Samstag, 16. April 2022

Samstagsplausch KW 15/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CIX

Frohe Ostern, chag Pessach sameach und Ramadan Mubarak! Ich hoffe, du verbringst frohe, erholsame Feiertage im Kreise deiner Lieben!

Frohe Ostern und chag pessach sameach!

Wir wollten es Ostern eigentlich ruhig angehen lassen, aber angesichts des Corona-Ausbruchs in Schwiegermutters Seniorenwohnanlage beschloss sie letzten Sonntag, sie käme morgen zum Essen zu uns. Damit nicht genug: Sie beschloss, ich solle das Gericht zubereiten, dass sie eigentlich kochen wollte. Um mich zu entlasten, brächte sie gedämpfte Wurzeln mit. Ähm, ja, nee, is klaa. 

Noch unverständlicher an der Geschichte ist, dass Schwiegermutter der Meinung ist, ich könne nicht kochen, aber so hat sie wenigstens etwas, worüber sie sich während ihres Besuchs und Tage danach aufregen kann. Würde hingegen der Gatte kochen, würde sie das Essen genießen. Der Gatte ist aktuell meist zu malad zum Kochen, was Schwiegermutter zwar weiß, normalerwiese aber geflissentlich ignoriert. 

Überhaupt ist bei Schwiegermutter gerade Stimmung angesagt. Sie lebt die Devise "Das Leben kann so schön beschissen sein, wenn man sich bloß Mühe gibt!" Das Hotel, in dem wir ihren Geburtstag feiern, vergaß, ihr eine Buchungsbestätigung zu schicken, weswegen sie darauf versteifte, ich hätte nur ein Zimmer für den Gatten und mich bestellt (sie war bei der Buchung dabei). Der Fehler wurde natürlich korrigiert, aber nun ist sie der Meinung, im großen schwarzen Wagen sei nicht genug Platz für drei, weswegen sie nur eine kleine Reisetasche statt des üblichen Schrankkoffers mitnehmen dürfe. Nachdem wir das richtig stellten, befand sie, sie müsse dann ja im Kofferraum sitzen, was ihr nicht zuzumuten sei (ein Drittel der Rückbank wird geklappt, damit alle Schrankkoffer Platz haben). Ich sehe uns schon mit zwei Wagen fahren.

Außerdem entspreche der Wellnessbereich im Hotel nicht ihrem Niveau. Für uns reiche er selbstverständlich, denn wir hätten ja anders als sie keinen Privatmasseur, deswegen würden wir den Unterschied nicht kennen. Und weil der Wellnessbereich nicht ihrem Niveau entspricht, will sie die eine Woche, in der wir da sind, nur spazierengehen. Den Wellnessbereich will sie gar nicht betreten, denn sie weiß ja nicht, ob das Wasser da auch wirklich warm ist. Nun, so wird sie es nicht herausfinden. 

Doch, doch, das wird ein toller Urlaub.     

Es ist immer wieder faszinierend, worüber sich Schwiegermutter aufregen kann. Das Mittagessen in ihrer Luxus-Wohnanlage kommt inzwischen nicht mehr als Tellergericht, weil Corona ja vorbei ist, sondern in Schüsseln, aus denen sich jeder am Tisch bedient - vier Leute insgesamt. "Das ist wie bei den Bauern!", schimpft Schwiegermutter jeden Tag auf's Neue. Das gleiche Prinzip, nur als "hygge" von einem Nobel-Restaurant in der Nachbarschaft verkauft, findet Schwiegermutter hingegen ganz toll. 

Unsere kleine Magnolie am Dienstag. Inzwischen ist sie noch weiter aufgeblüht.

Hier gilt seit mittlerweile 109 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus.

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Jetzt planen wir allerdings zwei Reisen in Gegenden, in denen es keine Corona-Beschränkungen mehr gibt. Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Mal schauen, wie lange noch. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. 

Gestern wurde mit den täglichen Corona-Zahlen die Info veröffentlicht, dass sich über 500.000 Hamburger infizierten, dabei im ersten Vierteljahr diesen Jahres mehr als doppelt so viele wie in den ersten beiden Corona-Jahren zusammen (und da ist die aktuelle Untererfassung von Faktor 2 nicht berücksichtigt). Das Virus hat offensichtlich die Info über Pandemie-Ende nicht bekommen. 

