Samstag, 9. Mai 2020

Samstagsplausch KW 19/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten VIII

Wir sind inzwischen die achte Woche weitgehend zu Hause. Der Gatte und ich waren je einen Tag im "echten" Büro. Die anderen Tage arbeite ich zu Hause, während der Gatte auf Abruf ist.

Ein gemeinsamer Tagesablauf ist schwierig, denn auch wenn ich zu Hause bin, arbeite ich doch und kann nicht mal eben spontan irgendwohin fahren, einkaufen, spazieren gehen, bummeln, was auch immer. Wenn wir auf den Markt fahren, kann ich die Mittagspause vorziehen, aber mehr eben auch nicht, und Überstunden abbummeln kann ich nur, wenn dem keine dienstlichen Belange entgegenstehen. Das sorgt manchmal für Unverständnis und Gezicke, weil "Du bist doch zu Hause und sitzt nur rum" - ja, am Schreibtisch, um zu arbeiten.

Ich kann gut verstehen, warum eine Kollegin gar nicht erst die Möglichkeit nutzte, zu Hause zu arbeiten, eine zweite schneller als gedacht zurückkehrte, nachdem ihr Mann in Heimarbeit ging, und ein Kollege sich nach sechs Wochen Heimarbeit nebst Kinderbetreuung ebenfalls entschloss, wenigstens die zwei Tage in der Woche im "echten" Büro zu arbeiten, an denen seien Frau sich um die Kinder kümmern kann.

Ich bin aber nach wie vor entschlossen, solange wie möglich so viel wie möglich von zu Hause aus zu arbeiten - momentan bis zum 30. Juni (und vermutlich wenigstens einen Tag pro Woche auch länger, denn ich habe bis auf Weiteres einmal die Woche eine Telefonkonferenz, und selbst das ist mit den Telefonen im "echten" Büro nicht möglich - für die Videokonferenzen nutzen wir ja schon länger die Privatrechner).

Ein ärgerliches Missverständnis gab's mit dem Chef. Wir kommunizierten diese Woche nur im Stille-Post-Prinzip, und dann musste alles schnell, schnell gehen, so dass ich erst merkte, dass wir völlig aneinander vorbeiredeten, als schon fast die Druckmaschinen liefen. Einmal zu dritt miteinander zu sprechen, womöglich noch persönlich, hätte die Kommunikation erheblich vereinfacht. So gab's an vielen Stellen Verärgerung und Mehrarbeit. Das Ergebnis entspricht zwar dem Wunsch von Chef und Chefin, ist aber gelinde gesagt suboptimal. Was soll'. Letztlich bin ich Indianer, nicht Häuptling.

Zum Glück klappt die Kommunikation zum gemeinsamen Projekt mit dem meistens fast 100 km entfernt arbeitenden Kollegen besser. Wir sprechen uns telefonisch darüber ab, was zu tun ist, ich mache einen Entwurf, maile ihm den zu, und dann telefonieren wir wieder. Direkte Kommunikation, keine Stille Post.

Hier sind die verabschiedeten Lockerungen deutlich spürbar. Die Straßen sind voller, ebenso das Parkhaus beim Büro. Ich war völlig verblüfft, dass der Parkplatz direkt am Ausgang, den ich sieben Wochen lang problemlos bekam, plötzlich belegt war, ich ein paar Stockwerke höher fahren und suchen musste, andere Fahrer ebenfalls Runden drehten. Der überteuerte Parktarif ist auch wieder normal, eine Zeitlang war er halbiert.

Die Nachbarskinder spielen wieder haushaltsübergreifend miteinander, nicht mehr alleine oder mit Geschwistern. Da kehrt also auch langsam wieder so was wie Normalität ein, was mich freut, auch, wenn uns jetzt das Vogelgezwitscher fehlt, und man, wenn drei bestimmte Jungs miteinander spielen, sein eigenes Wort nicht mehr versteht, weil die frei drehen. Schon klar, warum ihre Eltern nicht wollen, dass die vor der eigenen Terrasse / dem eigenen Balkon spielen.

Ich fühle mich meistens erschöpft, auch, weil acht Wochen nach der OP das versprochene Ergebnis noch immer ausgeblieben ist, die Beschwerden andauern. Zusammen mit dem, was ich ohnehin schon  an Betreuung wuppen muss, und dem seit vier Wochen heftigem Asthma, das schlaflose Nächte bedeutet, ist mir das einfach zu viel.

Ich überlege, ob ich noch zu einem dritten Arzt gehe, nachdem zwei Ärzte die OP als gelungen betrachten und meinten, die letzten Beschwerden würden sich mit dem Ende der Wechseljahre geben. Nur bis dahin kann es noch bummelig 15 Jahre dauern, und nach fast einem halben Jahr Dauerbeschwerden hätte ich gerne eine finale Lösung, die mir wieder mehr Freizeitaktivitäten ermöglicht als lesen und stricken. Sport wäre auch mal wieder schön. Andererseits, solange eh noch alles geschlossen ist ...

Im Rahmen meiner eingeschränkten Möglichkeiten versuche ich mich an Sport zu Hause, nutze die Videos unseres Sportvereins, so weit es eben geht, und das Theraband, habe auch wieder den Stepper hervorgeholt, denn meine Beine bekommen momentan viel zu wenig zu tun.

