Samstag, 28. November 2020

Samstagsplausch KW 48/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XXXV

In dieser Woche gab's zumindest keine neue Baustelle, und das ist sehr gut, denn so konnte ich mal ein bisschen durchatmen. Dabei merkte ich natürlich prompt die vielen Tabletten, die ich seit vier Wochen gegen meine Hormonstörung nehmen muss und meldete mich Montag krank. Das versuche ich zu vermeiden, denn montags sind wir selbst in normalen Zeiten unterbesetzt, aber nach zwei schlaflosen, im Bad verbrachten Nächten brauchte ich Ruhe. Jetzt lasse ich die Tablettendosis erst mal bis zur nächsten Untersuchung Anfang Januar. So kann mein Körper ein bisschen zur Ruhe kommen, bevor vielleicht von der Maximaldosis auf die Maximalstdosis umgestellt wird ... 

Beim Plätzchenbacken bin ich letztes Wochenende leicht eskaliert.

Hier gilt seit mittlerweile 37 Wochen: Der Gatte und ich sind seit März weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte ist dabei öfter unterwegs als ich. Ich kann es tagelang in der Wohnung aushalten, während der Gatte mindestens einmal am Tag raus muss. 

Der Gatte ist im achten Monat Kurzarbeit. Seit dieser Woche arbeitet er wieder zwei Tage. Die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis Ende 2021 gibt ein bisschen Sicherheit. Wir hoffen, dass der Gatte bis dahin seine gesundheitlichen Baustellen in den Griff bekommt und einen neuen Job findet. Eine Frühverrentung wäre keine wirkliche Alternative, wenn es eine andere Möglichkeit gibt.

Ich bin abwechselnd im echten Büro und im Heimbüro. Die Präsenzpflicht ist wieder aufgehoben, aber da der Laden geöffnet ist, bin ich einen Tag im Laden, einen Tag im Büro und drei Tage im Heimbüro. Die Weihnachtsfeier kommende Woche ist abgesagt, die Teamsitzung findet digital statt. Somit habe ich im Dezember zwei Videokonferenzen. So gerne ich digital kommuniziere, VK und TK strengen mich über Gebühr an. Nur: Nützt ja nichts.

So doof das alles ist: Wir sind sehr privilegiert und wissen es zu schätzen. Mein Job ist, anders als der des Gatten, sicher. Das ist in diesen Zeiten eine große Erleichterung. 

Aktuell macht mir fehlende Struktur zu schaffen. So sehr ich es genieße, zu Hause arbeiten können, so sehr verschwimmen die Tage. Es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen Alltag und Wochenende. Aber ich bin immer noch froh, an den Heimbürotagen vier bis fünf Stunden mehr Zeit zu haben, weil die Fahrzeit wegfällt, ich später aufstehen kann. Einen Tag muss ich noch mit dem HVV fahren, dann habe ich für sechs Monate einen Stellplatz gemietet. Im Auto fühle ich mich sicherer, auch, wenn Busse und Bahnen objektiv betrachtet leer sind und sich die meisten an die Maskenpflicht halten (auch dank der vielen Kontrollen in der S-Bahn). 

Dem Gatten fehlt das kleine braune Hundevieh, und mir auch. So verlockend es momentan wäre, einen Hund aus dem Tierheim zu holen, so sehr wissen wir doch, dass wir, wenn die Zeiten normaler werden, beide nicht genug Zeit für das Tier haben. Und Schwiegermutter stünde dann auch nicht zur Betreuung zur Verfügung, denn sie genießt es, keine Verpflichtungen mehr zu haben. Dann sind da ja auch noch die Mallorca-Urlaube, die mit Hund ebenfalls nicht möglich sind, wenngleich der Gatte bezweifelt, dass wir es noch mal nach Mallorca schaffen. Falls doch, wäre ich gerüstet: Ich habe eine neue Strandtasche in Wassermelonenoptik gehäkelt, und plane dazu noch einen passenden Sonnenhut samt passendem Schmuck!

Die Aussicht auf Reisen fehlt uns sehr. Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass es im kommenden Jahr schon wieder sicher genug ist, nach Mallorca zu fliegen. Aktuell rechnen wir noch nicht mal mit Dänemark oder innerdeutschen Reisen. Das ist Jammern auf hohem Niveau, ich weiß. 

Die Aussicht auf eine Impfung macht Hoffnung, ja, aber selbst, wenn es genügend Impfstoff gibt und weite Bevölkerungsteile durchgeimpft sind, gehe ich nicht davon aus, dass es bald wieder normalere Zeiten gibt. Ich hoffe, Gatte, Schwiegermutter und Tante können rasch geimpft werden (und vertragen den Impfstoff), dann können wir etwas aufatmen (Mudderns lehnt Impfungen generell ab, wenngleich sie mich durchimpfen ließ). Ich habe diese Woche wieder mal gemerkt, wie froh ich bin, dass unser böberster Blaumann Mediziner ist und habe ziemlich viel Vertrauen darin, dass es mit dem Impfablauf hier gut funktionieren wird. 

Ansonsten bin ich unwahrscheinlich coronamüde und mag einfach nicht mehr diszipliniert und vernünftig sein müssen. Nur: Nützt ja nichts.

