Donnerstag, 1. November 2018

Ausgelesen: Bücher im Oktober 2018

Momentan ist mein Kopf so voll, dass ich nur wenig lesen mag, weil die Gedanken permanent Karussell fahren. So blickte ich auf den täglichen langen Bus- und Bahnfahrten lieber aus dem Fenster als ins Buch.

Aus dem September nahm ich das Jugendbuch "Die roten Matrosen oder Ein vergessener Winter*" von Klaus Kordon mit. Absolute Lese-Empfehlung!

Mit dem ersten Band seiner "Trilogie der Wendepunkt" taucht Kordon tief ein in das Berlin im Winter 1918/1919. Er schildert das Ende des Ersten Weltkriegs aus der Sicht von Helle Gebhardt, der mit seinen Eltern und Geschwistern im vierten Hinterhof einer Mietskaserne in der Ackerstraße wohnt.

Kordon beschreibt sehr eindrücklich Not und Elend: Helles kleine Geschwister sind hungerkrank, ein Bruder starb bereits. Helle muss früh erwachsen werden und seinen Geschwistern Mutter und Vater ersetzten, denn der Vater ist im Krieg, die Mutter arbeitet, um die Familie irgendwie durchzubringen.

Als der Vater im November 1918 endlich zurückkommt, hat er einen Arm verloren und muss gucken, wie er als einer von vielen Kriegsversehrten Arbeit findet. Dann wird die Republik ausgerufen, dankt der Kaiser ab, kommt es zu Straßenkämpfen und Helle und seine Familie sind mittendrin.

Kordon schreibt flüssig und fesselnd. Ich freue mich schon auf die beiden anderen Bände der Trilogie, "Mit dem Rücken zur Wand*" und "Der erste Frühling*". Die Bücher sind übrigens in sich abgeschlossen, müssen also nicht nacheinander gelesen werden.

Mit "Torquemadas Schatten*" kehrte ich nach Mallorca zurück. Der Roman von Karl Otten schildert die ersten Monate des Spanischen Bürgerkriegs. Der deutsche Schriftsteller floh vor den Nazis und lebte zwischen März 1933 und Sommer 1936 in Cala Ratjada, wo auch "Torquemadas Schatten" spielt.

Bevor die Franquisten ihn inhaftieren konnten, floh Otten nach Großbritannien. "Torquemadas Schatten" erschien erstmals 1938 in Stockholm. Ottens expressionistischer Stil war für mich nicht immer einfach zu lesen, es dauerte etwas, bis mich die Geschichte gefangen nahm.

Ottens Protagonisten stammen einerseits aus der einfachen Landbevölkerung, andererseits sind es deutsche und italienische Immigranten. Der Auto macht aus seiner republikanischen Haltung keinen Hehl, schildert aber auch die Franquisten vielschichtig. Eigentlich erstaunlich, dass mir dieses Buch Ende der 1990er Jahre, als ich mich mit dem Spanischen Bürgerkrieg beschäftigte, entging. Jedenfalls freue ich mich auf die Lektüre von "Geschichten aus Cala Ratjada*".

Ich blieb literarisch auf Mallorca und kämpfte mich durch George Sands "Ein Winter auf Mallorca*". Das Buch thematisiert das Vierteljahr, das George Sand mit ihren Kindern und Frédéric Chopin 1838 / 1839 auf  Mallorca verbringt, um den Gesundheitszustand von Chopin und Sands Sohn Maurice aufzupäppeln sowie dem Pariser Trubel entkommen. Schließlich landen sie im Kloster von Valldemossa. Womit sie aber nicht gerechnet haben, sind die Anfeindungen der Mallorquiner gegenüber den exotisch wirkenden Gästen, das schlechte Wetter und vieles mehr.

Sands Reisebericht gilt allgemein als amüsant-bissig. Ja, ich weiß, es ist Weltliteratur, und vieles muss aus der Zeit, in der das Buch geschrieben wurde, heraus verstanden werden, aber ich empfand viele Schilderungen schlichtweg als rassistisch und antisemitisch.

Zur Entspannung las ich einen Mallorca-Krimi: "Der Drachen-Klau*" von Carine Bernard. Es ist der vieret Band aus der Krimi-Reihe um die EU-Ermittlerin Molly Preston. Die Bände sind in sich abgeschlossen, so dass es nicht weiter störte, dass es der erste Band ist, den ich las. Molly lernt bei einem Ausflug zur Dracheninsel Sa Dragonera einen deutschen Auswanderer kennen, aus dessen Umfeld bald darauf ein junges Mädchen verschwindet. Molly wäre nicht Molly, würde sie nicht sofort ihre Hilfe bei der Suche anbieten. Dabei kommt sie einem rumänischen Rauschgiftsyndikat auf die Spur, was nicht nur sie, sondern auch Charles in Lebensgefahr bringt.

Das Buch ist spannend ist spannend, voller Lokalkolorit und Ausflugsideen und liest sich flott weg. Es wird bestimmt nicht das letzte Buch aus der Molly-Preston-Reihe sein, das ich lese. Interessant waren die Schilderungen der Roma-Siedlung "Son Banya" in der Nähe des Flughafens. In dem Gebiet verirrten wir uns auf der Suche nach der Mietwagenfirma. Franco ließ die Siedlung 1969 errichten, um die Roma aus El Molinar umzusiedeln - das Gebiet direkt am Stand bringt schließlich mit Touristen mehr Gewinn ... Aktuell werden die etwa 600 Menschen als Son Banya umgesiedelt.

Das war's dann auch erst mal mit den auf Mallorca handelnden Büchern, zumindest, bis ich es schaffe, mich den noch auf der Leseliste stehenden Titeln zuzuwenden.


* Affiliate links

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.