Nach letztem Sonntag in Schwiegermutters Seniorenwohnanlage wundert mich die Untererfassung nicht. Aktuell gilt für Besucher wieder Testpflicht, nur werden die Tests nicht wie früher mit Nasen- und Rachenabstrich von einem Arzt gemacht, sondern es sind Selbsttests - der schnellste Schnelltest, den ich bislang hatte. Bis ein Testergebnis vorliegt, dauert es 15 Minuten. Hier befand die Empfangsdame, die auch die Tests überwacht, nach fünf Minuten, der Test sei negativ, der Strich beim C reiche. Ich hatte den wackeligen Gatten dabei und diskutierte deswegen nicht. Ich erwähnte es aber Schwiegermutter gegenüber, die antwortete, man kenne uns eben und ginge davon aus, dass wir gesund sein. Ähm, ja, nee, is klaa. Als wir gingen, kam eine Bewohnerin auf die Empfangsdame zu und meinte, sie würde auch gerne mal so einen Test machen, denn sie habe seit Tagen Symptome. Nun, so, wie die Empfangsdame testet, wird das Ergebnis negativ gewesen sein. 

Mein Alltag wird ja weitgehend davon bestimmt, wie es dem Gatten geht, und der war diese Woche wieder sehr wackelig, brauchte viel Unterstützung, so dass ich froh war, bis auf Montag zu Hause arbeiten zu können. Dienstag konnten wir einen langsamen Spaziergang ins Dorf machen, der aber auch viel zu viel war. Immerhin hat der Gatte eine mögliche Ursache für seine Wackeligkeit gefunden und wird das bei den nächsten beiden Terminen bei Fach- und Hausarzt mal ansprechen. Vielleicht ist die Umstellung der Medikation die Lösung. Mich nervt es sehr, keine Pläne machen zu können, und seien sie noch so kurzfristig, weil ich nicht weiß, ob ich den Gatten alleine lassen kann, aber es ist ja, wie es ist.

Ich gehe gerade ein wenig in Arbeit unter, was okay ist, da mir meine Arbeit ja Spaß macht, und in Teilzeit eh schnell Überstunden zusammen kommen. Es gab diese Woche sehr viel Lob von Chef II und vom Ex-Chef, der mich angeblich auch nach mehr als vier Jahren noch vermisst. Lob macht mich generell misstrauisch. Auch wenn ich den früheren Aufgabenbereich gelegentlich vermisse, so bin ich doch froh darüber, wie es jetzt ist. Mit einer Vollzeitstelle inkl. Überstunden und Mobbing durch Kollegin II wäre es nicht nur in der aktuellen Situation untragbar.  

Da Corona ja für beendet erklärt wurde, habe ich nach zwei Jahren Pause wieder eine Pressekonferenz gewonnen. Yippie. Oder so. Ich freue mich natürlich auf den Trubel, und alle Kooperationspartner freuen sich auf vermeintliche Normalität im Sommer, aber ein mulmiges Gefühl bleibt. Und ich überlege, ob ich zum Friseur muss. Eigentlich wollte ich mir ja die Haare so lang wachsen lassen, dass ich einen 25 cm Zopf als Haarspende geben kann, aber das dauert noch ewig - ohne Zopf sind's ab Ohrläppchen gerade mal knapp 20 cm. Andererseits ist die Chance hoch, dass sich alle Kameras auf Blaumann I richten. Mal schauen, wie ich mich entscheide. 

Langsam kehren alle Kollegen für drei Tage ins Büro zurück, das erste Team-Treffen in Präsenz ist terminiert. Ich hoffe, ich kann bis zu meinem Mai-Urlaub bei einem Büro-Tag bleiben, auch, weil mir oft unwohl ist, den Gatten alleine zu lassen. Es ist schön, dass der Arzt im letzten Jahr attestierte, der Gatte brauche eine 24-Stunden-Betreuung, nur macht sich keiner Gedanken, wie ich das gewährleisten soll. Zum Glück ist der Gatte inzwischen öfter stabil als instabil, aber es hängt halt sehr von der Tagesform ab, und die ist aktuell sehr unbeständig. 

Vor einem Jahr freute ich mich, dass ich 20 Kilo abnahm. Inzwischen sind es 30 Kilo weniger, und nach einigen Wochen Pause fing ich diese Woche wieder an, die Kalorienzähl-App zu nutzen. Zwar halte ich mein Gewicht, aber 30 bis 70 Kilo müssen noch runter, denn nur ein BMI von 18 ist ein guter BMI. Ich muss auch dringend wieder Sport in meinen Tagesablauf integrieren. 

Mudderns uns Tante geht's gut. Tante freute sich bannig über das Osterpäckchen und besonders darüber, dass der Gatte die Osterkarte schrieb, denn das heißt, dass seine Hände mal so wollten wie er. Das ist nicht immer so. 

Zu dem, was uns in den ersten beiden Corona-Jahren nicht fehlte, gehören die Osterfeuer, die heute nach zwei Jahren Pause wieder stattfinden. Wir wohnen elbnah, und je nach Wetterlage zieht der Rauch auch zu uns. Heißt: Ich muss heute Nachmittag unbedingt die Wäscheständer von der Terrasse nehmen, sonst habe ich morgen Räucherware. Davon ab ist es natürlich schön, dass es dieses Jahr wieder öffentliche Osterfeuer gibt.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

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