Samstag, 5. Februar 2022

Samstagsplausch KW 5/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten IC

Diese Woche war ich vor Tau und Tag schon in Blankenese unterwegs und freute mich, dass in den Bäumen noch die Pfahlewerleuchten hingen. Mit Pfahlewern, Plattbodenbooten mit Segelmast, gingen die Blankeneser Fischer gut zwei Jahrhunderte auf Fangfahrten. Die Schiffe prägten einst das Blankeneser Elbufer - und sie sind nicht nur zur Weihnachtszeit noch oft als im Stadtteil präsent: Als Schmuckstück oder als Logo beispielsweise. Gebaut wurden die Ewer auf der anderen Elbseite, in Finkenwerder. Sie fuhren bis 1866 unter dänischer Flagge, denn Altona war lange Zeit die zweitgrößte Stadt Dänemarks. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzten sich dann die bis heute bekannten Fischkutter durch (und Fischerei findet man in Blankenese schon lange nicht mehr).

Pfahlewer als Leuchtobjekte im Baum vor der Blankeneser Kirche.

Ansonsten sind wir noch immer mit dem Schlafzimmerumbau beschäftigt - in der dritten Woche. Früher, als der Gatte gesund war, wäre das ein Projekt für ein verlängertes Wochenende gewesen. Immerhin haben wir seit einer Woche wieder ein richtiges Bett, stehen am Ende dieser Woche vier von sechs Schränken, und von denen sind zwei tatsächlich komplett. Uns beide kostet das viel Kraft. Dem Gatten ist das Projekt zu viel für seinen Gesundheitszustand, aber er verweigert sich hartnäckig dem Aufbauservice. Ich bin froh, dass ich körperlich wieder in der Lage bin, ihm zu helfen, denn das war lange nicht der Fall. Dass der Gatte früher locker an die 100 Kilo schwere Drusen, Geoden oder Gattin schleppte, ist heute kaum noch vorstellbar. Nächste Hürde sind die Schiebetüren für den Kleiderschrank des Gatten - mal gucken, ob wir das wuppen. Es ist absehbar, dass alles hübsch ist, wenn's fertig ist, aber der Weg bis dahin ist sehr anstrengend.

Hier gilt seit mittlerweile 99 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, kommen mit den Corona-Einschränkungen einigermaßen zu recht, vermissen aber dennoch die Zeit vor Corona sehr und hätten gerne wieder Normalität, Spontaneität. 

Mein Arbeitsplatz ist sicher, wenngleich meine Projekte von Corona betroffen sind. Wir gingen im März 2020 sofort ins Heimbüro und sind dort bis auf wenige Unterbrechungen noch immer. Aktuell zeigt sich mal wieder, wie gut es ist, dass die Präsenztage auf's Notwendigste begrenzt sind, denn die Corona-Infektionen im Umfeld nehmen zu. Dadurch, dass wir selbstverständlich alle dreifach geimpft sind, müsste keiner in Quarantäne, sofern Tests negativ sind oder man nur Kontaktperson ist, aber haben entschieden, in solchen Fällen dennoch zu Hause zu bleiben. Aktuell ist eine Kollegin mit infiziertem Mann betroffen - gerade bei den Kollegen mit Kindern verbreitet sich Corona rasend schnell. 

Überhaupt fällt es mir zunehmend schwer, die Corona-Maßnahmen logisch nachzuvollziehen. Schwiegermutter erwähnte vorgestern am Telefon so nebenbei, dass sie als Erstkontakt in Quarantäne ist. Das war sie auch schon letzten Sonntag, als der Gatte bei ihr war. Quarantäne bedeutet nämlich in ihrer Seniorenwohnanlage, dass sie Besuch bekommen darf, sich frei im Haus bewegen darf, raus darf - kurz: Sie darf alles außer im Speisesaal zu essen. Das ist doch total bekloppt! 

Ich versuche auch herauszufinden, ob wir nach Rückkehr aus Dänemark (aktuell Hochrisikogebiet) nun in Quarantäne müssen oder nicht. Ich glaube nicht, weil wir geimpft sind, bin aber nicht sicher. Ich habe in den beiden Wochen nach unserer Rückkehr einige Arzttermine, die ich laut den Corona-Fragebögen der Praxen eigentlich wegen eines Aufenthalts in einem Hochrisikogebiet nicht wahrnehmen darf, und frage da einfach vorher telefonisch nach, ob ich kommen soll oder nicht. Würde ich nichts sagen, würde es niemanden interessieren. Wie das mit der elektronischen Einreiseanmeldung abläuft, muss ich auch noch herausfinden, wobei eh niemand prüft, ob wir die nutzen und eine Kontaktnachverfolgung faktisch nicht mehr stattfindet. Das wir uns regelmäßig testen, ist eh klar. 

Ob wir überhaupt nach Dänemark fahren, wurde in den letzten Tagen öfter diskutiert, denn der Gatte fühlt sich angesichts der Aufhebung der Corona-Beschränkungen unwohl. Eine Umbuchung ist nicht möglich, eine Stornierung zu teuer, denn keine Versicherung greift bei offenen Grenzen, und eine Kulanz-Umbuchung lehnt der Vermieter ab.

Den Müttern und Tante geht's gut. Schwiegermutters Quarantäne ist ja keine. Sie ist weiterhin beleidigend und übergriffig, was den Gatten immer mehr belastet. Diese Woche war er kaum eine Stunde bei ihr, hielt es nicht länger aus. Mudderns wartet auf die Beurteilung durch den Medizinischen Dienst, wie quasi jedes Jahr um diese Zeit. Wir hoffen, dass es diesmal eine Begutachtung vor Ort gibt, an der außer mir auch die Gesellschafterin teilnehmen wird. Die letzte Begutachtung war nur telefonisch und brachte nichts. Ich vermute, das wird auch dieses Mal so sein, denn psychische Erkrankungen werden nicht berücksichtigt, auch wenn sie theoretisch eine Rolle spielen. Tante leidet darunter, dass ihr Wassergymnastikkurs coronabedingt weiterhin ausfällt. Mir ist nicht ganz klar, wieso in Bayern nicht geht, was in Hamburg geht, aber Corona-Regeln und Logik schließen sich ja gerne aus.

Ansonsten kämpfe ich weiterhin mit der defekten Maske meines CPAP-Gerätes. Ich hoffe, der Arzttermin in vier Wochen, bei dem das Gerät überprüft werden soll, bringt eine Verbesserung. Die neue Maske, die nach vier Wochen endlich kam, brachte jedenfalls nichts. Sie passt bestenfalls auf platte Boxernasen. Auf meiner sitzt sie so, dass ich keine Luft bekomme. Beratung und Maskenanpassung erfolgen zurzeit nur telefonisch, und da lässt sich nichts wirklich anpassen. So hangle ich mich also nachts von Erstickungsanfall zu Erstickungsanfall und kämpfe tagsüber mit Wassereinlagerungen, Unkonzentriertheit, hohem Blutdruck, Sekundenschlaf, Müdigkeit, Vergesslichkeit, Heißhunger auf Süßes ... So 'ne Schlaf-Apnoe ist halt mehr als einfach mal nur schlecht schlafen, das habe ich inzwischen begriffen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

1 Kommentar:

  1. Ja, die Quarantänebestimmungen können einen täglichen durcheinander bringen.
    Kopf hoch. Irgendwann passt auch deine Maske. Und das Schlafzimmer wird auch fertig. Manches braucht einfach etwas länger.
    Lieber Gruß
    Andrea

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