Samstag, 14. September 2019

Samstagsplausch KW 37/19: Zwei Wochen Mallorca

Wir haben es tatsächlich auch dieses Jahr hinbekommen, zwei Wochen nach Mallorca zu fliegen. Lange Zeit sah es nicht so aus, als könnte es klappen. Erst, als wir im Flieger saßen, glaubte ich langsam daran, dass es mit dem Urlaub tatsächlich klappt.

Wir mussten ein anderes Hotel als im letzten Jahr wählen, dachten uns aber, so groß wird der Unterschied schon nicht sein.

Ähm, doch.

Wir wussten aus den einschlägigen Bewertungsportalen, dass das gewählte Hotel in die Jahre gekommen war, dass es Renovierungsstau gibt, dass die Einrichtung etwas abgerockt ist, aber so was stört uns normalerweise nicht. Nur: Hier war die Einrichtung nicht nur abgerockt, sondern brüchig und baufällig. Es fing damit an, dass wir viel Spaß im Bett hatten: Die Matratzen wurden anscheinend seit Jahrzehnten nicht erneuert. Wir lagen also direkt auf Sprungfedern und Lattenrosten - allerdings nicht lange, denn auch die Lattenroste wurden seit Jahrzehnten nicht erneuert: Die Latten sprangen aus der ausgeleierten Verankerung, so dass man binnen Minuten auf dem Fußboden lag.

Hotelblick vor dem Unwetter.
Reklamationen blieben folgenlos: Ein Techniker kam und montierte die Latten wieder, aber in der nächsten Nacht wiederholte sich das Spiel. Also schliefen wir mehr schlecht als recht auf den beiden durchgesessenen Sofas im Wohnzimmer - und den Möbelrückgeräuschen aus den Nachbarappartements zufolge waren wir nicht die einzigen. Statt uns nun abends ins gemachte Bett zu legen, worauf wir uns im Hotelurlaub immer sehr freuen, mussten wir nun jeden Abend erst Betten bauen. Nach zwei Nächten überlegten wir, zwei Strandliegen zu entführen, denn darauf lagen und schliefen wir am Besten ...

Der Balkon, die gesamte Fassade, hatte so viele Risse, dass wir uns fragten, was ein Statiker dazu sagt, den Gedanken aber schnell beiseite schoben, denn das Appartement war im sechsten Stock.

Mehrfach fielen Wasser und Strom aus - einmal war das Wasser für mehr als 10 Stunden weg, ohne vorherige Information. Die gab's erst am nächsten Morgen: Angeblich gab's überraschende, dringende Arbeiten an der Wasserversorgung, die zwischen 22 Uhr und 9 Uhr ausgeführt werden mussten. Ähm, ja, nee, is klaa.

Ich kenne Wasserausfälle aus vielen Regionen, allerdings nicht ohne Vorankündigung und nicht als Hotelgast. Nach dem mehrstündigen Wasserausfall füllte ich einen Fünf-Liter-Kanister mit Wasser und deponierte ihn neben der Toilette, damit wir wenigstens spülen können. Den Kanister brauchten wir öfter.

Die Frage, ob Wasser fließt, sorgte für viele spannende Momente. Einmal blieb das Wasser weg, als ich eingeseift unter der Dusche stand, und ich überlegte, ob ich, nackt wie ich situationsbedingt war, in den Aufzug steigen und zum Pool, der gerade mal nicht gesperrt war, fahren sollte ...

Die Stromausfälle traten zum Glück nur nachts auf. Ohne das Beatmungsgerät hätte ich sie vermutlich verschlafen. So merkte ich sie durch das Aussetzen meines CPAP-Gerätes, der einsetzenden Schnappatmung und das Anspringen des laut brummenden Notstromaggregats, das anscheinend auf dem Dach über unserem Appartement stand.

Strom wurde über die Schlüsselkarte geregelt, und als umweltbewusste Hotelgäste nahmen wir das natürlich auch wahr: Wenn wir nicht im Zimmer waren, lief keine Klimaanlage. Das führte dazu, dass uns bei der Rückkehr ein penetranter Güllegeruch aus dem Abfluss der Spüle begrüsste. Wenn's bei uns im sechsten Stock schon so schlimm war, möchte ich nicht wissen, wie's in den Stockwerken darunter war.

