Sonntag, 10. Oktober 2021

Samstagsplausch KW 40/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten LXXXII

Vorgestern hatte ich einen unbeschwerten Abend im Kreise kochbegeisterter Menschen - das war eine schöne Abwechslung! In der Location gab's einen Kronleuchter, der viele von uns begeisterte: Er bestand komplett aus Glasgeschirr! 

Ein Kronleuchter komplett aus Glasgeschirr. Zitronenpresse, Teller, Schüsseln, Flaschen - alles mögliche findet sich hier.

Nach so langer Zeit wieder unter Menschen zu sein, mitten in einer Pandemie, war ungewohnt, aber ich ließ alle Vernunft beiseite, denn wer weiß, wie lange ich so etwas noch machen kann und wie lange ich noch alles essen kann. 

Das Warten auf die Nachricht, ob die beiden Tumore nicht vielleicht doch gutartig sind, zermürbt. Die Chance auf gutartige Tumore ist bei Magen- und Speiseröhrentumoren sehr, sehr gering. Das ständige Beschwichtigen der Ärzte kostet mich daher mehr Kraft, als mich die Wahrheit kosten würde. Ich will keine Beschwichtigungen mehr, ich will kein Tumorgucken mehr. Ich will endlich eine Biopsie und Therapievorschläge, wissen, wie lange ich noch einigermaßen unbeschwert leben kann. Ich kann schlichtweg nicht mehr, schleppe mich von Weinkrampf zu Weinkrampf. 

Ich will nicht mehr hören, dass es bislang nur Raumforderungen sind, keine Tumore. In der ersten, mündlichen Diagnose war von Tumoren die Rede, im schriftlichen Befund dann von Raumforderungen. Ich will auch nicht mehr hören, dass Raumforderungen / Tumore bösartig sein können, es aber nicht sein müssen, wo längst klar ist, dass Tumore in Magen / Speiseröhre so gut wie nie gutartig sind. Kann bitte endlich einer der Ärzte die Diagnose Krebs aussprechen und mich entsprechend behandeln?! Wie gesagt, ich kann schlichtweg nicht mehr.

Vorsorgevollmacht und Bankvollmacht für den Gatten stehen. Um die Patientenverfügung drücke ich mich noch. Ansonsten versuchte ich so, mich so gut wie möglich abzulenken. Ich war oft im Garten, das Wetter lädt ja dazu ein. Ich konnte sogar zwei Mal in Ruhe auf der Terrasse sitzen, Meisen und Rotkehlchen beobachten. 

Hier gilt seit mittlerweile 82 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Inzwischen sind wir alle geimpft und fahren die sozialen Kontakte langsam wieder hoch.  

Als ich vorgestern nach Hause fuhr, war ich irritiert, wie leer Ottensen und meine Buslinien abends zwischen 22 Uhr und 23 Uhr sind - an einem Freitag. Sind das noch die Corona-Auswirkungen oder die Herbstferien? In der letzten Buslinien war ich mit dem Fahrer sogar ganz alleine! Dabei ist die Linie um diese Zeit normalerweise voller feiernder Jugendlicher, passiert sie neben Ottensen doch einen großen Kinokomplex und eine S-Bahn-Station mit beliebtem Burger-Laden. 

Dienstag ging mir für mein aktuelle Strickprojekt die Wolle aus, also fing ich an, Spüllappen zu stricken, denn in Dänemark sah ich in einem Wollgeschäft Geschenksets mit Spüllappen, Spülbürste und Spüli. Das werden dieses Jahr meine Weihnachtsgeschenke, ergänzt um Handcreme und, wenn ich es zeitlich noch schaffe, ein Einkaufsnetz. Die Spüllappen sind ein kleines Projekt, können auch im Krankenbett gestrickt werden, so dass die Wolltasche mit in den Krankenhauskoffer wanderte. Momentan ist für kommende Woche zwar eine ambulante Untersuchung angesetzt, aber das kann sich im Laufe der Untersuchung ändern, meinte meine Hausärztin, und da sie bislang immer recht hatte, hörte ich auf sie und packte einen Koffer.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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