Freitag, 5. Oktober 2018

#WMDEDGT 10/18: Schrei, so laut du kannst

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT?

Ich werde zwei Minuten vorm Weckerklingeln wach, höre, wie der Gatte in die Küche zur Kaffeemaschine tabst und drehe mich noch mal um - die letzten Tage hatte er verschlafen, heute mal nicht. Ich schlafe tatsächlich noch mal eine Stunde ein, habe Schlaf nachzuholen.

Während sich der Gatte Brote schmiert, trinke ich Kaffee, und als er aus dem Haus ist, ziehe ich die Betten ab, packe die Plumeaus zum Lüften auf den Balkon und mache mich fertig. Heute habe ich nur interne Termine, kann also leger und ohne Make up kommen.

Bevor ich losfahre, ziehe ich noch Fotos von einer Veranstaltung, die wir gestern durchführten, auf den Rechner und maile sie ins Büro - ich habe immer noch nicht geklärt, ob ich inzwischen einen USB-Stick nutzen könnte oder sogar ein Bildbearbeitsprogramm hätte oder ob die Sicherheitsstufen aus dem alten Job das immer noch verhindern.

Im Büro tausche ich mich kurz mit einer Kollegin aus, die am Vorabend die Premiere von "Nora" im Ernst-Deutsch-Theater besuchte. Mich interessiert ihr Eindruck. Schließlich kommt die Kollegin, die zum Jahresende in den Ruhestand geht, dazu, und fragt nach dem Fortgang einer Bestellung. Die hat tatsächlich mein Team vertorft, und auch ich habe es verdaddelt, nachzufragen, was aus der Bestellung werden soll.

Zwischen den beiden Damen gibt es lautstarke Diskussionen, warum die Bestellung liegen blieb. Dabei stellte sich heraus, dass eine Kollegin grundsätzlich keine Bestellungen, die eine andere Kollegin aufnimmt, bearbeitet, weil letztere immer schnippisch sei, weswegen die Bestellung nicht weiterbearbeitet wurde. Ähm, ja. nee, is klaa. Der Vorgang wird erledigt, ich habe auf meiner "Wie geht's ab Januar weiter-Liste" einen weiteren Punkt.

Bevor's in die Besprechung mit Chef und Ruhestands-Kollegin geht, bleibt noch Zeit, Kaffee Botz aufzubrühen, dann sitze ich mit Becher und Block beim Chef. Die folgende Stunde dröseln wir die Aufgaben der Ruhestands-Kollegin so auf, dass ich den inhaltlichen Teil in meiner Teilzeitstelle schaffe. Der administrative Teil fließt in eine noch zu besetzende Vollzeitstelle ein. Ich bin nicht böse drum, diesen Teil loszuwerden und den kreativen Teil zu behalten.

Wir erstellen einen Zeitplan, damit ich das kommende Arbeitsjahr planen kann, und gestalten einen Übernahme-Fahrplan, um einen geschmeidigen Übergang zu gewährleisten. Auf die Rom-Reise im Dezember muss ich leider verzichten, aber zum Yarncamp im November kann ich.

Das kommende Vierteljahr wird hart, auch, weil bei der Ruhestands-Kollegin aus vielen Gründen die Nerven blank liegen. Zurzeit gibt es mit ihr sehr viele sehr lautstarke Diskussionen, ebenso wie mit den beiden Kolleginnen, mit denen ich das letzte Jahr über ein Team bildete. Zum Glück liegt mein Büro sehr ruhig - meistens.

Wieder am Schreibtisch, mache ich die Abrechnung für die gestrige Veranstaltung, bis mich eine lautstarke Auseinandersetzung im Nachbarbüro so nervt, dass ich mich in den Laden im Nebenhaus flüchte, um dort die Abrechnung abzuschließen und das Material der gestrigen Veranstaltung zu verräumen.

Während ich so vor mich hin krutschle, kommt die Kollegin der Nachbarabteilung zur Arbeit, und wir klönen kurz miteinander. Die ersten Kunden machen sich bemerkbar, aber der Laden öffnet erst in einer halben Stunde, da haben wir strenge Vorgaben einzuhalten.