Bei Hotelurlauben freuen wir uns auch immer sehr auf's Frühstück. Hier  war das Büfett zwar reichhaltig und abwechslungsreich, aber das Essen war Convenience von nicht allzu bester Qualität und im besten Falle lauwarm. An einem Tag wurde gleich ganz vergessen, die gratinierten Tomaten unter den Salamander zu schieben, so dass kalte Tomatenhälften mit Streukäse auf dem Büfett lagen. Der Kaffee war von so schlechter Qualität, dass ich froh war, dass der Gatte darauf bestand, Pulverkaffee von Zuhause mitzunehmen.

Das Hotelpersonal war selten freundlich und serviceorientiert, was ich angesichts der 14-und-mehr-Stunden-Schichten, die sie zu leisten hatten, zwar verstehen kann, aber dennoch (und ihr Umgang mit dem Gast war teilweise unterirdisch). Immerhin: Die Rezeptionisten und die Zimmermädchen waren freundlich.

Vom Hotel abgesehen, hatten wir einen sehr schönen, erholsamen Urlaub, den wir beide auch dringend brauchten: Viel schwimmen, noch mehr schlafen, wenig essen, gelegentlich ein Ausflug ...

Für's nächste Jahr hoffen wir, dass der Gatte so Urlaub bekommt, dass noch ein Appartement im Hotel vom letzten Jahr frei ist.

Hotelblick während des Unwetters.
Am letzten Urlaubstag bekamen wir noch den ersten Unwettertag mit - seit Dienstag gibt es auf den Balearen und dem spanischen Festland extreme Wetterlagen mit Wasserhosen, hohen Niederschlagsmengen, Sturm. In Decken eingekuschelt auf dem Sofa mit Tee und Kuchen bzw. später Tapas und Wein hatten wir aus dem sechsten Stock einen Panoramablick, denn wir folgten den Hinweisen, im Haus zu bleiben.

Wenn man im ältestens Kurzwarengeschäft Palmas, dem 1685 gegründeten "Ca Donya Àngela", das vergessene Nähzeug kauft, wird es liebevollst verpackt.
Wir hatten großes Glück, denn am nächsten Tag, als wir heim flogen, machte das Unwetter einen Tag Pause. Über Paris wurde es geradezu romantisch: Der Himmel war klar, und unter uns glitzerte die nächtliche Stadt samt Eiffelturm, der aus 10.000 Metern Höhe winzig aussieht.

Momentan versuchen wir, mit den im Vergleich zu Mallorca doch recht kühlen Temperaturen und dem einsetzenden Herbst klar zukommen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Ein paar kulinarische Mallorca-Impressionen gibt es in der Kombüse. Ein schönes Wochenende und eine gute Woche!

4 Kommentare:

  1. Bei all diesen Unannehmlichkeiten konntet ihr den Urlaub noch genießen? Ich hätte das nicht gekonnt. Denn all das, was du beschreibst, muss für mich im Urlaub in Ordnung sein. da gruselt es einen ja, wenn man ins Hotelzimmer zurück muss.

    Gruß Marion

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    1. Die Alternative wäre ein Hotelwechsel gewesen, aber da wir in Strandnähe bleiben wollten und auch nicht in einen anderen Ort, schied das für uns aus. Wir sind aber in Kontakt mit dem Reiseveranstalter.

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  2. Ach, das hört sich so gar nicht nach einem entspannten Urlaub aus...anscheinend konntet ihr es mit Humor nehmen! Fürs nächste Jahr wünsche ich euch mehr Glück mit Unterkunft und Wetter!

    Liebe Grüße
    Augusta

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    1. Ach, vom Unwetter bekamen wir nur einen Tag mit, da hatten wir Glück. Ich war froh, dass sich der Gatte durchsetzte, wir schon Ende August flogen, denn wäre es nach mir gegangen, wären wir jetzt noch auf der Insel, wo sich die Unwetterfront noch hält. So fiel quasi nur ein Strandtag aus.

      Und zum Humor gab's keine Alternative, denn wir wollten in Strandnähe im Ort bleiben, weswegen ein Hotelwechsel leider ausschied. Aber das Hotel buchen wir sicher nicht noch mal.

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