Samstag, 9. April 2022

Samstagsplausch KW 14/22: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CVIII

Osterdeko im Dunkeln.
"Wir sollen uns jetzt ja alle anstecken", antwortete die Freundin, mit der ich mich diese Woche traf, leicht resigniert auf meine Frage, wie es ihr damit gehe, dass in Niedersachsen, wo sie lebt, die Maskenpflicht aufgehoben ist. Sie ist Risikomensch, einer von den über 20 Millionen, der nicht in irgendeinem Heim lebt, sondern mitten im Leben steht, denen man die Erkrankung nicht ansieht. Nach den Osterferien gibt es in ihrer Schule keine Maskenpflicht mehr, aber das Kollegium hat sich darauf geeinigt, weiter Maske zu tragen, die Schülerinnen und Schüler zu bitten, weiterhin freiwillig Maske zu tragen, und in den ersten beiden Wochen wird immerhin täglich getestet. Und dann können wir nur hoffen, dass es weiterhin gut geht. 

Das Treffen mit der Freundin war sehr schön, und ich merkte, wie sehr mir das fehlte. Nicht gefehlt haben mir hingegen die vielen Menschen im Stadtzentrum und der Stress, zum Treffen zu kommen, denn wie früher trafen wir uns im Archäologischen Museum, das für uns beide in der Mitte liegt und ein Restaurant für die Zeit nach dem Museumsbesuch hat. Angesichts der Dauerbaustellen in Harburg wollte ich mit der S-Bahn fahren, die allerdings sehr unzuverlässig ist. Ich plante einerseits über 30 Minuten Puffer ein und andererseits parkte das Auto am heimischen S-Bahnhof, waren Parkhäuser ins Navi eingegeben, falls es wie so oft wieder eine Streckensperrung gibt. Es klappte aber alles reibungslos, so dass ich 30 Minuten vor der Zeit in Harburg war. Das war das erste Mal seit über einem Vierteljahr, dass ich wieder mit dem ÖPNV unterwegs war. 

Hier gilt seit mittlerweile 108 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Unsere Kontakte sind auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Mütter. Der Gatte wurde im ersten Corona-Jahr schwerkrank, ist inzwischen berufsunfähig verrentet und schwerbehindert. Es geht uns vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus. 

Ich bin dankbar, dass Corona uns bislang verschonte. Mal schauen, wie lange noch. Wir sind natürlich geimpft, aber angesichts unserer Vorerkrankungen ist trotz Impfung eine Corona-Infektion wenig ratsam. Angesichts der hohen Infektionszahlen mit noch höherer Dunkelziffer, weil kaum noch getestet wird, wollten wir unser bisheriges Verhalten kaum ändern. Jetzt ist aber nicht nur für Herbst eine Mallorca-Reise gebucht, sondern wir fahren im Mai auch mit Schwiegermutter nach Weißenhäuser Strand. 

Eigentlich wollte Schwiegermutter über ihren Geburtstag eine Woche alleine mit dem Gatten verbringen, freute ich mich auf die sturmfreie Bude, aber der Gatte ist aktuell so schlecht beieinander, nicht wirklich fahrtüchtig, und Schwiegermutter war mit ihrer Idee, nach Bad Bevensen zu fahren, unzufrieden, weil die Therme zwei Kilometer vom Hotel entfernt ist, sie aber einen Bademantelgang wollte. Da hätte es auch nicht geholfen, wenn ich die beiden gefahren hätte, weil sie dann täglich ein Taxi in die Therme nähmen müssten, und das geht natürlich nicht im Bademantel ... 

Ich warf dann Weißenhäuser Strand ein, was der Gatte auch schon vergeblich vorschlug, aber diesmal nahm Schwiegermutter es an. In dem Hotelkomplex ist alles unter einem Dach - wir haben im November ja das Hotel kaum verlassen. Ich schlug vor, die beiden zu fahren, buchte den beiden zwei Einzelzimmer, aber dann befand Schwiegermutter, ich könne auch mitkommen. Ich weiß, das wird höllisch anstrengend, aber ich freue mich auch (und so wird es für den Gatten nicht zu anstrengend, kann er sich mal zurückziehen). 

