Samstag, 14. September 2024

Samstagsplausch KW 37/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXV

Mittwoch früh fuhr ich für fast eine Woche nach Dänemark. Die Abfahrt war ziemlich ruppig, weil vorher noch viel erledigt werden musste, zum Beispiel ein Telefonat mit der Nephrologin des Gatten wegen neuer Medikamenteneinstellung, aber die Praxis fängt zum Glück schon vor Tau und Tag an. Überhaupt stopften wir in Montag und Dienstag ziemlich viele Termine, erledigte ich so viel wie irgend möglich - und schaffte trotzdem nicht genug. 

Der Gatte hält sich tapfer, will ja auch, dass ich mich erhole, weiß, dass ich Erholung brauche. Ihm würde es auf Fanø sehr gefallen. Vielleicht fahren nochmal zusammen her. Aktuell telefonieren wir jeden Morgen und jeden Abend. Am ersten Abend bekam ich einen gehörigen Schreck, denn aus irgendeinem Grunde kann ich vom Taschentelefon nicht unseren Festnetzanschluss erreichen. Es gibt immer eine Fehlermeldung. Ich bat also unsere Nachbarin, dem Gatten Bescheid zu sagen, dass ich gut angekommen bin, und der Gatte kam von sich aus auf die Idee, sein Taschentelefon zu reaktivieren, um mich anrufen zu können. Nicht täglich telefonieren zu können, wäre für uns beide schwierig gewesen. 

Hier gilt seit mittlerweile 235 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Fanø Strik, das Strickfestival, auf dem ich gerade bin, ist etwas chaotisch. Die Website ist unübersichtlich, nach Orten, nicht nach Daten geordnet. Es war ein Puzzlespiel, die Veranstaltungen herauszufinden, an denen ich teilnehmen möchte. Bei manchen ist das Vorgehen auch unnötig kompliziert, so gar nicht entspannt-dänisch. So wollte ich heute eigentlich einen Kursus im Indigo-Färben machen und dachte, ich fahre da vorgestern ganz entspannt beim Veranstaltungsort vorbei und melde mich an. Nein, die Kursleiterin besteht auf einer Online-Anmeldung. Das dahinterstehende Bezahlsystem mag allerdings meine Kreditkarte nicht, so dass ich entnervt aufgab (und ein gesperrtes Konto habe). Inzwischen rechnete ich nämlich auch nach und kam zu dem Ergebnis, dass mich das Knäuel Wolle, das ich färben möchte, mal etwa 150 Euro kosten würde! Dafür kann ich uns eine Flasche Stauning Whisky mitbringen ...

Ansonsten ist es wirklich nett, über die kleine Insel zu streifen und überall Strickorte zu finden, kenntlich an phantasievollen Wimpeln oder Flaggen mit dem Logo des Strickfestivals. Fotos folgen, auf die habe ich vom Klapprechner keinen Zugriff.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse.

Sonntag, 8. September 2024

Samstagsplausch KW 36/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXIV

Aktuell übe ich Entschleunigen. Ich habe so viele Stressfolgeerkrankunegn, dass es auf keine Kuhhaut mehr geht. Entschleunigen ist schwer, denn mein tägliches Pensum wird ja nicht weniger. So reichte denn auch diese Woche mal wieder für mehrere.

Diese Woche war eine Gutachterin vom Medizinischen Dienst da. Sie nahm sich anderthalb Stunden Zeit. In etwa drei Wochen erfahren wir, ob die Einschränkungen des Gatte für einen Pflegegrad reichen. Die Gutachterin war entgeistert, dass der Gatte weder nach der Herzerkrankung noch nach dem Schlaganfall eine Reha bekam, und fragte zwei Mal nach, ob der Gatte jetzt noch eine Reha machen würde. Es wäre so schön, wenn er endlich eine Reha bekäme, um zumindest den Status Quo zu erhalten!

Über dieses Wochenende waren wir in Travemünde, um Schwiegermutter und Tante zu besuchen. Das war anstrengend, aber der wunderbare Blick aus unserem Hotelzimmer entschädigte für manches. 

Blick vom Hotelbalkon über die nächtliche Travemünder Bucht.

