Samstag, 30. Mai 2020

Samstagsplausch KW 22/20: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XI

"Wenn man sich draußen so umguckt, sieht alles völlig normal aus", meinte die Kollegin, die ich im Auto mit zur Hanseatischen Materialverwaltung nahm. In der Tat hat sich das Leben da draußen anscheinend normalisiert, scheint Corona verschwunden zu sein, abgesehen von den Masken, die in Geschäften oder im ÖPNV getragen werden müssen. Ich merke selbst, dass ich zunehmend nachlässiger werde.

Die Korona-Erdbeeren wachsen am Schnellsten.
Wir sind inzwischen seit 11 Wochen weitgehend zu Hause. Der Gatte ist in Kurzarbeit, einmal in der Woche im Büro und ansonsten auf Abruf, falls sein Arbeitgeber die Produktion wieder hochfahren kann. Da er im Kultur- und Veranstaltungsbereich arbeitet, wird das auf lange Sicht nicht der Fall sein. Ich arbeite bis Ende Juni zu Hause, fahre nur ins "echte" Büro, wenn meine persönliche Anwesenheit erforderlich ist. Das war in dieser Woche zwei Mal der Fall.

Wir haben inzwischen wieder weitgehend einen gemeinsamen Tagesablauf, was mir gut tut. Während ich arbeite, kümmert sich der Gatte um die Haushaltsauflösung seiner Mutter und ihren Umzug in eine Seniorenwohnanlage. Schwiegermutter genießt es, dass ihr Sohn jetzt dafür Zeit hat. Dafür sieht's bei uns ziemlich wild aus, muss man sich durch ein Labyrinth aus Umzugskisten bewegen. Aber das geht ja vorbei. Solange hat der Saugroboter Pause. Er würde sich ständig irgendwo fest fressen.

Der Gatte konnte inzwischen immerhin schon mal mit Schwiegermutter in die Wohnung und alles ausmessen. Schwiegermutter maß zwar auch alles schon aus, plante anhand des Grundrisses, aber alles "in echt" zu sehen, ist was anderes. Zur Wohnungsbegehung nahm der Gatte neben dem Werkzeug auch zwei Sektgläser und eine Flasche Sekt mit, um mit ihr auf den neuen Lebensabschnitt anzustoßen. Er versucht seit der Wohnungsbesichtigung korrigierend in Schwiegermutters Planungen einzugreifen, bislang vergeblich.

Schwiegermutter will ihre sehr klobigen Möbel unbedingt mitnehmen und versteht nicht, dass eine 10 m lange und 60 cm tiefe Schrankwand, die in einem 100m² großen Wohnzimmer schmal wirkt, zwar von den Maßen her in ein 25m² großes Wohnzimmer passen mag, sie selbst sich dann aber nicht mehr darin bewegen kann, schon gar, falls sie irgendwann mal auf einen Gehwagen angewiesen ist.

Episch muss auch die Diskussion gewesen sein, warum ein 80 cm breiter Schrank nicht an eine 60 cm breite Wand passt. Schwiegermutter meint, man müsse das nur richtig stellen, dann passe es schon - so wie bei der Mikrowelle, die nur hochkant auf das Regal passt ...

Die beiden werden ohnehin noch manche Tour durch Möbelhäuser machen, und vielleicht kann er sie zu dem einen oder anderen passenden Möbel überreden. Vielleicht schafft es aber auch die mit dem Umzug beauftragte Möbelfirma, die im Haus alles ab- und in der Wohnung aufbauen soll.

Mudderns ist langsam wieder in der Spur, will, dass wir nicht mehr täglich telefonieren, was mir sehr entgegen kommt, denn die teilweise stündlichen Telefonate kosteten mich doch sehr viel Kraft. Übernächste Woche werde ich mit ihr mal wieder einen Ausflug machen. Das tut ihr bestimmt gut. Mal gucken, wohin sie möchte. Ich tippe auf's Gewerbegebiet, denn dahin kommt sie ohne Auto nicht. Ich würde ja lieber in den Höpen, aber es soll ja Mudderns gefallen, nicht mir.

Tante und der Dackel sind in dieser Woche wieder nach Hause gefahren. Normalerweise würde sie im Herbst wiederkommen, aber momentan ist das ungewiss. Zum einen ist die Reise sehr anstrengend, zum anderen kann sie nicht mit Hund in Schwiegermutters Seniorenwohnanlage wohnen. Da suchen wir noch eine Lösung.

Der Dackel ist inzwischen allerdings auch schon 16 Jahre alt. Vielleicht haben wir ihn in diesem Frühjahr zum letzten Mal gesehen, meinte Tante beim Abschied. Ich habe gemerkt, wie sehr ich einen Hund vermisse, denn das kleine braune Hundevieh mussten wir Ende Oktober nach mehr als 17 Jahren gehen lassen.

Im Büro gab's jede Menge Überstunden, was schnell geht, da ich Teilzeit arbeite. In der kommenden Woche wird allerdings der erste Digitalisierungsschritt meines Mammutprojekts abgeschlossen sein, dann kann ich wieder ein paar Überstunden abbummeln. Und ich mache die Überstunden lieber zu Hause. Dann entfällt der Heimweg von etwa 90 Minuten. Außerdem kann ich zwischendrin immer mal auf den Stepper, um mich abzureagieren. Wenn ich wieder im "echten" Büro bin, wird mir das fehlen. Ob ich dann im Treppenhaus auf und ab renne?!

Diese Woche gab's zudem für jeden fünf Masken im Corporate Design und für jedes Büro einen Liter Desinfektionsmittel - untrügliches Zeichen, das wir den Betrieb langsam wieder hochfahren. Masketragen ist immer noch doof. Ich bin froh, dass ich das nicht den ganzen Tag machen muss.

In dieser Woche fiel mir auf, dass die bleierne Müdigkeit der ersten Wochen verschwunden ist, inzwischen auch beim Gatten, der später in den Lockdown ging als ich. Wir schlafen allerdings immer noch viel, und wenn ich keine acht Stunden Schlaf bekomme, hänge ich wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Aber ich komme unter der Woche ohne Mittagsschlaf aus. Das wäre momentan aufgrund der Überstunden ohnehin nicht möglich.

Die Fitnessstudios dürfen seit dieser Woche wieder aufmachen, aber wir haben uns dagegen entschieden, jetzt schon wieder hinzugehen. Der Gatte gehört zur Hochrisikogruppe. Eine Infektion durch Aerosole ist zu riskant. Er hat jetzt durch die Haushaltsauflösung auch genug Bewegung, und ich suche mir Bewegung. Also warten wir weiter auf bessere Zeiten.

Ab kommenden Freitag startet ein Autokino. Ich überlegte, an meinem Geburtstag dort "Die Känguruh-Chroniken" zu sehen, aber ab Freitag ist Regen angesagt, also schieben wir auch das erst mal auf.

Aufgeschoben ist auch der Dänemark-Urlaub. Die Grenzen sind zwar wieder offen, aber wir wollen erst mal abwarten, ob sie auch offen bleiben und vor allem Schwiegermutters Umzug erledigt haben. Dann schauen wir mal. Alternativen haben wir genug. Ich habe Mallorca-Weh, aber das wir dieses Jahr nicht auf die Insel fliegen, war schon lange vor Corona klar, eben wegen Schwiegermutters Umzug.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea - vielen Dank für's Sammeln! Über's Einkaufen und Kochen in der vergangenen Woche berichte ich in der Kombüse. Bleibt zu Hause, bleibt gesund, passt auf euch und eure Lieben auf.

2 Kommentare:

  1. Überall liest man derzeit... fällt aus oder wird verschoben. Wichtig ist doch nur, dass man diese Zeit auch mit einigen schönen Dingen füllt. Innehält und nicht ersatzlos weiterarbeitet.
    Dass du den Hund vermisst, kann ich gut verstehen.2 habe ich schon gehen lassen müssen und derzeit leben ein 13 Jahre und 2 Monate alter Labbi und eine 10 und 6 Jahre alte Golden Retriever Hündin hier. Auch hier wird ein Abschied also immer wahrscheinlicher und es graut mir schon jetzt davor.
    Ins Autokino werden wir auf jeden Fall auch noch fahren. Das wollte ich schon immmer mal machen.
    Ich wünsche euch nun eine gute Zeit.
    Liebe Grüße
    Ivonne

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    1. Tiere gehen zu lassen, ist immer schwer. Bei uns kommt hinzu, dass es der letzte Hund gewesen sein wird, also ein Lebensabschnitt zu Ende ging. Aber anders als beim Hund davor gab's Zeit zum Abschiednehmen, konnten wir alle da sein, als sie gehen musste. Ich wünsche Euch eine lange und intensive Zeit mit den beiden Hübschen.
      Sonnige Grüße von Sabine

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.