Sonntag, 9. März 2025

Samstagsplausch KW 10/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLX

Letzten Sonntag konnte ich anderthalb Stunden ungestört im Garten arbeiten, während der Gatte seinen Mittagsschlaf nahm, und Freitag konnte ich drei Stunden zum Stricktreffen. Mich drei Stunden ungestört auf eine Sache zu konzentrieren, ist purer Luxus für mich. Das waren die Glücksmomente in einer ausgesprochen anstrengenden Woche. Gestern war's dann wieder so, als hätte jemand den Stecker gezogen: Nicht nur, dass ich mehr als neun Stunden am Stück schlief; ich brauchte auch noch zwei Stunden tiefen, festen Mittagsschlaf. Heute war es ähnlich. Dementsprechend schaffte ich natürlich kaum etwas in Haus und Garten. Ich bin einfach faul und schlecht organisiert, ich weiß. 

Die Krokusse blühen zur Freude von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen dieses Jahr ausgesprochen üppig.

Es scheint, also ginge meine Giersch-Bekämpfungsstrategie auf: Ich hatte gelesen, dass es hilft, Pflanzen zu setzen, die früher als der Giersch blühen. Bislang sprießen auf dem Apfelbaum-Beet, das von Giersch überwuchert war, hauptsächlich Tulpen, Narzissen, Hyazinthen, Waldmeister, Traubenhyazinthen und endlich auch die Hasenglöckchen. Die brauchten irgendwie ein Jahr Anlauf. Auf ein anderes Giersch-Beet hatte ich Blumentöpfe gestellt, so dass der Giersch kein Licht mehr bekam. Sonntag nahm ich sie weg und setzte dort Stauden, die Hummeln, Bienen und Schmetterlinge erfreuen sollen. Ich hoffe, das klappt. Außerdem beschnitte ich einige Büsche. Das schaffte ich im Herbst nicht mehr. Ich bin halt faul und schlecht organisiert.

Diese Woche musste ich drei Tage ins Echtbüro, weil Montag wegen der Bürgerschaftswahl in Hamburg sonst zu wenig Leute dagewesen wären. Drei Tage außer Haus war schön, aber halt auch anstrengend, zumal die anderen beiden Werktage nicht weniger anstrengend waren. Der Gatte hatte einen frühen Nephrologen-Termin in Hamburg, musste also gefahren werden, außerdem wurde ein Aufmaß der Küche genommen, um zu gucken, ob der neue Herd passt (warum wir einen neuen Herd bekommen, kannst du in der Kombüse lesen). Wenigstens fuhren diese Woche die Züge einigermaßen pünktlich und Richtung Hamburg sogar nach Regel-Fahrplan, so dass ich morgens zwanzig Minuten mehr Zeit hatte. Das entspannt ungemein.

Den frühen Arzttermin des Gatten nutzte ich, um kurz beim benachbarten Lungenarzt vorbeizuschauen, so dass ich im kommenden Vierteljahr wieder mit Medikamenten versorgt bin. Die Nephrologie war wieder mal schlecht organisiert; die Unterlagen des Gatten, die ich mailte, wurden ihm wieder nicht zugeordnet. So wusste die Ärztin nichts vom Nierenversagen im Krankenhaus oder von den neuen Tabletten. So was nervt! Ich gebe mir alle Mühe, alle Bälle zu jonglieren, alle Ärzte mit allen Informationen zu versorgen und werde immer wieder ausgebremst, weil irgendjemand nicht mitspielt. Der Telefontermin zur Besprechung der Laborergebnisse wurde auch wieder mal verschoben - beim letzten Mal nahm ich ja extra ein Taxi, um trotz Zugausfalls rechtzeitig da sein zu können, und da rief die Ärztin einfach früher an. Diesmal ist der Termin zum Glück an einem meiner Heimbüro-Tage, aber auch an denen habe ich Termine. Immerhin konnte der Gatte mit der Nephrologin klären, dass er Pampelmusen in Maßen essen und mein Antiallergikum nehmen darf. Das braucht er inzwischen öfter als ich, denn mir reicht meistens Calcium. Mal gucken, ob sich das mit dem Umzug ändert.

Zu den Leuten, die nicht mitspielen, gehörten diese Woche auch die beiden Hausbanken meiner Mutter. Mit der einen habe ich ja ohnehin Probleme, weil ich nicht den Nachweis erbringen kann, dass ich in Wahrheit meine Mutter bin, die den Namen ihrer Tochter annahm. Ja, das ist so absurd, wie es sich anhört. Bei der Bank liegt seit 25 Jahren eine Vollmacht meiner Mutter für mich, die über ihren Tod hinaus gilt. Seit ihrem Tod hat die Bank zudem Erbschein, Sterbeurkunde und notarielles Testament. Es gibt niemanden, der die Erbschaft anzweifelt. Dennoch wird das Konto wegen des fehlenden Nachweises, dass ich meine Mutter bin, seit fast zwei Jahren nicht auf mich übertragen. Das hat u.a. zur Folge, dass ich kein Online-Banking nutzen kann, eine Menge Gebühren zahlen muss. Ich müsste juristisch gegen die Bank vorgehen, aber dazu fehlt mir die Kraft. Ich habe beschlossen, diese Bank einfach zu ignorieren, bin in der glücklichen Lage dazu. Seit einem Jahr weigert sich die Bank zudem, wenigstens meine neue Adresse einzutragen, obwohl ihr auch hier alle Unterlagen vorliegen. So geht alles an die alte Hamburger Adresse, und diesmal klappte aus irgendwelchen Gründen der Nachsendeauftrag nicht. Also kam ein Beschwerdebrief der Bank, ich möge ihr meine neue Adresse mitteilen. Der Brief kam an die neue Adresse. Irgendwie scheinen dort nur sehr merkbefreite Leute zu arbeiten. Andererseits: Es ist eine bayerische Bank. Da sollte ich mich über nichts wundern. 

Mit der anderen Hausbank, bei der ich selbst auch seit Jahrzehnten Kundin bin, gab's bislang keine nennenswerten Probleme, alle Konten meiner Mutter sind inzwischen auf mich übertragen. Jetzt rief mich plötzlich eine mir komplett unbekannte Sachbearbeiterin einer mir ebenfalls unbekannten Filiale an, um mich telefonisch unter Druck zu setzen, ein Aktien-Depot zu verkaufen. Ich wurde sehr deutlich (doch, das kann ich), und fortan kümmert sich die Kundenberaterin um mich, bei der auch schon meine Mutter war, wird mein Konto in die hiesige Filiale "umgehängt". 

Das ist alles kein Drama, kostet mich aber Zeit, Energie und Nerven, die ich nicht habe.   

Zu denen, die nicht mitspielen, gehört auch die Stadtreinigung in Hamburg. Der Gatte hat dort noch einen Lagerraum, den wir langsam auflösen wollen. Das sollet eigentlich schon vor einem Jahr passieren, aber ich bin halt faul und unorganisiert. Jetzt telefonierte ich mit der Stadtreinigung, um zu klären, wie wir nachweisen, dass der Müll, der im Lager anfallen wird, aus Hamburg stammt, wenn wir nicht mehr in Hamburg gemeldet sind. Hamburger Müll darf nämlich in Hamburg entsorgt werden, auch, wenn man dort nicht mehr gemeldet ist. Ich hatte die Hoffnung, dass der Mietvertrag für's Lager reicht. Nein, tut er nicht. Dadurch, dass es ein Lagerraum ist, ist der Müll gewerblich, wird die Entsorgung exorbitant teuer, auch, wenn wir ihn selbst zum Recyclinghof fahren. Wir müssen den Müll also vor Ort entsorgen. Ich kam zu dem Ergebnis, dass es nervenschonender und günstiger ist, das ganze Backbeermus nach Buchholz transportieren und einlagern zu lassen. Dann kann der Gatte es in Ruhe sichten, und wir beauftragen den hiesigen Sperrmüll oder fahren zum hiesigen Müllumschlagplatz. Es gibt 500 m entfernt ein Lagerhaus, da ist hoffentlich etwas frei. Darum wollte sich der Gatte schon seit einem Jahr kümmern, schaffte es aber nicht. Nun werde ich das angehen. Wir möchten beide gerne das Kapitel Hamburg beenden, und ich habe keine Kraft, das Lager selbst zu räumen (davon ab hat der Gatte so viel Geraffel, dass er einen zusätzlichen Lagerraum braucht - oder ich habe im Haus gar keinen Raum mehr).

Zu den Glücksmomenten diese Woche gehörte auch, dass mein Antrag auf RV fit kompakt mitsamt den Wunscheinrichtungen bewilligt wurde! Jetzt müssen nur noch die Wunscheinrichtungen für mich Platz haben, aber ich denke positiv. Vor Herbst wird sich da allerdings ohnehin nicht tun. Die Klinik für Start- und Endphase hat mindestens fünf Monate Wartezeit. Bis dahin ist der Gatte hoffentlich mit allen OPs durch und kann mit Glück sogar wieder sehen. Da ist es für mich etwas leichter, ihn eine Woche alleine zu lassen. Übernächste Woche entscheidet sich, ob der Gatte zumindest auf einem Auge wieder sehen können wird, bekommt er die nächsten Stents. Wir sind beide sehr angespannt.

Heute früh rief überraschend Schwiegermutter an - überraschend, weil sie normalerweise erst am Spätnachmittag anruft. Sie war kaum zu verstehen und völlig wirr, fragte, warum ihr niemand gesagt habe, dass der Gatte im Krankenhaus ist. Der Gatte saß quietschfidel im Nebenzimmer. Schwiegermutter hat wohl eine verschleppte Bronchitis, soweit wir es verstanden, und aus irgendeinem Grund erst morgen einen Arzttermin. Es gäbe zwar auch eine Ärztin in der Wohnanlage, die sogar auf Lunge spezialisiert ist, aber Schwiegermutter lehnt eine Behandlung durch sie ab. Das Telefonat war besorgniserregend, aber ich gehe davon aus, dass die Wohnanlage ihren Zustand im Blick hat und ggf. einen Notarzt gerufen hätte / ruft. Schließlich gucken jeden Tag Pflegekräfte nach ihr. 

Hier gilt seit mittlerweile 260 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte und hoffe sehr, das bleibt so. 

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

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