Sonntag, 6. April 2025

Samstagsplausch KW 14/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXIV

Dienstag brachte ich den Gatten vor Tau und Tag ins Krankenhaus, denn nach zwei Verschiebungen sollte die OP endlich stattfinden. Um halb acht verabschiedeten wir uns. Der Gatte war voller Angst, befürchtete, die Narkose nicht zu überstehen, und ich war auch angespannt. Entsprechend schwer fiel uns der Abschied. Um Viertel nach zwei endlich der erlösende Anruf: Die OP verlief gut, dauerte allerdings mit sechs Stunden sehr viel länger als geplant und war sehr viel komplizierter als angesichts der Voruntersuchungen gedacht. Als ich eine dreiviertel Stunde später zum Gatten auf die Intensivstation durfte, schlief der noch tief und fest. Ich hatte ihm ja versprochen, dass ich da bin, wenn er aufwacht, und saß dann einfach drei Stunden lesend bei ihm, bis er halbwegs wieder bei sich war. Länger durfte ich nicht bleiben, denn die Besuchszeiten auf der Intensivstation sind eingeschränkt, sofern nicht Lebensgefahr besteht. 

Es fiel dem Gatten diesmal sehr schwer, aus der Narkose zurückzukommen. Erst am Donnerstag war er wieder halbwegs der Alte. Die beiden Tage dazwischen fehlen ihm fast komplett. Sein Arzt ist aber mit der Entwicklung sehr zufrieden. Wenn es so weitergeht, die Nieren stabil bleiben, die Krankenhauskeime diesmal einen Bogen um den Gatten machen, er sich auch keine Rippe bricht, kann ich den Gatten am Montag wieder nach Hause holen. Der Gatte ist tapfer, sieht diesmal ein, dass der verlängerte Krankenhausaufenthalt gut für ihn ist, denn zu Hause bekäme er weniger Ruhe. Er hielt sich diesmal sogar an die Bettruhe. Er merkte auch sofort das Ergebnis der OP, und das Gehen fällt ihm leichter. Joggen wird der Gatte sicher nicht mehr, er wird auch weiterhin auf eine Gehhilfe angewiesen sein, aber beide Beine sind tatsächlich schmerzfrei.

Sollte es tatsächlich ohne Drama abgehen?

Wenn der Gatte aus dem Krankenhaus kommt, wird kein Arzt da sein für den Verbandswechsel und das Fädenziehen, denn in Niedersachsen sind Osterferien. Der Diabetologe ist im Urlaub, seine Vertretung sitzt hinter Stade - 130 km entfernt. Der Hausarzt ist im Urlaub. Seine beiden Vertretungen behandeln nur Notfälle, und das sind weder Fädenziehen noch Verbandswechsel. Ich hoffe, der Gatte kann ausnahmsweise ambulant in die Wundambulanz des Krankenhauses gehen oder meine Hausarztpraxis erbarmt sich in der Akutsprechstunde. Das sind dann nur 80 km. Spannend wird es auch, Verbandsmaterial zu bekommen. Ich habe gerade gelernt, dass Ärzte keine Rezepte ausstellen dürfen, wenn der Patient im Krankenhaus ist. Aus früheren Erfahrungen mit meiner Mutter weiß ich, dass die Vertretungen des Hausarztes keine Rezepte ausstellen, der Diabetologe ist halt 130 km entfernt, und meine Hausarztpraxis wird es aus Budget-Gründen nicht machen. Wir hoffen auf ein Entlassungsrezept des Krankenhauses.

Am Abend der OP telefonierte ich mit Schwiegermutter, um ihr zu sagen, dass die OP gut verlief. Von dem 37minütigen Gespräch ging es 30 Minuten nur um sie, wie krank sie ist und wie schlecht der Gatte sie behandelt. In der letzten Woche gab's mal wieder einen Zusammenstoß, weswegen sie sich weigerte, vor der OP mit dem Gatten zu sprechen. Es hätte das letzte Gespräch mit ihrem Sohn sein können, aber wenn Schwiegermutter beschließt, erst wieder mit ihrem Sohn zu sprechen, wenn der sich entschuldigt, wofür auch immer, ist sie stur. Sie hat kein Verständnis für ihren Sohn, ignoriert völlig, wie krank er ist, welche Auswirkungen seine multiplen Erkrankungen haben. Niemand ist kränker als sie. Angeblich hat sie noch nie davon gehört, dass der Gatte einen Schlaganfall hatte, schwer herzkrank ist, Dialyse und Erblindung drohen. Soviel Ignoranz, Egozentrik, Narzissmus ist bewundernswert.

