Sonntag, 3. Oktober 2021

Samstagsplausch KW 39/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXXI

Ich hatte gehofft, dass mir der Facharzttermin diese Woche schon etwas mehr Klarheit bringt über die beiden Tumore, die ich gewann, aber es gab nur einen Termin für eine weitere Magenspiegelung in zehn Tagen. Da werden dann auch noch keine Gewebeproben entnommen, sondern da wird nur geguckt. Je nachdem, wie die Tumore dann zurück gucken, gibt es einen weiteren Termin für eine Magenspiegelung mit Gewebeentnahme. Ob die Tumore dann endlich entfernt oder nur weiter beobachtet werden, steht in den Sternen.

Der Facharzt ist im Gegensatz zu mir tiefenentspannt. Ich hingegen bin mit den Nerven am Ende und bedauere, dass ich dem Ratschlag meiner Hausärztin nicht folgte, die mich krankschreiben wollte. Ich möchte mir die Krankschreibung aufsparen, wenn wirklich nichts mehr geht, aber eigentlich geht schon jetzt nichts mehr. Ich bin von der Gesamtsituation einfach total überfordert und schaffe es immer weniger, zu funktionieren. Ich schlafe nachts kaum noch und kämpfe mit Asthma.

Hier gilt seit mittlerweile 81 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Inzwischen sind wir alle geimpft und fahren die sozialen Kontakte langsam wieder hoch. Die Mütter und Tante bereiten sich auf die Drittimpfung vor. Der Gatte und ich gehören zu Risikogruppe 2, der Gatte ist zudem über 60 Jahre alt, aber eine Drittimpfung ist hier noch nicht in Sicht, denn alle Ärzte, die ich bislang fragte, impfen erstmal alle über 80 Jahre. Also abwarten (und erstmal gegen Grippe impfen lassen).

Corona als Erkrankung hat meine kleine Familie Gott sei Dank bislang verschont. Beruflich und menschlich betraf es uns aber schon. Der Gatte war in Kurzarbeit, erkrankte aber vor fast einem Jahr so schwer, dass er inzwischen verrentet ist. Er war lange im Krankenhaus, wird jetzt engmaschig überwacht, braucht evtl. eine OP. Meine beruflichen Projekte sind durch Corona betroffen, aber mein Arbeitsplatz an sich ist sicher. Das ist eine große Erleichterung. 

Ansonsten wurden bei mir gerade zwei Tumore diagnostiziert, bereite ich mich auf Krankenhausaufenthalte vor. Noch ist unklar, wie weit die Tumore streuten, wie Behandlungsmöglichkeiten, Lebenserwartung etc. sind. Und dann ist da ja noch eine kleine Chance, dass die Tumore gutartig sind. Die Vorsorgevollmacht steht, um den Termin für die Bankvollmachten kümmert sich der Gatte in den nächsten Tagen. Ich muss mich dringend um die Patientenverfügung kümmern, kann mich aber gerade gar nicht darauf konzentrieren. In zehn Tagen muss sie allerdings fertig sein, denn dann packe ich für's Krankenhaus. Und den Antrag auf Kontenklärung bei der Rentenversicherung habe ich zumindest schon mal ausgedruckt.

Der Gatte merkt, dass ich einfach keine Kraft mehr habe, und versucht, so viel zu übernehmen, wie es sein Gesundheitszustand zulässt. Er kümmerte sich um eine Herzsportgruppe - endlich. Jetzt bleibt zu hoffen, dass sein Hausarzt ihm eine Verordnung ausstellt, aber der brachte das nach der langen Phase, in der der Gatte nur sitzen und atmen durfte, ja selbst ins Gespräch. Der Gatte übernimmt wieder öfter Hausarbeit, langsam und mit vielen Pausen, wir haben ja Zeit, und fährt einkaufen. Das hilft mir sehr viel! Er will sogar wieder kochen! Im Gegensatz zu mir entspannt ihn das Kochen, aber er war lange nicht in der Lage, sich so lange zu konzentrieren. Das kommt jetzt ganz, ganz langsam wieder, auch, wenn's einen Schritt vor und mehrere zurück geht. Aber es hetzt ihn ja niemand.

Zudem überraschte mich der Gatte mit einem Wellness-Wochenende an der See, weil er meint, ich bräuchte Erholung, und Dänemark wäre ja für mich auch nicht so wirklich erholsam gewesen, weil ich da das meiste selbst machte. Was für eine entzückende Idee! Ich zuckte kurz ob der Kosten, dachte mir dann aber, dass das angesichts unserer Erkrankungen auch egal ist. In der Zeit, die uns bleibt, wollen wir genießen, was geht, und solange wir noch fit genug dafür sind!

Nach diesem Motto gehe ich kommende Woche auch zum ersten Mal seit Mai 2019 zu einem Blogger- bzw. Presse-Event! Mir ist zwar eher danach, auf dem Sofa zu sitzen und zu stricken, aber es tut mir sicher gut, so viel wie möglich zu unternehmen, solange ich es noch kann. Nicht, dass ich irgendwann vertanen Gelegenheiten hinterher trauere!

Den Müttern geht's gut, Tante hoffentlich auch. Da ich länger nicht mit Schwiegermutter sprach, hörte ich nichts von Tante, aber morgen macht sich ein Paket für sie auf den Weg mit dänischen Pralinen und Urlaubsfotos. Früher trafen wir uns bei Schwiegermutter zum Fotogucken, aber Tante kommt ja nicht mehr so oft hierher. Schwiegermutter hat endlich das Gefühl, dass ihre Wohnung in der Seniorenwohnanlage ihr Zuhause ist. Mudderns überstand zwei Wochen ohne ihre Gesellschafterin gut. Ich bin aktuell damit beschäftigt, ihren Prepaid-Vertrag bei Mobilcom zu kündigen, und das ist aus mehreren Gründen großes Kino. Mal schauen, ob das ohne Anwalt abgeht. Sie weiß weiterhin nichts von meinen Tumoren, denn eine Mutter mit depressivem Schub ginge aktuell über meine Kräfte. Ihre Gesellschafterin weiß aber Bescheid.

Der an Corona erkrankte Kollege arbeitet wieder, hat aber immer noch Geschmacks- und Geruchsbeeinträchtigungen, ebenso wie sein Mann, der sich auch infizierte. Er ist froh, dass er geimpft ist, da Risikogruppe. Ohne Impfung wäre die Infektion nicht so glimpflich verlaufen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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