Wir nutzten die gemeinsame Zeit, um mit den Damen zu besprechen, wie der Weihnachtsbesuch ablaufen soll, denn Tante soll möglichst wenig Arbeit haben. Hoffentlich torpediert Schwiegermutter nicht alle Absprachen, auch, weil alles, was Tante bietet, ihr nicht gut genug ist. Mit Schwiegermutter etwas abzumachen, ist kaum noch möglich. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass fehlende Sehkraft und fehlendes Hörvermögen Demenz begünstigen. Aktuell ist allerdings Tante da, hat sie jemanden, den sie permanent heruntermachen kann. So klagte mir denn auch Tante ihr Leid und freute sich, dass ich mich immer wieder zu ihr setzte, um sie aus Schwiegermutter Schussfeld zu nehmen. Mir wiederum tut Tantes einfühlsame Art gut. Der Gatte und ich verbringen beide gerne Zeit mit Tante und überlegten schon, sie notfalls alleine, also ohne Schwiegermutter, über Weihnachten zu besuchen. 

Dieses Wochenende war Stadtfest in der lindgrünen Hölle, und nachdem der Gatte es in den letzten beiden Jahren verpasste, wollte er dieses Wochenende unbedingt hin. Wir waren also Freitag zum Auftakt und heute zum Abschluss dort. Das Stadtfest ist wirklich nett, denn es nicht einfach nur ein Jahrmarkt, sondern gibt auch allen Vereinen die Gelegenheit, sich vorzustellen. Der Gatte möchte gerne Rehasport machen, eine Anregung der Gutachterin des Medizinischen Dienstes, und guckte sich auf dem Stadtfest entsprechend um. Erstmal brauchen wir dafür aber das Okay der Kardiologin und eine Verordnung. Das wird also vor Anfang kommenden Jahres nichts. 

Das Stadtfest war für mich auch ein Ausflug in die Kindheit, die von außen betrachtet paradiesisch anmutete: Auf jedem Schützen- oder Stadtfest durfte ich so viel Karussell fahren wie ich wollte, denn viele Schausteller waren Mandanten meines Vaters. Außerdem bekam ich dänisches Pommes und dänisches Softeis satt, konnte in jeden Kinofilm, den ich sehen wollte, selbst, wenn die Vorstellung ausverkauft war, denn auch Imbiss- und Kinobetreiber waren Mandanten meines Vaters. Wie die Kindheit hinter den Kulissen aussah, sah kaum jemand. 

Ich war seit 40 Jahren wieder auf dem Stadtfest, denn ich widersetzte mich dem Credo, dass man zum Stadtfest zurückkommt. Ich weiß, dass viele ehemalige Mitschülerinnen und Mitschüler das wirklich ernst nehmen. Getroffen habe ich zum Glück niemanden von ihnen. Wir trafen allerdings die Eltern einer Sandkastenfreundin, und das war wirklich schön! Ihre Mutter ist sehr gebrechlich und dement, was dazu führte, dass ihr Vater eine unglaubliche Wandlung durchmachte: Plötzlich kümmert er sich liebevoll um seine Frau, erledigt den Haushalst, ist darauf bedacht, dass es ihr gut geht! Das ist so schön zu sehen! Bis dahin war er ein typischer Patriarch, der keinen Finger im Haushalt rührte. Der Gatte und ich passten kurz auf die Mutter auf, während der Vater Schmalzgebäck für den Kaffee zu Hause holte.

Kommende Woche mache ich ein paar Tage Urlaub mit einer Blog-Freundin in Dänemark. Wir wollen zu Fanø Strik. Der Gatte bleibt zu Hause, was mir Sorgen macht, denn es bedeutet, dass er sechs Tage lang keine Tabletten nimmt, sich nicht um seinen Blutzucker kümmert. Er bekommt das beides nur noch hin, wenn jemand daneben steht. Es reicht auch nicht mehr, ihn anzurufen und an die Einnahme etc. zu erinnern. Natürlich hätte es die Möglichkeit gegeben, einen Pflegedienst zu beauftragen, drei Mal am Tag nach ihm zu schauen, aber das lehnt er vehement ab. So muss ich einmal mehr damit leben, dass ich nicht weiß, in welchem Zustand ich ihn nach sechs Tagen wiederfinde. 