Ich freue mich auf Ostern und noch mehr auf ihre Geburtstagsfeier in Weißenhäuser Strand. Ich muss unbedingt mit der Hotelbar über eine Gin-Tonic-Flatrate sprechen, denn nüchtern wird das nicht zu ertragen sein. Und im Gegensatz zum Gatten kann ich mit Schwiegermutters Verhalten einigermaßen umgehen, kenne ich es doch von klein auf von meiner Mutter. Für den Gatten wird das verlängerte Wochenende eine Tortur, aber er will dennoch fahren, denn verschieben macht es nicht besser.

Hier gilt seit mittlerweile 264 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Mein Wollsparglas muss natürlich mit einem Schäfchen geschmückt werden.

Letzte Woche habe ich bei Frau Sonnenburg vom Wollsparglas gelesen und beschlossen, mir auch eines zu machen. Ich hätte vorher die Tonerkartusche auswechseln sollen ... Mittlerweile habe ich die "Preisliste" nochmal ausgedruckt und über die alte geklebt. Ich war entgeistert, dass im ersten Vierteljahr schon 50 Euro zusammenkamen, aber das liegt an die vielen, vielen kleinen Knäuel der Häkelkrippe, die ich für die Schutzengel aufbrauchte. Im Laufe des Jahres wird das Sparen sicher weniger schnell vorangehen. 

Beim Wollsparglas gibt es viele Sparmodelle. Ich spare pro aufgebrauchtes Knäuel und pro beendetes Projekt. Am Ende des Jahres werde ich sehen, ob sich das bewährte.

Ich bin übrigens noch immer beim Wollfasten. Ich glaube, am 10. April ist Schluss. Dann kann ich wieder Wolle kaufen. Ich habe eine Idee für ein Kleid.

Ein Jahr nach unserem Auszug schickte der Ex-Vermieter diese Woche die  Nebenkostenabrechnung für das Vierteljahr, in dem unsere Wohnung leer stand. Danach sollen in einer leerstehenden Wohnung 166% mehr Heizkosten angefallen sein als im Vorjahr in einer bewohnten Wohnung! Wir haben um Überprüfung gebeten, waren bereit, für die 91 Tage, die die Wohnung noch an uns vermietet war, Heizkosten auf Basis von 2023 zu zahlen - beides lehnte der Ex-Vermieter ab. Montag gebe ich die Sache an den Rechtsschutz ab. Zufälligerweise habe ich die Nebenkostenabrechnungen der Vorjahre griffbereit, genau wie die Mail aus August 2023, in der der Ex-Vermieter bestätigt, dass die Heizkosten nur geschätzt werden, weil das Ablesen per Funk in der Siedlung nicht funktioniert. Damals hatte ich hartnäckig nach der Ursache eines um 2.000% höheren Verbrauchs als im Vorjahreszeitraum gefragt. Begründung des Vermieters waren zuerst überraschende Nachtfröste - im wärmsten August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. 

Chefin forderte mich immer wieder auf, mich in die Sonne zu setzen - hier ein Beweisfoto, dass ich eine folgsame Arbeitnehmerin bin, aufgenommen im Rathauspark auf dem Weg vom Arzt zur Apotheke während eines Telefonats mit der Chefin, das ich nebenbei auch noch erledigte.

Im Büro hielt mir meine Vertretung in dieser Woche den Rücken frei, was sehr hilfreich war, denn so konnte ich mich auf eine sehr langweilige Aufgabe konzentrieren: Abgleich von Datensätzen. Das war hübsch kleinteilig, konnte jederzeit unterbrochen werden. Ich durfte auch die ganze Woche zu Hause arbeiten, hätte am Tag nach der OP nicht virtuell am Team-Meeting teilnehmen müssen, konnte jederzeit Pausen machen und wurde von meiner Chefin immer wieder aufgefordert, Feierabend zu machen. Hübsche Idee, aber ich kann ja nicht unendlich Fehlstunden machen, brauche trotz Teilzeit jede Arbeitsstunde wegen der vielen Arzttermine des Gatten. Das ist momentan eh eine Quadratur des Kreises. Ich muss endlich lernen, mich zu klonen.

Ansonsten bin ich dauer-erschöpft, schaffe nur einen Bruchteil meines täglichen Pensums, möchte vor allem an den Wochenenden nur noch schlafen. Es ist dann so, als hätte jemand die Luft aus einem Ballon gelassen. Ich kann schon nach dem Frühstück kaum noch die Augen offen halten. An diesem Wochenende bekomme ich wenig Schlaf, denn ich bin zwei Mal täglich beim Gatten, damit ihm die Zeit nicht zu lang wird. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse