![]() |
Der aktuelle Blumenstrauß: Rote Rosen mit wollknäueligen Pfingstrosen. |
So klingelt der Wecker also wie üblich jeden Tag um sechs Uhr, ist jeder Tag durchgetaktet, wenn auch nicht so arg wie sonst, wenn ich arbeite. Ich gönne mir zwischendrin immer mal Ruhephasen, aber ich habe auch eine tägliche Zu-tun-Liste, die abgearbeitet werden will. Ich will ja vorwärts kommen und was schaffen.
Montag wollte der Gatte zum Discounter, um Klemmbaustein-Sets zu ergattern. Wir hatten Glück und bekamen die vorletzten Sets. Nachmittags nahm ich mich des Vorgartens an, was leider aufwendiger und anstrengender ist als gedacht. Nachdem der Gärtner im Herbst die eingegangenen Bäumchen aus dem Hamburger Garten entfernte, siedelte sich auf der Fläche Gras an. So was hatte ich nicht bedacht, sonst hätte ich die Fläche gleich gemulcht. Jetzt muss das Gras raus, damit andere Pflanzen eine Chance haben. Ein bisschen konnte ich entfernen und in die Biotonne stopfen. Den Rest schaffe ich hoffentlich kommende Woche rechtzeitig zur Abfuhr der Grünabfälle. Ich bin kurz vor Schottergarten, zumindest vorübergehend, denn momentan haben die Pflanzen, die ich gerne im Vorgarten hätte, keine Chance. Zwischendrin erledigte ich Papierkram und bearbeitete das Rezepteverzeichnis der Kombüse. Ich wurde traurig, weil ich wieder mal realisierte, wie sehr es seit dem 12. Oktober 2020 gesundheitlich mit dem Gatten bergab geht.
Gelegentlich werde ich gefragt, wie ich das eigentlich schaffe, erst Mudderns Betreuung, dann kranker Gatte, Hausumbau, Umzug, Arbeit, Alltag ... Ich tue die Frage dann immer ab. Bei Rückblick für das Rezeptverzeichnis habe ich mich aber auch kurz gefragt, wie ich die letzten fünf Jahre schaffte. Ich darf nicht darüber nachdenken, ganz einfach.
Dienstag früh lud ich Unmengen an Pfand ins Auto. Dann ging's in die Fußambulanz beim Diabetologen, was für den Gatten anstrengend und schmerzhaft ist. Parallel wurde die neue Diabetes-Beraterin tätig. Sie gibt sich unwahrscheinlich viel Mühe, korrigierte mittlerweile zum dritten Mal seit Monatsbeginn die Insulinmenge nach unten, um die Blutzucker-Achterbahn in den Griff zu bekommen. Das ist neu, denn bislang sollte der Gatte immer mehr spritzen. In zwei Wochen wird überprüft, ob die neue Einstellung stimmt. Der nicht eingestellte Diabetes ist die Hauptursache der Erkrankungen des Gatten.
Nach dem Termin fuhren wir zum Getränkemarkt, der zu einem Supermarkt gehört, in dem unser Lieblingsbäcker ist. Der Plan: Frühstücken, Post und Pfand abgeben. Beifang war unser Lieblingsbrot, denn bevor der Gatte ins Krankenhaus geht, soll er nochmal ordentlich verwöhnt werden. Während sich der Gatte zu Hause ausruhte, arbeitete ich meine Zu-tun-Liste ab und trabte in die Stadt, um verschiedene Erledigungen zu machen. Es ist komisch, ohne den Gatten in die Stadt zu gehen. Er hatte solchen Spaß daran, butscherte so gerne durch die Läden, guckte Leute. Heute fehlt ihm dazu die Kraft.
Abends hatte ich meine Zu-tun-Liste abgearbeitet und gemeinsam mit der Blog-Freundin einen Kurzurlaub gebucht. Ich wollte schon ewig mal ins Camp Reinsehlen, und jetzt klappt es endlich, passend zum Heidewollfest. Wenn der Gatte kommende Woche die OP überstand, gestatte ich mir Vorfreude. Bis dahin bin ich im Krisenmodus.
Die Nacht brachte Panik-, Nachtschweiß- und Schmerzanfälle, so dass ich einigermaßen gerädert in den Mittwoch ging. Eigentlich sollte der Balkon mit Holzfliesen ausgelegt werden, was ja auch erst seit zweieinhalb Jahren erledigt sein sollte, und wofür ich die Hilfe des Gatten brauche. Der allerdings war mit der Gesamtsituation komplett überfordert und machte mir damit einen Strich durch die Rechnung. Der Balkon muss weiter warten, leider. Oder mir wachsen zwei weitere Arme und das Wissen, mit einer Stichsäge umgehen zu können. Solange keine Fliesen auf dem Balkon liegen, gibt es weder ein ordentliches Geländer noch Balkon-Solar. Egal, was ich anfasse, der Domino-Effekt bremst mich immer aus. An allen Ecken bedingt eines das andere, weswegen ich immer wieder ausgebremst werde. Immerhin schafften wir es Mittwoch, einen LED-Strahler über dem Grill auf der Terrasse anzubringen.
Donnerstag waren dann alle Zu-tun-Listen obsolet. Die ständigen Wetter- und Temperaturwechsel der letzten Tage sorgte für eine hartnäckige Migräne, die sich nicht mehr ignorieren ließ. Nachdem ich vormittags versuchte, ein paar Dinge zu erledigen, erkannte ich, dass nichts geht, nahm eine Tablette und legte mich hin. Ich hatte ganze fünfzehn Minuten Ruhe, ehe der Gatte wieder Hilfe brauchte ... Immerhin schaffte ich den Wocheneinkauf - alleine, der Gatte hatte keine Kraft - und war mit dem Gatten zum Vortrag über über "Durchblutungsstörung als Ursache nicht heilender Wunden". Der Gatte hielt anderthalb Stunden durch! Für mich war der Vortrag auch interessant, denn des ging auch um Krampfadern, mit denen ich zu kämpfen habe. Als ich deswegen vor fünf Jahren bei einem Gefäßchirurgen war, sagte er, ich wäre zu fett, um eine OP mit Vollnarkose zu überleben und bräuchte auch nach der OP noch Kompressionsstrümpfe, weswegen sich eine OP nicht lohne. Ich solle mich melden, wenn es Anzeichen für eine Embolie gibt, dann würde er operieren. Der hiesige Gefäßchirurg hat da eine andere Einstellung, auch dazu, wann es Zeit für eine OP ist. Sollten meine Krampfadern schlimmer werden, wäre ich da sicher gut aufgehoben.
Freitag waren wir über vier Stunden in der prästationären Aufnahme des Krankenhauses. Der Gatte wurde untersucht und über OP und Narkose aufgeklärt. Montag um halb sieben liefere ich ihn ins Krankenhaus ein. Wir haben beide Angst vor der OP. Diesmal gibt es keinen Plan, wie lange sie dauern wird - man bereitet sich auf alles zwischen einer und sechs Stunden sowie eine Nacht zur Beobachtung auf der Intensivstation vor. Wir wissen auch nicht, wie lange der Aufenthalt im Krankenhaus geplant ist. Der Gatte bereitet sich auf eine Woche vor. Normalerweise wäre der Eingriff ambulant und minimalinvasiv. Abends wollte ich eigentlich zur Kulturnacht, aber angesichts der bevorstehenden OP blieb ich lieber beim Gatten, möchte bis Montag so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.
Alles Gute für Montag. LG Sivie
AntwortenLöschen