Ansonsten gibt es in der Seniorenwohnanlage, in der Schwiegermutter lebt, gerade mal wieder viele Corona-Fälle, aber sie darf Besuch bekommen, sofern der sich am Eingang testen lässt. Das ist neu; die letzten Sonntage gab's quasi keine Eingangskontrollen mehr. Zwar geben wir immer brav unsere Kontaktbögen ab, ich bezweifle, dass da irgendwelche Informationen kämen. Wir könnten uns auch per Luca registrieren, nur nutzt Hamburg die schon länger nicht mehr. Die QR-Codes verschwinden zunehmend, die Kontaktverfolgung ist eingestellt, denn Corona wurde ja für Beendet erklärt. 

Mudderns und Tante geht's gut. Tante freut sich, dass sie einen der letzten Plätze in der Wassergymnastikgruppe bekam, denn das fehlte ihr in den ersten beiden Corona-Jahren. Und so kommt sie auch wieder unter Menschen, denn alle engen Kontakte, die sie hatte, starben in den ersten beiden Corona-Jahren, und der tägliche Besuch des Pflegedienstes ist kein Ersatz. Wobei: Eine Pflegekraft hat einen Hund, und seitdem Tante weiß, dass der bei Wind und Wetter im Auto warten muss, wenn Frauchen im Einsatz ist, darf der Hund mit in die Wohnung. Tante ist glücklich, die Pflegekraft entspannt, der Hund wird wundgestreichelt und mit Leckerchen verwöhnt ...  

Der Gatte ist aktuell wieder ziemlich wackelig, braucht Fahrdienste und Betreuung ... Mal schauen, wie sich das entwickelt. Jedenfalls ist er voller Pläne, möchte nächstes Jahr im Mai nach Südtirol, was sich idealerweise mit Tantes 90. Geburtstag verbinden ließe. Schaun wir mal. Erstmal müssen wir Weißenhäuser Strand und Mallorca ohne Corona-Infektion hinter uns bringen. 

Hier sind viele ukrainische Flaggen im Stadtbild zu sehen. Ich vermute, das ist bei euch nicht anders. Bislang hielt ich sie für eine nette Geste, aber als ich diese Woche zur Bank musste, merkte ich, wie wichtig die Flaggen für manche Menschen sind: Hinter mir kamen zwei Frauen und ein Kind in die Bank, liefen sofort auf den Schalter mit der Ukraine-Flagge zu und riefen lachend: "Ukraine! Ukraine! We are from Ukraine!" Für sie also sind die Flaggen wichtig. 

Im Büro gibt's bei unserer "Ukraine-AG" erste Ergebnisse. Chef II, die Schwangerschafts- und Elternzeitvertretung für die Chefin, ist sehr effektiv, und das erstaunlicherweise vom ersten Tag an. Das darf gerne so bleiben.

Letzte Woche fragte ich ja im Scherz, ob's mit dem Wegfall der Maskenpflicht bald auch Atteste für Maskenträger gäbe, und prompt programmierte jemand eine entsprechende Maskenattest-Website.

"Genieß' die letzten Tage im Home Office.", gab mir die Freundin, die ich diese Woche traf, zum Abschied mit auf den Weg. Es wird mir wirklich schwer fallen, ab Mai wieder drei Mal pro Woche ins Büro zu fahren, auch, wenn ich mich darauf freue, wieder alle Kollegen zu sehen. Aber es sind halt vier bis sechs Stunden, die ich im Heimbüro jeden Tag mehr zur Verfügung habe, die mir fehlen, wenn ich im echten Büro arbeite und den ÖPNV nutze. Mit dem Auto bin ich deutlich schneller, zahle aber ein Vermögen für's Parken, und eigentlich ist die ÖPNV-Anbindung gut, nur halt unzuverlässig.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

1 Kommentar:

  1. Du hast es schon nicht leicht. Der Mann wackelig und dann noch die Schwiegermutter.
    Bei uns in der Klinik muss immer noch ein Tagesaktueller Test vorgewiesen werden. Doch meistens schleichen sich die Besucher einfach hinein. Ich bin aber auch nicht dazu bereit den Wachhund zu spielen.
    Habe eine schöne Woche
    Andrea

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Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.