Montags gegen Nazis. |
Wurde es aber.
In loser Folge gibt's hier also montags Kunst und Denkmäler gegen Faschismus, Nationalismus und Rassismus. Orte, die daran erinnern, gibt es nicht nur in unserer Stadt genug, denn wie gesagt: Wir hatten das schon mal.
Wie es zu dieser Beitragsreihe gekommen ist, kannst Du hier nachlesen. Alle Beiträge aus dieser Reihe findest Du, wenn Du hier klickst. Infos zu den Demonstrationen der demokratischen Mehrheit findest Du u.a. beim Hamburger Bündnis gegen Rechts.
Relief des Hamburger Ehrenmals: Trauernde mit Kind. |
Das offizielle Gefallenendenkmal der Stadt steht an prominenter Stelle auf dem Rathausmarkt, an der Treppe zur Kleinen Alster. Der Platz ist bewusst gewählt, bricht er doch den Postkartenblick zur Alster. Die schlichte, 21 Meter hohe Muschelkalk-Stele wird am 2. August 1931 eingeweiht. Schon seit der Planungsphase war es bei Kriegerverbänden, Deutschnationalen, Rechtskonservativen und Nationalsozialisten umstritten, stellt es doch die Trauer der Hinterbliebenen in den Mittelpunkt.
Blick auf das Ehrenmal und das Rathaus. |
"Vierzig Tausend Söhne der Stadt ließen ihr Leben für Euch" lautet die schlichte Inschrift, die von den kriegstreiberischen Rechten als Kampfansage verstanden wurde - zu recht. Den Zusatz "für Euch" wollte die SPD verhindern, sah sie in ihm doch ein Zugeständnis an die Rechten. Mit einer Konsequenz, die die SPD heute oft vermissen lässt, wird parallel zur Errichtung der Stele das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. vorm Rathausmarkt entfernt (es steht heute am Sievekingplatz).
Blick auf das Ehrenmal und die Alsterarkaden. |
Barlachs Entwurf für das Hamburger Ehrenmal wird zuerst abgelehnt. Auf Intervention von Oberbaudirektor Schumacher kommt des zu einer Zusammenarbeit zwischen Barlach und dem Architekten Klaus Hoffmann, der die Stele entwarf.
In den frühen Morgenstunden des 3. August 1931 wird das Ehrenmal klammheimlich enthüllt, ohne großes Tamtam oder Publikum - der sozialliberale Senat fürchtet rechtskonservative, nationale Proteste (Konsequenz, Mut und SPD gehen nun mal nur selten zusammen).
Barlach gerät spätestens seit 1932 immer öfter in das Visier nationalsozialistischer Kunstkritiker. Seine Werke passen nicht in ihr Kunst- und Weltbild. Außerdem wendet er sich öffentlich und mit deutlichen Worten gegen Einengung und ideologische Beschränkung der künstlerischen und geistigen Freiheit, protestiert gegen den Ausschluss von Käthe Kollwitz, mit der er eng befreundet ist, und Heinrich Mann aus der Akademie der Künste, lehnt die Einladung, Vorstandsmitglied im nationalsozialistischen Künstlerbund zu werden, ab.
Bewusst zerstörter Postkartenblick. |
Barlach gilt als "entarteter Künstler", wird diffamiert, bekommt keine öffentlichen Aufträge mehr, erhält ein Ausstellungsverbot. Da er die Mitgliedschaft im NS-Künstlerbund ablehnt und als entartet gilt, ist es ihm zunehmend unmöglich, Arbeitsmaterialien zu beschaffen.
Im Spätsommer 1938 lassen die Nazis das Relief vom Hamburger Ehrenmal entfernen. Der 68jährige Künstler erfährt noch davon, ist aber schon schwer krank. Ernst Barlach stirbt am 24. Oktober 1938 in einer Rostocker Privatklinik.
Inschrift des Hamburger Ehrenmals. |
Vier Jahre nach der Befreiung, 1949, rekonstruiert der Steinmetz Friedrich Bursch das Barlach-Relief. Wieder wird es in aller Stille enthüllt, diesmal an Totensonntag. Das Denkmal erinnert nun an die Toten beider Weltkriege. Gleichzeitig verfügt Max Brauer, der damalige Erste Bürgermeister, dass fortan jedes Jahr zu Totensonntag offiziell den Toten der Weltkriege mit stillen Kranzniederlegungen gedacht wird.
Inzwischen werden an diesem Tag Kränze außer dem Ehrenmal auch an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, dem Bergedorfer und Ohlsdorfer Friedhof niedergelegt.
Vielen Dank für den Hinweis. Bisher bin ich bei meinen Hamburg-Besuchen immer unaufmerksam daran vorbeigelaufen. Das werde ich im Dezember ändern.
AntwortenLöschenFalls Du einmal nach Köln kommen solltest, findest Du in der Antoniterkapelle mitten in der Stadt einen schwebenden Engel mit den Zügen von Käthe Kollwitz - geschaffen von Ernst Barlach. Ich finde ihn wunderschön und die Kapelle lädt zum Innehalten ein.
Liebe Grüße- nicht aus Köln, sondern aus dem Sauerland
Andrea Stock