Übrigens hülfe auch kein Notrufknopf. Zum einen lehnt der Gatte den vehement ab, zum zweiten ist er in akuten Situationen nicht mehr in der Lage, einen Notruf auszulösen, zum dritten ist der Notruf hier im Landkreis Harburg so organisiert, dass erst die Pflegeperson alarmiert wird, nicht der Rettungsdienst. Heißt, ich müsste kommende Woche im Ernstfall 350 km fahren, nach dem Gatten gucken, und erst, wenn ich dann zu dem Ergebnis komme, dass es wirklich ein medizinischer Notfall ist, wenn ich mich verpflichte, die Kosten für den Einsatz zu übernehmen, wenn es keiner ist, wird der Rettungsdienst losgeschickt. In Hamburg war es so, dass ein RTW kam, spätestens, wenn die Person nicht auf Ansprache reagiert. Im Landkreis Harburg lässt man im Notfall lieber einen Menschen sterben als womöglich einmal umsonst einen RTW zu schicken. 

Ich kann also nur hoffen und beten, dass der Gatte die Zeit ohne mich übersteht, und mache mir damit Mut, dass er ja auch die fünf Wochen, die ich zur Reha war, überstand. Nur: Vor einem halben Jahr war er noch deutlich besser beieinander.   

Ich lese gerade ein sehr tröstliches Buch: "Der heutige Tag: Ein Stundenbuch der Liebe*" von Helga Schubert*. Schubert erzählt vom Leben mit ihrem Mann, mit dem sie seit über fünfzig Jahre zusammen ist. Doch nun ist der Mann schwer krank. Lange schon wird er palliativ umsorgt; und so wird der Radius des Paares immer eingeschränkter, der Besuch seltener, die Abhängigkeit voneinander größer. Das Buch ist wie eine wärmende Umarmung, zeigt es doch, wie ein Paar auch unter diesen Bedingungen ein Paar bleiben kann. Es macht mir Mut und bestärkt mich auf meinem Weg.

Hier gilt seit mittlerweile 234 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

Im Büro sollten diese Woche unsere Telefone auf Computertelefonie umgestellt werden, ohne dass wir Headsets haben. Einen Tag vor der Umstellung befand dann auch die IT, dass das eine blöde Idee ist. Wir haben also neue Telefonnummern, die wir auch erst final nach der Umstellung erfuhren (sie änderten sich im Laufe des Umstellungstages mehrfach), telefonieren aber weiterhin mit dem klassischen Telefon. 

Ansonsten gibt es im Umfeld wieder reichlich Corona-Fälle, auch im Büro. Ich trage wieder öfter Maske. Mein Impftermin ist schließlich erst in zwei Wochen.

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Donnerstag, 5. September 2024

#WMDEDGT 09/24: Entschleunigung

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln!

Die Nacht ist gut, mehr als vier Stunden Schlaf am Stück. Das morgendliche Aufstehen fällt dennoch schwer, denn es ist noch dunkel. Es wird Herbst.

Ich soll entschleunigen, quasi ärztlich verordnet. Ich habe mittlerweile zu viele Stressfolgeerkrankungen. Also erledige ich mein tägliches Pensum jetzt ganz achtsam ...   

Während der Kaffee kocht, in den Keller, um die erste Maschine Wäsche in die Maschine zu geben. Wieder hoch, Brote für den Gatten schmieren. Er muss heute nüchtern zum Arzt, ist etwa zwei Stunden unterwegs, da braucht er nach der Blutabnahme etwas zu essen. Brotdose und Kaffeebecher bereitstellen, dann den Gatten wecken und mit schwarzem Kaffee versorgen - mehr darf er gerade nicht. 

Während der Gatte wach wird und sich fertig macht, etwas arbeiten. Pause, kontrollieren, dass der Gatte alle Unterlagen einpackt, vor allem auch die Nachricht für die MFAs, dass er eine Überweisung für die Podologin braucht, und dem Gatten einschärfen, dass er auch daran denkt. Den Gatten auf den Weg bringen. Die erste Ladung Wäsche ist jetzt auch schon durch. Die Waschmaschine neu füttern und die erste Ladung im Garten aufhängen. Die Spülmaschine wäre dann auch fertig und könnte aus- und sofort wieder eingeräumt werden, aber das ignoriere ich. Ich soll ja entschleunigen. 