Tante bekam diese Woche ein Paket mit einer gut gefüllten Keksdose und rief sofort nach Erhalt an, um zu sagen, wie sehr sie sich freute. Wie schön! Nachdem diese Woche beschlossen wurde, dass Corona zwischen Weihnachten und Silvester Pause macht, überlegten wir nochmals, zu ihr zu fahren, aber in Bayern gilt immer noch ein Beherbungsverbot, und bei ihr ist der Inzidenzwert doppelt so hoch wie aktuell in Hamburg. Wenn ihr bei ihr sind, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass sie mehr unter Menschen kommt, der Gatte und ich würden mal nach München zum Bummeln fahren usw. - das ist momentan einfach zu riskant. Hoffen wir auf das Frühjahr und sind dankbar für jeden virusfreien Tag!

Weihnachten mussten wir uns also neu sortieren, auch, weil bei Schwiegermutter ja immer noch ein Zapfenstreich gilt, wir nicht den Ersten Feiertag bei ihr zum Abendessen kommen können. So kommt sie Heiligabend zu uns, und der Gatte kocht. Am Ersten Feiertag sind wir normalerweise bei Mudderns zum Brunchen in einem Lokal, aber das geht ja dieses Jahr nicht. Nun lassen wir am 23. Dezember aus einem Restaurant ein komplettes Weihnachtsmenü zu ihr liefern - vakuumiert, zum Regenerieren zu Hause - und sind zum Mittagessen bei ihr. Mit Tante werden wir viel telefonieren, und sie bekommt ein Weihnachtspaket, aber sie wird fehlen (und der Dackel - es war so schön, wenn mal wieder ein Hund zum Knuddeln da war, wo es doch das kleine braune Hundevieh nicht mehr gibt). 

Morgen ist ja der erste Advent, und es ist erstaunlich, wie viele Nachbarn dieses Jahr ihre Fenster und Balkone dekorierten! Hier leuchtet es aus so ziemlich allen Fenstern, und das finde ich schön. Bei uns fehlen noch ein Fensterbild und der Türkranz, dann sind wir fertig. Dieses Jahr haben wir einen künstlichen Adventskranz mit teilblinkender Lichterkette (und das Blinken lässt sich nicht abstellen), was ich sehr gewöhnungsbedürftig finde, aber der Gatte dachte, er mache mir damit eine Freude. Abgesehen davon, dass mir der Tannenduft fehlt, passen die Kerzen nicht richtig. Das ist 'ne ziemlich wackelige Angelegenheit ... Mal schauen, ob ich es noch schaffe, eine Chanukkiah aus Lego zu bauen. Ansonsten muss es die Schale mit Vogelsand tun, in der die Kerzen aktuell auf ihren Einsatz warten.

Weihnachtsmärkte und der vorweihnachtliche Schaufensterbummel werden uns dieses Jahr fehlen, ebenso wie das Anzünden der Chanukkiah an der Alster, das dieses Jahr höchstens im kleinen Kreis stattfinden wird - Corona macht ja erst an Weihnachten Pause. Vermutlich wird mich der Gatte an einem meiner Bürotage mit 'ner Thermoskanne voller Glühwein abholen, und wir werden ein wenig durch die Straßen bummeln, Schmalzkuchen essen und Alstertanne gucken. Ohne geht's irgendwie nicht. Ich hätte auch nicht gedacht, dass mir der typische Weihnachtsmarktgeruch, der an manchen Tagen bis ins Büro waberte, aml fehlen wird ... 

Eine Sache wird aber zumindest so sein wie in den Vorjahren: Morgen feiern wir den ersten Advent bei Schwiegermutter! Der Gatte und ich dürfen sie beide zusammen in ihrer Wohnung besuchen. Ich war zuletzt am 28. August bei ihr!

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

3 Kommentare:

  1. Verstehe Dich in mancherlei Hinsicht... einerseits, was das Haustier betrifft und andererseits die Kurzarbeit, die Frühverrentung [was für ein Wort]. Wir hatten uns lange gewehrt, dass mein Mann in Rente geschickt worden ist. Inzwischen sehen wir es anders und sind eigentlich froh, aus der Schusslinie zu sein. Die junge Generation tut mir leid. Was auf diesen Schultern lasten wird. Lassen wir das!

    Weihnachten steht bevor und ich versuche in Stimmung zu kommen...

    ...süße Lebkuchengrüße von Heidrun

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  2. Hallo Sabine,
    manchmal fällt mitmachen die Decke auf den Kopf, aber insgesamt komme ich mit der Situation ganz gut zurecht.
    Deine Kekse sehen echt lecker aus, da wird sich deine Schwiegermutter sicher drüber freuen, wenn du ihr heute welche mitbringst.
    Viele Grüße
    Silvia

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  3. Das wird eine ganz andere Advents- und Weihnachtszeit werden, als wie wir kennen. Aber das ist halt das Leben. Das besteht halt nicht nur aus der geliebten "Normalität" (ich kann das Wort schon gar nicht mehr hören....)
    Jetzt ohne Hund zu sein, fände ich furchtbar.
    Liebe Grüße
    Andrea

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.