Samstag, 14. Dezember 2024

Samstagsplausch KW 50/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXLVIII

Diese Woche gab mal wieder alles.

Dienstag ging mein dienstlicher Klapprechner kaputt. Da wir komplett digitalisiert sind, heißt das, ich konnte ohne privates Taschentelefon noch nicht mal beim IT-Support anrufen und mitteilen, dass das Notebook kaputt ist. Da inzwischen jeder ein Notebook hat, gibt es auch keine stationären Rechner mehr, die genutzt werden könnten, wenn jemand nicht an seinem Platz ist. Ich konnte mich also nicht einfach an einem leeren Arbeitsplatz anmelden. Vom Privatrechner habe ich nur Zugriff auf meine persönlichen Mails, aber nicht auf alle eMail-Konten, für die ich zuständig bin, und schon gar nicht auf irgendwelche anderen Daten. Einzig die Website, die ich verantworte, kann ich dank webbasiertem CMS von überall bearbeiten. 

Der IT-Support bemängelte schnell, dass ich telefonisch nicht erreichbar bin, um einen Termin für einen Gerätetausch abzumachen. Wie denn, wenn meine Dienstnummer nicht geht, weil der Rechner defekt ist, und der IT-Support sich weigert, auf meiner privaten Mobilnummer anzurufen, weil sie das nicht dürfen?!

Dienstag machte ich also früher Feierabend, weil ich im Echtbüro nicht arbeitsfähig war. Mittwoch nahm ich mir einen Tag Freizeitausgleich, richtete meinen Privat-PC so ein, dass ich zumindest Mails abrufen konnte, und versuchte weiterhin, den IT-Support wegen eines Gerätetauschs zu erreichen - vergeblich. Meine Büronummer ist ja nicht erreichbar, und auf Privatnummern ruft niemand zurück. Schließlich kam eine Mail, dass kommende Woche irgendwann jemand vorbei kommt. Ich hoffe, dieser jemand bringt dann auch einen neuen Klapprechner mit. 

Schließlich schaltete sich die Chefin ein und sorgte dafür, dass ich vorgestern einen Klapprechner von einer aktuell unbesetzten Stelle bekomme. Der Rechner hätte eigentlich bis zur Wiederbesetzung der Stelle an den IT-Support zurückgegeben werden müssen, was aber noch nicht geschah. Also saß ich Donnerstag erst zwei Stunden dekorativ im Echtbüro rum, war dann in einer analogen Besprechung und fuhr zum Feierabend quer durch die Stadt, um eine alte Möhre abzuholen, mit der ich arbeiten kann. Ansonsten hätte ich keine Idee gehabt, was ich bis zum Austausch des Rechners machen könnte. Fehlstunden oder unbezahlter Urlaub waren für mich keine Alternative, und Büroaufräumen füllt auch nicht ganze Tage. 

Mittwoch zeiget sich, dass der Rollladen vorm Esszimmer wieder mal manipuliert wurde. Schon vor Monaten musste deswegen der Monteur kommen. Damals konnten wir uns nicht erklären, wie das gemacht wurde. Diesmal war es klar: Neben dem Fenster steht u.a. ein Besen. Den muss jemand zwischen Dienstagnachmittag und Dienstagabend vor das Fenster gestellt haben. Als ich Dienstagnachmittag nach Hause kaum, war noch kein Besen vorm Fenster, sonst hätte ich den zurückgestellt. Als der Rollladen abends mit Zeitsteuerung runterfuhr, kam er uns lauter vor als sonst, was uns aber nicht irritierte. Da muss der Besen schon dort gestanden haben. Mittwochvormittag sahen wir dann die Bescherung. Warum jemand den Besen umstellte, ist absolut rätselhaft. Der muss eigentlich nur weggestellt werden, um Zugang zum Tankstutzen zu haben, der aber ist zum Glück unversehrt, das Vorhängeschloss unangetastet. Ansonsten gäbe es leichtere Wege, ins Haus einzubrechen, als das Esszimmerfenster. 

Jedenfalls klappte ich kurz mal zusammen, weil ich keinen Plan hatte, wie ich in der kommenden Woche auch noch den Monteur hätte unterbringen sollen, weil gerade mal wieder einfach alles zu viel ist, weil ich mein Leben vor Oktober 2020 wiederhaben möchte, weil ich gerade einfach nicht mehr kann, weil ich das meiste, was wir früher zu zweit machten, jetzt überwiegend alleine schaffen muss. Dass ich dann auch noch realisierte, dass wir im Wohn- und Esszimmer seit einem Jahr Umzugskartons stehen haben, deeskalierte nicht gerade. 

Zumindest der Monteurtermin hat sich erstmal erledigt: Kommende Woche ist der Rollladenbauer ausgebucht, dann ist er bis Anfang Januar im Urlaub. 

Zum Ende der Woche wurde es dann etwas versöhnlicher: Unser ehemaliger Vermieter kündigte die Rückzahlung der Kaution an, und ich schaffte es zum monatlichen Stricktreffen. Das Geld ist sogar schon da, wenn auch auf dem falschen Konto, aber egal. Zum Stricktreffen musste ich mich aufraffen, denn ich musste im Dunklen hin und zurück 60 km über zwei Autobahnen fahren. ÖPNV ist auf dem Lande keine Alternative. Da wäre ich pro Strecke anderthalb Stunden unterwegs, müsste vier Mal umsteigen. Ich dachte zu spät daran, eine Bekannte, die ein paar Straßen weiter wohnt, zu fragen, ob wir zusammen fahren können. Jedenfalls war ich stolz auf mich, dass ich mich nicht von meinen Ängsten unterkriegen ließ und fuhr. Die drei Stunden Auszeit unter normalen Menschen taten mir gut. Der Gatte war heilfroh, als ich wieder zu Hause war, denn er machte sich Sorgen, weil ich im Dunklen unterwegs war, aber er befand auch, ich solle mir die Auszeit nehmen. 

So ein Stricktreffen ist allerdings teuer: Beim letzten Mal musste ich durchsichtige Gummistiefel* kaufen, diesmal will ich unbedingt dieses Häkelnadelset von Drechsel Hans ... Außerdem entdeckte ich durch die Gruppe einen für mich neuen Wollladen im Nachbardorf und bekam auch sonst jede Menge Input. Den Laden gibt es schon seit bald 30 Jahren, aber er ging total an mir vorbei.

Joseph und das Christuskind sind fertig, und morgen zum dritten Advent wird auch Maria in den Stall einziehen. 

Bei der Häkelkrippe geht's langsam vorwärts. Joseph und das Christuskind sind fertig. Morgen kommt dann hoffentlich auch Maria dazu. Ich dachte, das war's dann, und war traurig, dass u.a. die drei Weisen aus dem Morgenland fehlen, aber dann ging mir auf, dass "12 Häkelprojekte" tatsächlich 12 Figuren heißt. Da ich unwahrscheinlich langsam häkle - alleine für die Körper von Maria und Joseph brauchte ich je drei Stunden - hoffe ich, ich habe die Krippe bis zu Heilige Drei Könige komplett ...  

Hier gilt seit mittlerweile 248 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.

Schwiegermutter kann sich über Tante aufregen, was bedeutet, dass es ihr gut geht. Ich hoffe, Tante geht's auch gut. Sie hat neuerdings ein Smartphone, Bekannte bringen ihr bei, wie sie damit umgehen kann. Sie ist auch bei WhatsApp, hat meine Nachricht dort aber noch nicht gelesen. Da ist Weihnachten wohl etwas Nachhilfe fällig. Es wäre schön, wenn sie WhatsApp lesen könnte, denn das würde es einfacher machen, ihr Fotos und Grüße zu schicken. 

Ansonsten zieht mich das graue Winterwetter arg herunter. Ich komme nicht mehr dagegen an, möchte endlich etwas Sonne haben, mal wieder einen Unterschied zwischen Tag und Nacht. Gefühlt ist es einfach nur grau, egal, zu welcher Uhrzeit Der Gatte leidet auch unter dem Wetter, und wir beide hatten auch noch keine Lust, mal auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. 

Dem Gatten ging's ein paar Tage besser. Er schaffte es an meinen Echtbüro-Tagen, einiges zu erledigen und Termine wahrzunehmen, ohne dass ich ihm entsprechende Zettel schreiben oder ihn zur Erinnerung anrufen musste. Seine Füße heilen gut, so dass er erst im Januar wieder in die Fußambulanz muss. Das ist gut!

Natürlich sind auch die Entwicklungen in Syrien Thema bei uns. Syrien ist eines der Länder, in denen ich in meiner "Wüstenzeit" arbeitete. Die Freude über den Sturz Assads ist groß, die Sorge, dass Syrien ein islamistischer Staat wird, auch. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

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2 Kommentare:

  1. Oh weh, was ist denn immer bei dir los? Deine Berichte hören sich immer an, als würde sich das Schlechte bei dir versammeln! Vielleicht solltest du mal ein Tagebuch mit den schönen Dingen des Tages führen. Mir hat das auf jeden Fall vor einigen Jahren ganz gut geholfen, aus einem Tief zu kommen. Deine Häkelkrippe ist zauberhaft. Du schaffst das! Die Häkelhaken zum Austauschen finde ich auch super.
    Ich hoffe, die nächste Woche wird besser.
    Liebe aufbauende Grüße
    Andrea

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    1. Ich vermute, irgendwo in einem Keller schlummert eine Voodoo-Puppe mit meinem Namen ... Dazu kommt, dass ich nach vier Katastrophen-Jahren einfach durch und nicht mehr belastbar bin. Das mit dem Tagebuch mit den schönen Dingen des Tages ist eine gute Idee! Vielleicht komme ich so auch wieder zum Tagebuchschreiben.

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.