Aus München kommen Meldungen über Schüsse vorm Israelischen Konsulat und dem NS-Dokumentationszentrum. Heute ist der 52. Jahrestag des Olympia-Attentats. Die Schüsse fielen kaum zufällig, was sich im Laufe des Tages auch bestätigen wird. Gott sei Dank wurde diesmal ein Terroranschlag verhindert. 

Arbeiten, bis die Waschmaschine wieder spielen will. Wäsche aus der Maschine nehmen und im Garten und auf dem Balkon aufhängen, dabei hoffen, dass der Gatte nicht justament dann kommt, wenn ich im Garten bin. Ich habe ihm keinen Zettel aufgehängt, und er bekommt Panik, wenn er mich nicht sofort findet (gut, er bekäme auch trotz einer Nachricht Panik, weil er dazu neigt, die Nachricht nicht zu sehen, aber das ist eine andere Baustelle). Darauf, eine dritte Ladung Wäsche zu waschen, verzichte ich. Ich soll ja entschleunigen. Diesmal nutze ich die Pause auch dazu, etwas zu frühstücken.

Arbeiten, bis der Gatte wieder da ist und vom Arztbesuch berichten will. Er dachte an die Verordnung für die Podologin. Hurra! Die Verordnung nehme ich ihm gleich ab, ehe sie verschwindet. Der Gatte verlegt Dinge schneller als Lucky Luke schießt. Gatte und Praxis dachten auch an die Überprüfung der Kaliumwerte. Der Arzt will sich melden, wenn der Laborbefund da ist. Vermutlich wird das in meinem Urlaub sein, so dass ich dann bei der Praxis nachfragen muss, ob bei den Tabletten irgendwas geändert werden muss, aber das ist halt so. Beim Gatten kommen solche Infos einfach nicht mehr an. 

Der Gatte brachte Brötchen mit und frühstückt jetzt erstmal richtig. Ich arbeite ungestört bis mittags durch, habe die Nachrichten aus München im Blick und esse die beiden für mich gedachten Brötchen als Mittagessen. Nach der Mittagspause wieder arbeiten.

Mittlerweile ist mir vor lauter Entschleunigung schwindelig - okay, es könnte auch an der Hitze liegen und daran, dass ich zu wenig trank. Jedenfalls beschließe ich, Feierabend zu machen und mich etwas hinzulegen. Da ich über eine Stunde komatös schlafen werde, scheint das auch notwendig gewesen zu sein. Normalerweise würden wir heute den Wocheneinkauf erledigen, aber es ist viel zu heiß. Wir bleiben lieber im Haus, wo es kühler ist.

Dann versuche ich herauszufinden, warum unsere Küchenbeleuchtung nicht funktioniert. Ich dachte, es liegt am Funk-Schalter, aber der war's nicht. Bei Ikea konnte man mir gestern in der Lampen-Abteilung auch nicht sagen, was ich machen muss, wenn's nicht am Schalter liegt. "Früher hätten wir Ihnen einen Techniker geschickt. Heute müssten Sie die Lampen ausbauen und damit hierher kommen." Ich baue ganz sicher keine Lampen aus, die ich nicht einbaute. Bevor ich es beim telefonischen Kundenservice eskalieren lasse, arbeite ich mich durch die Tiefen des Internets und lerne, dass die Lösung sein könnte, Rodret mit Trådfri neu zu verpartnern. Also Büroklammer für das Reset-Loch suchen, auf die Leiter und hoffen, dass es mit Reset und Pairing klappt. Hurra, nach mehreren Versuchen haben wir wieder Licht in der Küche!

Tee-Zeit mit dem Gatten, der inzwischen die Spülmaschine aus- und einräumte. Ich hatte Zitronen-Joghurt-Kuchen eingefroren, der jetzt schnell aufbackt. 

Nach der Wäsche im Garten und auf dem Balkon gucken und das abnehmen, was trocken ist. 

Ich schaffe es endlich, mit darum zu kümmern, dass die Türen meines Kleiderschranks Griffe bekommen, und ärgere mich erneut über Ikea. Trotz Nachfrage, ob sie passen, lassen sich die Latmask-Aufsteck-Griffe nicht auf die Forsand-Türen stecken! Die Türen sind einige Millimeter zu dick, so viel, dass auch kein Gummihammer hülfe. Also werden sie aufgeklebt - genau das, was ich nicht wollte. Ich könnte auch bohren, aber das will ich noch weniger, und darum kaufte ich Aufsteckgriffe. Zum guten Schluss sind die Griffe so dick, dass sie sich bei Doppeltüren gegenseitig blockieren. Ganz toll. 