Ich husche wieder ins Büro und setze unter vier Augen den Chef über den Grund der lautstarken Auseinandersetzung im Nachbarbüro ins Bild. Er ist wenig erfreut. Wo wir schon zusammensitzen, gleichen unseren Eindruck zur Übergabebesprechung ab und überlegen, wo wir im Januar nachjustieren können, wenn die Kollegin im Ruhestand ist.

Die Kollegin verweigerte sich in den letzten fünf Jahren jeglicher Digitalisierung, ist der Meinung, dieses merkwürdige Internetz werde weder genutzt noch sich durchsetzen, weil da eh keiner reinguckt, und wir beschließen, das für die Zeit, in der sie noch da ist, auch so zu lassen, denn wie gesagt: Ihre Nerven liegen eh schon blank.

Chef sichert mir zu, dass ich mir keine Gedanken machen solle: Meine Publikationen werden erscheinen, egal wie, er sorge für genug Manpower. Ich bin eh gelassen: Ich habe weiland in den 1980er Jahren noch Büchermachen mit Bleisatz und Layouten mit Papier, Schere und Gummi Arabicum gelernt. Notfalls kann ich also auch analog arbeiten. Eine mechanische Schreibmaschine steht auch noch im Keller. Ich vermarkte das Endergebnis dann eben als Retro-Chic.

Und wo wir gerade zusammensitzen, teilt Chef mir auch mit, dass er zukünftig meinen inhaltlichen Arbeitsbereich mit macht, also derjenige ist, der Exkremente nach Farben sortiert. Das freut mich, weiß ich dann diesen Bereich doch in guten Händen.

Wieder allein, erreiche ich endlich jemanden, der mir sagen kann, ab wann morgens der Zugang zum Gebäude möglich ist - wir wollen nämlich ein Zeitungsabo haben, und der Austräger braucht Zutritt zum Gebäude, damit die Zeitungen dann auch tatsächlich bei uns landen.

Langsam macht sich eine Migräne bemerkbar. Ich beschließe, es gibt nichts, was nicht auch Montag erledigt werden kann, schaffe es schon halb schlafend nach Hause und falle auf's Sofa - das Bettzeug liegt ja noch auf dem Balkon ... Ich schlafe sofort ein, komatös, wache nach einer Stunde wieder auf und bin halbwegs fit. Solche Migräne-Attacken mag ich, kurz und heftig.

Der Gatte muss Überstunden machen und besucht danach noch seine Mutter, also kümmere ich mich ein wenig um den Haushalt und telefoniere mit meiner Mutter, zu der ich am nächsten Tag fahre, um mit ihr einzukaufen.

Der Gatte kommt heim, ruht sich ein wenig aus und geht dann in die Küche, um Currywurst-Pommes zu machen - er braucht Seelenfutter. Nach dem Essen verkrümelt er sich in sein Zimmer und hört Beatles. Ich falle auf's Sofa, gucke "Father Brown" und stricke.

Dann will das Bett noch bezogen werden, damit ich nach der "heute show" hineinfallen kann, und das war's dann auch schon mit dem 5. Oktober 2018.

2 Kommentare:

  1. Upps.
    Und ich dachte schon immer, bei uns sei es stressig, im Großraumbüro.
    An lautstarke Auseinandersetzungen kann ich mich allerdings über Jahre kaum erinnern - und wer sich hier der Digitalisierung widersetzt, kann schlicht nicht arbeiten. Außer der Kaffeemaschine läuft gar nichts ohne..
    Herzlicher Claudiagruß
    ...von der, die sich jetzt fast schon auf Montag und die Kollegen freut...

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    1. Wir teilen uns das Büro ja mit insgesamt drei Bereichen, von denen zwei total ruhig vor sich hin arbeiten - und dann ist da der Bereich, in dem ich arbeite. Der ist sehr kommunikativ ... Seit dem Leitungswechsel wird es aber besser, und ich habe zum Glück normalerweise ein ruhiges Büro - noch, denn im Januar ziehe ich um. Die Auseinandersetzungen werden bestimmt weniger, wenn sich alles zurecht ruckelte, da bin ich optimistisch.

      In dem Bereich, in dem ich arbeite, ist immer noch Knicken, Lochen, Abheften die Königsdisziplin. Computer sind böse und müssen mit Rosenquarzbrocken gezähmt werden.

      Ich wünsche Dir eine schöne Woche!

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.