Samstag, 18. Dezember 2021

Samstagsplausch KW 50/21: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten XCII

"Ah, Sie kenne ich! Sie waren bei mir auf Station. Das muss so im Mai oder Juni gewesen sein. Sie waren der mit dem Hasen! Da haben wir noch Wochen drüber geredet - cool!" 

Diese Woche musste der Gatte wieder ins Krankenhaus zur Kontrolle und begegneter einer Schwester aus seinem letzten stationärem Aufenthalt. Der Maskenhase und seine Kumpel erfreuten offensichtlich die Station, und der Gatte bedauerte, dass er den Maskenhasen nicht zum Hallo sagen dabei hatte.

Diese Woche musste der Gatte auch zum letzten Mal zur Kontrolle ins Krankenhaus, denn er ist jetzt so weit stabil, dass sein Hausarzt und ggf. ein Kardiologe übernehmen können! Nach einem Jahr und drei Krankenhausaufenthalten zwischen Leben und Tod können wir also vorsichtig aufatmen. Gesund ist der Gatte nicht, das wird er auch nicht mehr. Es wird auch noch dauern, bis er sich mit seiner Behinderung arrangiert hat, bis er wieder zuverlässig etwas belastbarer ist. Das ist weit mehr, als im Sommer zu hoffen war. 

Seit Mitte November, als der Gatte im letzten Jahr eine vermeintliche Erkältung bekam, wie er sie öfter bekommt, denke ich fast jeden Tag daran zurück, wie's vor einem Jahr war und wie's jetzt ist. Letztes Jahr um diese Zeit war's unklar, ob wir Weihnachten zusammen sein würden, ob wir überhaupt nochmal Weihnachten zusammen feiern würden - wie viel besser ist es jetzt, auch wenn der Gatte durch die Erkrankung berufsunfähig verrentet und schwerbehindert ist! Wir sind dankbar für das was ist.

Diese Woche begann etwas hektisch, denn der Gatte litt drei Tage unter den Nebenwirkungen der Auffrisch-Impfung, brauchte viel Pflege und Begleitung. Zum Glück sind meine Chefs verständnisvoll, konnte ich mir stundenweise frei nehmen. Am Ladendienst hielt ich allerdings fest, denn den zu tauschen, ist immer ein mittleres Drama, warum auch immer. So ließ ich den Gatten mit schlechtem Gewissen alleine, aber er schlief die meiste Zeit über. Und hätte ich den Ladentag getauscht, hätte ich keine Blumen-Überraschung bekommen.

Die 2G-Kontrollen im Laden haben sich inzwischen eingespielt. Die Lieblings-Ladenkollegin, mit der ich diese Woche Dienst hatte, ist ähnlich pragmatisch wie ich: Als eine alte Dame mit Impfpass und "Immunkarte" kam und nicht begriff, dass sie entweder einen Kontaktbogen ausfüllen oder sich per App registrieren muss, obwohl sie einen QR-Code auf der "Immunkarte" hat, füllten wir kurzerhand den Kontaktbogen aus. 

Eine bewegende Begegnung gab's: Eine Afghanin strandete bei uns im Laden auf der Suche nach dem Fundbüro, das nicht mehr uns um die Ecke ist, sondern in Bahrenfeld. Während wir Adresse und Wegbeschreibung zusammenstellten, erzählte sie, dass ihr die Handtasche geklaut wurde, darin auch ihr Pass. Einen neuen bekomme sie nicht, weil die Taliban an der Macht sind, und so hofft sie, dass aus der Handtasche nur das Geld genommen wurde, die Papiere im Fundbüro sind. Es ist ihr zu wünschen! 