Eigentlich müsste ich jetzt noch das Schuhregal aufbauen, aber ich mag gerade nicht mehr. Wobei: Das Schuhregal ist nicht von Ikea. Da könnte der Aufbau problemlos vonstatten gehen.

Die Hotels für unseren Weihnachtsurlaub buchen. Eins klappt problemlos über das hoteleigene Buchungssystem, beim zweiten muss ich mailen und bekomme am kommenden Tag prompt eine Bestätigung für September statt für Dezember, weil die Mail nicht richtig gelesen wurde. 

Das Abendessen muss zum Glück nur aufgewärmt werden. Es gibt Schmorgurken mit Fleischbällchen. Wieder mal merke ich, dass Aufwärmen auf dem neuen Herd nicht gut klappt und fülle das Essen aus dem Topf in eine Mikrowellenschüssel. Das geht wesentlich besser. 

Nach dem Abendessen fülle ich die Spülmaschine und stelle sie an - zum zweiten Mal heute. Dann leiste ich dem Gatten ein wenig Gesellschaft, aber mir fallen die Augen zu. Also ab ins Bett und vor dem Einschlafen kurz noch etwas lesen*.

Als ich nach oben ins Schlafzimmer gehe, werfe ich noch einen Blick aus dem Esszimmerfenster: Im gegenüberliegenden Garten kriecht der Nachbar mit einer Taschenlampe über den Rasen und zupft Unkraut. Manche Menschen haben merkwürdige Hobbies ... Letztens Sonntag feudelte das Paar die Betonplatten auf seiner Terrasse, und alle zwei Tage wird jedes Blatt sorgfältigst mit Spruzit behandelt. Ich wünschte, ich hätte nur ein bisschen von ihrer Tatkraft. Dann wäre der Vorgarten nicht komplett verwildert.  

Der Blick zurück in die ersten vier Corona-Jahre: Am 5. September 2020 urlaubten wir in Dänemark, waren auf der Suche nach Kreuzkümmel, war der Gatte noch gesund. Am 5. September 2021 waren der inzwischen kranke Gatte und ich zum ersten Mal seit seiner Erkrankung im Urlaub und ruhten uns am ersten Urlaubstag nach einer anstrengenden Anreise aus. Am 5. September 2022 bereiteten wir uns auf die juristische Übernahme des alt-neuen Hauses vor. Am 5. September 2023 waren wir noch immer nicht umgezogen, hatten mal wieder Probleme mit einem betrügerischen Handwerker und suchten einen Dachdecker. Den suchen wir immer noch, denn die Ausbesserungsarbeiten, die bei uns gemacht werden müssen, sind zu unattraktiv. / *Affiliate link  

Sonntag, 1. September 2024

Samstagsplausch KW 35/24: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCXXXIII

Der Herbst naht mit großen Schritten.
Heute morgen wurde ich mit der Nachricht geweckt, dass gestern Abend die Leichen von sechs jungen Menschen gefunden wurden, die nur Minuten vor ihrer Befreiung von der Hamas ermordet wurden. 

Elf Monate gingen Hersh Goldberg-Polin, Carmel Gat, Almog Sarussi, Ori Danino, Eden Yerushalmi und Alexander Lobanov durch die Hölle. Nun haben ihre Familien grausame Gewissheit. Direkt danach kam die Nachricht, dass es einen erneuten Terroranschlag gab, dem drei Israelis zum Opfer fielen. Das muss die Feuerpause sein, der die Hamas zustimmte (und die Angriffe aus dem Libanon auf den Norden Israels gehen natürlich auch unvermindert weiter). Diese Nachrichten überlagern die Freude über die geglückte Befreiung von Qaid Farhan Alkadi zu Wochenbeginn. 

Hersh Goldberg-Polin, ein Amerikaner, war in einer Initiative aktiv, die mit israelischen und palästinensischen Kindern Fußball spielte, und Fan der deutschen Fußballclubs Werden Bremen und St. Pauli. Während um ihn und um die anderen Ermordeten getrauert wird, feiern die Hamas und ihre Unterstützer ihren Tod mit der Verteilung kostenloser Süßigkeiten.  