Der Gatte redet viel über unseren Jahresurlaub im Herbst, aber ich mag noch gar nicht so weit im Voraus planen. Mallorca haben wir sehr früh gestrichen wegen Schwiegermutters Umzug. Stattdessen soll's nach Dänemark gehen, in ein ganz bestimmtes Haus, aber solange die Grenzen noch dicht sind, können wir nicht buchen. Und dann ist ja auch noch ungewiss, wann Schwiegermutter umzieht.

Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass wir in diesem Jahr verreisen können, schon gar nicht außerhalb Deutschlands, sondern rechne mit weiteren Infektionswellen. Mit Ausgangsbeschränkungen und Maskenpflicht habe ich auch keine Lust zum Verreisen, von meinen aktuellen gesundheitlichen Einschränkungen mal abgesehen. Vielleicht sollte wir auch besser die Dänischlehrbücher und mein Dienst-Laptop mit in den Urlaub nehmen - falls die Grenzen wegen einer neuen Infektionswelle wieder geschlossen werden, können wir die Zeit sinnvoll nutzen.

Das Maskengedöns hat sich bei uns ganz gut eingespielt, auch wenn ich gestern kurz überlegte, mich wegen meines Asthmas befreien zu lassen, weil ich kaum Luft bekam. Frische Masken hängen an der Haustür, gebrauchte Masken kommen in einen Stoffbeutel im Bad, und jedes Mal, wenn ich Handtücher wasche, wandert der Beutel mit in die Maschine.

Wir haben zwar aktuell nicht so einen hohen Handtuchverbrauch wie zu den Zeiten, in denen wir zwei Mal in der Woche zum Sport gingen, aber da wir nur eine kleine Maschine und viele Masken haben, geht's. Nebeneffekt: Unsere Stoffbeutel werden endlich mal regelmäßig gewaschen.

Ansonsten: Dankbarkeit anlässlich des gestrigen 75. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus, des heutigen 70. Jahrestages der EU und des Umstandes, dass wir Schwiegermutters hohen Geburtstag gemeinsam feiern konnten, wenn auch anders, als geplant.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea - vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

6 Kommentare:

  1. Guten Morgen... zum Samstagsplausch. Ein erfreuliches Ritual und erst recht jetzt mitten in Corona.

    Heimarbeit kenne ich sowieso und erst recht den Schichtdienst meines Mannes im Verlag. Ja, da muss frau flexibel sein...

    Bitte bleib gesund und munter.

    Gefliederte Grüße - komme eben aus dem Garten - von Heidrun

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    1. Liebe Heidrun,

      hach, Flieder im Garten, wie schön! Ich bin zwar höllisch allergisch gegen Flieder, aber ich mag ihn dennoch sehr. Bevor wir das mit der Allergie wussten, hatte meine Mutter immer sehr üppige Sträuße aus weißem und lila Flieder im Haus. Seitdem sehe ich ihn mir nur noch aus sicherer Entfernung an. Aus den Blüten kann man übrigens sehr feinen Sirup machen (auf den ich leider auch allergisch reagiere).

      Mit einem Partner, der im Schichtdienst arbeitet, muss man das Leben ja wirklich sehr flexibel organisieren. Wir hatten in den Phasen, in denen wir im Schichtdienst arbeiteten, immer Glück, genießen jetzt aber meistens die 9-bis-5-Routine.

      Bleibt gesund! Sonnige Grüße von der Elbe sendet Sabine

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  2. Guten Morgen, bei uns klappt das gut mit dem Homeoffice zusammen. Mein Mann sitzt im Schlafzimmer am PC und ich im kleinen Zimmer am Laptop.
    Ja die Beschränkungen sind auch hier gelockert. Und ehrlich gesagt, macht mir dies ziemlich Angst. Urlaub müssen wir gut beobachten. Ggf. bleiben wir zu 🏡.
    Ich hoffe Deine Schmerzen verschwinden bald. Hab einen schönen Sonntag. Lieben Gruß Sylvia

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    1. Liebe Sylvia,

      schön, dass das Homeoffice bei euch so gut klappt! Hier gibt es manchmal Reibereien, weil eine arbeiten muss und einer nicht. Aber das bekommen wir in den Griff. Ja, die Lockerungen gehen mir auch ein wenig zu schnell. Es ist manchmal so, als wäre nichts gewesen. Auf Urlaub zu Hause richte ich mich auch ein - oder auf Urlaub bei der Tante, das wäre dann zumindest ein Tapetenwechsel.
      Sonnige Grüße
      Sabine

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  3. Heimarbeit geht bei mir leider nicht. Ich finde es fast schön noch einen normalen Alltag zu haben.
    Das deine Beschwerden immer noch nicht besser sind, da würde vielleicht ein dritter Arzt eine Idee zu haben.
    Urlaub habe ich in meinen Gedanken längst gestrichen. Aber das bin ich schon gewöhnt.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Liebe Andrea,
      ich wünsche euch, dass es doch noch mit einem Urlaub klappt! Wegen der Beschwerden überlege ich, mit dem Hausarzt zu sprechen. Ein Allgemeinmediziner hat vielleicht andere Ideen als Spezialisten, auch, wenn er sich da sonst zurückhält und lieber zum Spezialisten überweist.
      Bleib gesund und pass auf dich auf!
      Sonnige Grüße von Sabine

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.