektverantwortung mehr. Ich könnte beispielsweise in aller Ruhe meinen kaputten Arm auskurieren. Vorerst aber bin ich enttäuscht, vor allem auch vom Chef, dem ich so ein Verhalten nicht zugetraut hätte, und habe schlaflose Nächte vor Wut.

Wenn ich nach dem Umzug zur Ruhe gekommen bin, werde ich mich wohl in der neuen Heimat nach einem neuen Job umschauen. Das bisherige Projekt ist ein Traumprojekt, das ich gerne bis zur Rente gemacht hätte, aber ich möchte nicht von der Projektleitung zur Hilfskraft degradiert werden. Ich kann auch nicht verstehen, dass seitens der Chefs nicht darauf gedrängt wird, dass die Kollegin die Aufgaben erledigt, für die sie eingestellt wurde, sondern dass man dabei zusieht, wie sie versucht, diese Aufgaben auf andere abzuwälzen. Ich bin nämlich nicht die einzige, die dieses Problem mit der Dame hat, nur war mein Projekt bislang das einzige, das ihr nicht unterstellt war. Jetzt hat sie es sich einfach genommen.

Hier gilt seit mittlerweile 146 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, auch wenn mir seine Wesensveränderungen seit seiner Erkrankung immer mal wieder zusetzen. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter und seit der Übernahme meines früheren Elternhauses Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Sie ist aber unvermeidbar, und ich kann nur hoffen, dass es uns dann nicht zu hart trifft. 

Es häufen sich die Anzeichen, dass viele Corona-Maßnahmen zum Frühjahr beendet werden können, das Virus jetzt zumindest in Deutschland endemisch ist. Endemisch bedeutet nicht harmlos, aber das begreifen viele Medien, Corona-Leugner und die FDP nicht. Dass Maßnahmen wie Masken sinnvoll sind, wird schnell übersehen. Wenn ich überlege, dass ich vor der Maskenpflicht im ÖPNV alle paar Wochen erkältet war, dann jetzt in den letzten drei Jahren gerade drei Mal, macht die Maskenpflicht für mich auf jeden Fall Sinn. 

Mittwoch wurde in der S-Bahn tatsächlich mal die Maskenpflicht kontrolliert. Das kommt so gut wie nie vor, wenn ich unterwegs bin. Zwar patrouilliert die S-Bahn-Wache regelmäßig durch die Waggons, ist dabei aber selbst maskenlos. Die eine Maskenverweigerin, die im Waggon erwischt wurde, redete sich prompt damit heraus, die Pandemie wäre doch am Vortag für beendet erklärt worden. 

Mittwoch hatte ich auch Zeit, mal in Ruhe mit einer Kollegin zu tratschen. Normalerweise bin ich ja sehr für mich und bekomme von Klatsch und Tratsch kaum etwas mit, außer, Kolleginnen kommen in mein Büro, um mir ihr Herz auszuschütten, zum Beispiel wegen der neuen Kollegin. Ich war ja bislang die einzige, die keinen Zores mit ihr hatte. Jedenfalls stellte sich heraus, dass ich unter den knapp 30 Kollegen auf unserer Büro-Etage die einzige bin, die bislang keine Corona-Infektion hatte. Das darf gerne so bleiben. Ich halte eine Infektion nach wie vor nicht für erstrebenswert. 

Mittwoch gab's auch die Nachricht, dass die Rentenkassen gut gefüllt sind, u.a. wegen der coronabedingten Übersterblichkeit. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. 

Donnerstag waren wir mit Schwiegermutter und Tante im alt-neuen Haus zwecks Baustellenbesichtigung und kleinem Stadtbummel. Beide waren sehr angetan und auch beeindruckt vom Städtchen, dachten sie doch, es wäre ein Dorf. Nein, es ist eine Kreisstadt mit über 41.000 Einwohnern und sieben Stadtteilen. Besonders beeindruckte die Damen, dass Fußwege und Plätze gepflastert sind ... Sie können verstehen, warum wir uns für den Umzug entschlossen haben und sind beruhigt, dass es vor Ort alles gibt, was wir brauchen, von bestimmten Fachärzten mal abgesehen. Aber wir wollen eh überwiegend bei den vertrauten Fachärzten bleiben, und so etwas Exotisches wie einen Endokrinologen gibt es ohnehin im ganzen Landkreis nicht. Der Gatte hofft, dass er zu Mudderns Hausarzt wechseln kann. Die hausärztliche Versorgung im Landkreis ist allerdings schlecht, die Praxen sind überlaufen, aber vielleicht hilft es, dass meine Mutter dort Patientin ist. Ich bleibe vermutlich erstmal bei meiner Hausarztpraxis in Hamburg.

Donnerstag begann auch nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Feuerwerksverkauf. So sehr uns das für die ehemaligen Kollegen des Gatten freut, so sehr nervt uns seitdem das hirnlose Böllern. Pünktlich mit Einbruch der Dunkelheit begannen die Bolz- und Brüll-Blagen damit. Zwischen den Wohnblöcken hallt es ja so schön, und jeder freut sich doch über gegen die Fenster geworfene Böller. Ich bin gespannt, ob dieses Jahr wieder die Bushaltestelle gesprengt wird. 

Fiele Silvester nicht so blöd auf ein Wochenende, wäre Tante nicht zu Besuch, wären wir auf der Baustelle. Die Restarbeiten auf der Baustelle, die spätestens Mittwoch erledigt werden sollten, wurden natürlich nicht erledigt. Ich habe inzwischen den Schlüssel aus dem Schlüsseltresor entfernt, weil ich es leid bin, dass die Baubrigade kommt und geht wie sie will. Ich bin gespannt, wann sie vor verschlossener Türe steht. Dafür war der Notar fix: Die Eintrag der Grundschuld, also der Umstand, dass unser Haus in den kommenden zehn Jahren der Bank gehört, ist schon bei der Bank und beim Grundbuchamt. Letzte Woche meinte der Notar, es sei nicht sicher, dass er es dieses Jahr noch schaffe. Jetzt muss nur noch das Grundbuchamt mit der Beurkundung fix sein. Dann kann der Baukredit endlich ausgezahlt werden. Hätte ich geahnt, was dieses ganze Beurkundungsgedöns kostet, hätte ich einen höheren Kredit aufgenommen, denn es verschlingt gut ein Fünftel der Gesamtsumme. 

Schwiegermutter und Tante geht's gut. Es tut beiden gut, gemeinsame Tage zu verbringen und, da Tante eine Gästewohnung in der Seniorenwohnanlage hat, bei Bedarf Abstand voneinander zu haben. Ursprünglich wollte Schwiegermutter eines unserer Luftbetten in ihrem Wohnzimmer aufstellen. Mudderns geht's auch gut. Ihre Gesellschafterin tut alles, um sie wieder einigermaßen auf die Spur zu bringen und den geistigen Verfall aufzuhalten. Jetzt beginnt wieder die dunkle Zeit, in der Mudderns kaum ansprechbar ist, und ich bin gespannt, wie es jetzt wird, wo sie im Pflegeheim ist, sich dem Tagesablauf dort fügen muss, keine Chance hat, den ganzen Tag im Bett zu liegen. Es ist aber durchaus möglich, dass sie das ganze Heim rebellisch macht, sich einfach weigert, aufzustehen usw. Auf jeden Fall bin ich froh, dass Mudderns nicht mehr alleine lebt. Ich weiß noch, wie es war, als ich mir immer Sorgen machte, ob ihr etwas passiert ist, weil ich sie zum verabredeten Zeitpunkt nicht erreichen konnte. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse. 

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