Wenn dieser Beitrag erscheint, werden gerade die Wahllokale in Thüringen und Sachsen geschlossen. In beiden Bundesländern wird dann die AfD die Mehrheit haben. Ich bin gespannt, welche der demokratischen Parteien zuerst umfällt und koaliert. Auf den Tag genau 85 Jahre nach dem deutschen Überfall auf Polen, 81 Jahre nach dem Erlass zum Tragen eines Judensterns regiert wieder eine faschistische Partei. Super. Wenigstens die Nazis haben aus der Geschichte gelernt. 

Hier gilt seit mittlerweile 233 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so.  

"Der Schrank kostete dich den letzten Nerv!", stellte der Gatte bedauernd fest, als mein Körper vorgestern die Notbremse zog - besser: Ziehen wollte. Ich kann es mir momentan schlichtweg nicht leisten, schlapp zu machen, also mache ich weiter, irgendwie. Es bleibt jeden Abend das Gefühl, wieder nicht alles geschafft zu haben, was ich schaffen müsste. Ich merke, dass ich gesundheitlich echt angeschlagen bin, aber es hilft nichts. Ich versuche, irgendwie mit Tabletten durchzuhalten.

Die beiden jungen Männer mit dem mobilen Hausmeisterservice meldete sich. Der Gatte und ich beschlossen, ihnen den Unglücksfall, den sie als Entschuldigung für ihre Absage nannten, zu glauben, wissen wir doch selbst, welche Achterbahnfahrten das Leben nehmen kann. Im zweiten Anlauf kamen sie wie besprochen, erwiesen sich auch "in echt" als höflich und plietsch. Ratzfatz waren vier Lampen an der Decke, war eine weitere Lampe repariert. Ende Oktober werden sie die letzten noch anstehenden Arbeiten ausführen. Einiges versucht der Gatte bis dahin selbst zu erledigen. Schafft er es nicht, übernehmen die jungen Männer. Das ist ein Kompromiss, mit dem ich leben kann. Ich will den Gatten ja nicht bevormunden, in dem ich von vornherein sage, dass er die Projekte, die er sich vornahm, nicht schafft. Ich weiß ja, er will, nur er kann nicht. Er soll sich auf die Projekte konzentrieren, die ihm Spaß machen, und das ist die Modellbahn. Es wäre schön, wenn er die Fertigstellung der Anlage noch erlebt.

Mein Kleiderschrank montierte jemand anderes, weil ich nach der kurzfristigen Absage der jungen Männer nicht wusste, was wird, dringend Ersatz brauchte. Sagen wir mal so: Der Schrank steht. Ich vermute, da dürfen die beiden jungen Männer demnächst auch noch mal ran, denn so wirklich zufrieden bin ich nicht, vor allem im direkten Vergleich der Arbeit dieses Handwerkers zur akkuraten und sauberen Arbeit der beiden jungen Männer.

Diese Woche brachte den Gatten-Geburtstag mit Besuch bei Schwiegermutter und Tante. Der Gatte hielt sich wacker, das Treffen verlief einigermaßen harmonisch. Zusammentreffen mit Tante sind ja ohnehin ein Vergnügen, aber mit Schwiegermutter ist es oft schwierig. Wenn nichts dazwischen kommt, werden wir Weihnachten mit Tante in Dachau feiern. 

Im Büro ist unsere Fusion mit einem anderen Institut jetzt fix und von allen Gremien genehmigt. Die ersten Werbematerialien wurden nach monatelanger Entwicklung von Logos, CI und CD jetzt in den Druck gegeben - nur dachte keiner der vielen hochbezahlten Köpfe daran, sie mal Korrekturlesen zu lassen. So geht's dann fehlerhaft in den Druck, denn Chefin schickte die Entwürfe erst rum, als alles schon im Druck war. Ich verscherzte mir Sympathien, als ich dennoch auf den Fehler hinwies. In der kommenden Woche werden unsere alten Telefone abgeschaltet. Wir bekommen neue Telefonnummern und telefonieren zukünftig über den PC.  Praktisch wäre es, wüssten wir unsere neuen Telefonnummern und hätten schon Headsets. Beides ist nicht der Fall. Das wird spannend.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse