Samstag, 20. Mai 2023

Samstagsplausch KW 20/23: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CLXVI

Dienstag war ich zum ersten Mal wieder im echten Büro, und die Zuwendung meiner Kolleginnen und Kollegen tat mir sehr gut. Mit einer Kollegin konnte ich lachen und weinen, was auch gut tat. Kommende Woche ist die Trauerfeier für meine Mutter. Ich bin gespannt, wer kommt, vor allem auch, wer von den Nachbarn kommt. Im Lokal, in das ich einige Weggefährten meiner Mutter nach der Trauerfeier eingeladen habe, lasse ich sicherheitshalber Kaffee und Kuchen bereitstellen. Notfalls haben wir am Wochenende Kuchen satt, aber wenn wirklich Menschen kommen, sollen sie sich nicht erst durch die Speisekarte arbeiten müssen, sondern gleich zugreifen können. Aus der Karte was Herzhaftes bestellen kann man dann ja immer noch. Meine Mutter aß in dem Lokal gerne Pfannkuchen mit Apfelmus, aber ich wollte nicht alle Trauergäste dazu nötigen. Das Hotel für die an ihrem Geburtstag geplante Beisetzung ist gebucht, mit flexibler Stornierung, denn ich kann nicht im Voraus planen.

Kondolenzen für meine Mutter auf Vergissmeinnicht, den sie sehr mochte, Ich freue mich, dass sie so üppig im alt-neuen Garten blühen, denn ich mag Vergissmeinnicht auch.

Ansonsten komme ich langsam ein wenig zur Ruhe, bin nicht mehr so gehetzt, weil ich die täglichen Telefonzeiten einhalten oder irgendwas organisieren, erledigen muss. Ich bin auch nicht mehr so gestresst, wenn das Taschentelefon piepst, muss nicht mehr daran denken, es über Nacht stumm zu schalten, um ohne nächtliche Anrufe meiner Mutter durchschlafen zu können. 

Gleichzeitig ist meine Mutter immer präsent. Vor drei Wochen überlegte ich noch, ihr Flieder aus ihrem ehemaligen Garten mitzubringen, denn sie mochte ihn so gerne, und jetzt blüht der Flieder, und ich kann ihr keinen bringen. Andererseits weiß ich auch: Wäre ich mit dem Flieder angekommen, hätte sie mich damit wieder weggeschickt. In der lindgrünen Hölle sind wir permanent mit den Orten konfrontiert, an denen wir gerne mit meiner Mutter waren, denken an die Ausflüge, die wir mit ihr machten oder demnächst machen wollten, wenn wir unsere Ausflüge planen, wenn der Gatte an der Stelle steht, an der früher meine Mutter stand, um mir hinterherzuwinken. Meine Mutter ist also allgegenwärtig. 

Hier gilt seit mittlerweile 166 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird. Er ist inzwischen schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und, seit der Übernahme meines früheren Elternhauses, Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. Weder der Gatte noch ich haben Lust, zur Entlastung der Rentenkassen beizutragen.

Auf der Baustelle geht's im Schneckentempo weiter. Der Gatte hat endlich das Gäste- und Eisenbahnzimmer mit Laminat ausgelegt. Jetzt fehlt noch der Flur davor. Er ist sehr froh, dass wir für den Rest Bodenleger hatten (und ich auch). Der Maler ist beauftragt und wird voraussichtlich im Juli die Arbeiten ausführen. Es sollte also mit dem Umzug im September klappen. Kommende Woche kommt der Glaser. Er wäre auch schon diese Woche gekommen, aber das klappte bei mir nicht. Beim Fliesenleger muss ich mich in Erinnerung bringen, denn ich hätte den Keller gerne im Juni gefliest, damit wir in der Waschküche weiter kommen. Der Balkon hat eine Persenning. 

Ich versuche, dem Giersch zu Leibe zurück, nachdem ich ihn mittels Flora Incognita bestimmen konnte. Ich hatte gehofft, den Giersch aufessen und auftrinken zu können, denn er gilt ja als leckeres Wildgemüse, aber ich bin dagegen allergisch, wie eine Giersch-Brause zeigte. Als ich in dem kleinen Stück neben der Terrasse zu Gange war, stellte ich fest, dass unter dem Giersch auch noch Steine oder Platten liegen ... Ich muss mal schauen, ob ich versuche, die selbst freizulegen oder ob ich den Gärtner bitte. Ich habe die leise Ahnung, dass uns solche Überraschungen auch noch an anderen Stellen im Garten erwarten. Dadurch, dass etwa 25 Jahre nichts mehr im Garten gemacht wurde, ist vieles mit Erde zugeweht und in der Folge zugewachsen. Es ist hier aber auch wirklich eine grüne Hölle: Der Weg, den ich im Sommer so mühselig freilegte, ist schon wieder fast zugewachsen. Da der Gärtner dort für das geplante Gartenhäuschen wirbeln muss, mache ich da erstmal nichts, denn ich vermute, einiges an Wildwuchs wird herausgerissen.

Ungewohnt problematisch gestaltete sich der Kauf eines Gartenhauses aus Holz. Als wir noch keines brauchten, waren die in so ziemlich jedem Baumarkt ausgestellt. Mittlerweile gibt es höchstens noch welche aus Metall. Wir müssen uns die Häuser online ansehen und dann online oder im Baumarkt bestellen. Geliefert wird dann per 40-Tonner bis zur Bordsteinkante. Da wir nicht nur in einem Mittelreihenhaus, sondern auch nicht in einer Anlieger- bzw. Fahrradstraße wohnen, würde der Lkw die Paletten 300 m entfernt an der Hauptverkehrsstraße abladen, müssten wir gucken, wie wir den Bausatz in den Garten bekommen. Wir haben uns jetzt für ein Gartenhaus entschieden, das in den örtlichen Baumarkt geliefert und dort abgeholt werden kann (das ist nämlich auch nicht bei allen Modellen möglich). Dort holt es dann hoffentlich unser Gärtner ab und nimmt auch gleich die neuen Palisaden mit. In die sollte eigentlich auch eine Tür, aber die einzige, die aktuell lieferbar ist, kostet so viel wie alle Palisadenelemente zusammen. Wir überlegen aktuell, zwei Lamellentüren für Kleiderschränke zu nehmen ... 

Wenn wir dann alle Elemente zusammen haben, muss der Gärtner drei Zäune abreißen und entsorgen, die Fläche für das Gartenhaus roden, planieren und pflastern, den alten Asbestschuppen abreißen und entsorgen, die Fläche pflastern, den neuen Schuppen und die Palisaden aufstellen ... Mal schauen, wann der Gärtner Zeit hat. Einmal so schön im Schwung, könnte er auch gleich das Gewächshaus aufstellen, aber da muss vorher der Dachdecker kommen, weil der Standort des Gewächshauses von einem Fallrohr, das neu installiert werden soll, abhängt. Für das Gewächshaus gibt es immerhin direkt vor Ort einen Händler mit Musterhäusern, aber die Anlieferung wird ähnlich problematisch, und der Händler bietet keinen Montageservice an.  

Im Hamburger Garten hätte ich alle Hände voll zu tun, aber irgendwie lohnt sich das nicht. Ich bin ja kaum da. Erstmals trägt die schwarze Johannisbeere üppig. Genau wie der Wein kann sie nach dem Umzug vom Hochbeet in die Erde umziehen. Das tut beiden Pflanzen sicher gut. In beiden Gärten macht mir die Trockenheit zu schaffen. Ich werde viel gießen müssen. 

Ich habe die Entscheidung gefällt, dass wir nach dem Umzug eine Putzfrau einstellen werden. Ich möchte schon lange eine beschäftigen, und jetzt, wo wir mit dem Haus doch mehr Fläche haben, ist auch der Gatte einverstanden. Aufgrund seiner Erkrankungen können wir die Hausarbeit nicht mehr teilen, so wie früher, und mir alleine wird es neben der Arbeit und allem anderen einfach zu viel. Ich bin einfach keine gute Hausfrau. Ich hoffe, die bisherige Putzfrau meiner Mutter kommt zu uns, aber vermutlich hat sie inzwischen schon eine neue Stelle gefunden. Wir werden sehen.

Diese Woche sahen wir Tante nochmal, bevor sie wieder nach Bayern zurückkehrte. Ob wir uns Weihnachten wiedersehen? 

Zum Reha-Antrag gab's noch keinen Bescheid, weder einen positiven noch einen negativen. Die Nephrologin meldete sich auch nicht wegen eines Termins für eine Nieren-Biopsie, obwohl der Gatte einen Telefontermin hatte. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.  

2 Kommentare:

  1. Ja, die Trauer geht jetzt immer mit, und es werden noch viele Momente des Erinnerns kommen..
    Bitte sage von dir nicht, das du keine gute Hausfrau bist!
    Wenn ich lese, was du alles wuppen muss neben deinem Berufsleben, da ziehe ich meinen Hut!
    Ich habe nun schon jahrelang eine Zugehfrau, nach langem Zögern ( unsere Privatsphäre , in der ein fremder Mensch herum putzt), aber es ist sooo entlastend!
    LG, und viel Kraft für die ganzen Erledigungen, die auf euch zukommen wg. deiner Mutter,
    Silke

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    1. Danke, liebe Silke! Eigentlich ist der Gatte die bessere Hausfrau, weswegen wir mit der Putzfrau zögerten. Die Privatsphäre spielte natürlich auch eine Rolle. Aber der Gatte ist körperlich nicht mehr dazu in der Lage, Hausarbeit zu machen, und so schauen wir jetzt doch, dass wir eine passende finden. Die uns noch bleibende gemeinsame Zeit können wir besser nutzen als zum Putzen.
      LG Sabine

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.