Ich bin froh, wenn das Laden-Kapitel kommende Woche endet, weil die andere Abteilung den Laden ganz übernimmt. Für ein paar Kolleginnen ist es schwierig, im Laden zu arbeiten, weil Kunden. Sie fielen immer wieder aus, andere mussten einspringen. Letztlich bremste der Laden das ganze Team aus. Jetzt ist Kraft für andere Projekte. Zwischen Weihnachten und Silvester räumen wir die Reste raus. Das wird sicher komisch, vor allem für die Kollegen, die schon lange im Team sind. Doof ist, dass die Tätigkeit des Chefs im Corona-Krisenstab auch viel ausbremst. In meinem Projekt ist das nicht so schlimm wie bei den Kolleginnen, aber ich schwimme zum Teil auch.

Ansonsten war's eine ruhige Woche, stand nur der Krankenhaus-Kontrolltermin des Gatten an. An dem Tag hätte er gerne Begleitung gehabt, weil er trotz Stock nur schlecht gehen konnte, aber für Begleitung und Besuch gilt im Krankenhaus aktuell 2Gplus, und auf die Schnelle bekam ich keinen Corona-Test. Also musste er es alleine schaffen. Er versucht überhaupt, mehr alleine zu schaffen, wollte heute auch alleine zum Herzsport, aber dann hätten wir kein Brot gehabt, weil ich ja in der Zeit zum Bäcker gehe, also fuhr ich ihn. Das war auch gut, denn der Sport strengte ihn sehr an. Solange er nicht nach der Stunde fröhlich hüpfend aus der Turnhalle kommt, bleibt es beim Fahrdienst. 

Hier gilt seit mittlerweile 92 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Nachdem wir alle geimpft waren, fuhren wir die sozialen Kontakte kurzzeitig wieder hoch. Angesichts der aktuellen Zahlen fuhren wir sie aber wieder runter.

Die ehemaligen Kollegen des Gatten luden ihn zur Weihnachtsfeier ein, was nicht nur nett war, sondern auch praktisch gewesen wäre, um endlich mal den Firmenschlüssel abzugeben und ein paar persönliche Sachen aus der Firma zu holen, aber die Feier kollidierte mit dem Krankenhaus-Termin. Also müssen wir das auf's nächste Jahr verschieben. Wir denken oft an die Kollegen, sind sie doch vom wiederholten Feuerwerksverbot an Silvester betroffen, bleiben schon wieder auf der Ware sitzen. Die Firma kämpft.

Auf dem Balkon besuchen uns seit einiger Zeit Rotkehlchen. Erst kam eins, dann hing der Gatte dort einen Meisenknödel auf, und inzwischen sind's drei. Sie sind völlig ohne Scheu, sitzen dem Gatten fast auf dem Schoß, wenn er dort raucht. Ich hatte bislang versucht, den Balkon vogelfrei zu halten, weil wir ihn als russischen Kühlschrank nutzen, aber es macht auch viel Freude, die kleinen Vögel zu beobachten. 

Den Müttern und Tante geht's gut. Schwiegermutter bereitet sich auf die Fahrt zu Tante vor, bleibt dort Weihnachten und Silvester. Mudderns verzichtet aktuell auf die Kirche wegen der Maskenpflicht am Platz. Nun ja. Ansonsten ist sie guter Dinge. Ich hoffe, das bleibt auch so, denn ihre Gesellschafterin hat zwei Wochen Urlaub, und der Gatte und ich überlegen ja auch, wegzufahren. Für Mudderns beginnt jetzt die schwierige Zeit, der sie ihre Angstneurose regelmäßig einholt. Mal schauen, wie's diesen Winter wird. 

Während ich hier tippsle, ist die wöchentliche Coronaleugner-Demo unterwegs. Wieder sind es mehr Dumme, die Nazis, Gesellschaftsfeinden und Antisemiten hinterher laufen - natürlich maskenlos, denn die Polizei setzt die seit dieser Woche geltende Maskenpflicht wie zu erwarten nicht durch. Aber es gibt Gegenprotest, und die Zahl der Vernünftigen ist ohnehin höher, wie die Impfquoute zeigt. Dennoch bin ich diese leerdenkenden Düffeldoffel einfach leid.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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