Samstag, 26. Juli 2025

Samstagsplausch KW 30/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXX

Diese Woche war ein Höllenritt, vor allem für den Gatten! 

Montag erfuhr er quasi zufällig, dass er am kommenden Tag operiert werden soll. Sein behandelnder Arzt und er verpassten sich, weil wir mal wieder draußen waren - der Gatte möchte so wenig wie möglich im Krankenzimmer sein. Wir dehnten meinen Nachmittagsbesuch so lange wie irgend möglich aus und nahmen Abschied voneinander, konnten wir doch nicht wissen, wie die OP ausgeht. Die ist für einen gesunden Menschen schon belastend, und der Gatte ist alles andere als gesund, musste zwei Wochen stabilisiert werden, um die OP überhaupt durchführen zu können. 

Am Abend vor der OP des Gatten machte der Himmel Drama.

Als Dienstag um halb elf das Taschentelefon klingelte, ahnte ich Übles, denn die OP war auf fünf Stunden angesetzt, konnte unmöglich schon vorbei sein, wenn alles glatt läuft. Es war dann aber der behandelnde Arzt, der noch etwas mit mir absprechen wollte, weil er den Gatten am Vortag ja nicht sah und auf der Narkoseaufklärung die Info fehlte, dass der Gatte weiß, dass nach Möglichkeit zwei Eingriffe gleichzeitig durchgeführt werden. Damit soll dem Gatten eine weitere Narkose erspart werden, denn die Narkose ist belastend für Hirn, Herz und Nieren. Die OP hatte noch gar nicht begonnen, der Gatte war noch in der Vorbereitung. Kurz vor sechzehn Uhr klingelte das Telefon wieder: Die OP ist gut gelaufen, schneller als gedacht. Es brauchte zahlreiche Blutkonserven, der Kreislauf musste einmal stabilisiert werden, aber das sei alles im Rahmen des Eingriffs, damit habe man gerechnet. In anderthalb Stunden könne ich zum Gatten, der Arzt habe mich schon auf der Intensivstation angemeldet.

Ich machte mich auf einiges gefasst, denn schon nach der im Rückblich vergleichsweise leichten OP im April, der dritten in diesem Jahr, kämpfte der Gatte massiv mit postoperativen Delir, und in den letzten beiden Wochen glitt er ja auch ohne Betäubung immer wieder in Parallelwelten ab. Diesmal war er in noch desolaterem Zustand. Was mich insbesondere beunruhigte: Er redete immer wieder davon, dass er das alles nicht überleben werde, dass er sterben wolle. Das war neu. Ich blieb, bis der Gatte zu Abend gegessen hatte und ruhig schlief, ging dann ganz leise, um ihn nicht zu wecken. 

Die Nacht verging Gott sei Dank ohne Anruf aus dem Krankenhaus.

Am kommenden Vormittag durfte ich auf der Intensivstation anrufen und erfuhr, der Gatte sei stabil, man sei zufrieden und verlege ihn im Laufe des Tages auf die Normalstation. Die Verlegung zog sich hin, und so wartete ich auf der Station auf den Gatten, räumte derweil seinen Kleiderschrank und seinen Nachttisch ein, denn er hatte schon wieder ein neues Krankenzimmer.

Der Gatte war kaum ein Stunde auf der Normalstation, als er über Brustschmerzen und Atemnot klagte. Es wurde sofort reagiert. Der behandelnde Arzt wurde im OP angerufen, um die weiteren Maßnahmen zu besprechen: Zwei EKG im Abstand von einer Stunde, Sauerstoff, Bestimmen des Troponin-Wertes, Hinzuziehen eines Kardiologen, ab auf die CPU zur Beobachtung, Herzkatheter. Der Gatte bekam derweil aus reiner Panik Atemnot, sprach immer wieder davon, das alles nicht zu überleben, war völlig damit überfordert, auf die CPU verlegt zu werden. Ich blieb wieder so lange wie möglich bei ihm auf der CPU. Als ich ging, traf ich zufällig auf seinen behandelnden Arzt, der versuchte, mich zu beruhigen. Er ging extra zum Gatten auf die CPU, um sich selbst ein Bild zu verschaffen, und rief später bei mir an, versuchte wieder, mich zu beruhigen. 

Die Nacht verging Gott sei Dank ohne Anruf aus dem Krankenhaus.

Donnerstag Vormittag erledigte ich einige Telefonate, informierte u.a. ungeachtet der aktuellen Situation des Gatten den Sozialdienst des Krankenhauses darüber, dass der Gatte ins Anschlussheilverfahren möchte. Der Gatte rief zwei Mal an, was erstaunlich ist, da er sein Taschentelefon nur selten benutzt, weil die Bedienung für ihn zu schwer ist. Er war desorientiert, meinte immer wieder, das alles nicht zu überleben, wollte, dass ich unbedingt zu Besuch komme, aber auf der CPU ist erst ab 14 Uhr Besuchszeit. Da der Gatte telefonieren konnte, sparte ich mir den Anruf auf der CPU, ging davon aus, dass alles in Ordnung ist. 

Kurz nach dem zweiten Telefonat mit dem Gatten rief eine Schwester von der Normalstation an: Ich möge bitte kommen und die Sachen des Gatten abholen, der käme ja nicht mehr wieder. Äh, bitte was?! 

Auf der CPU war telefonisch niemand zu erreichen, da dauerbesetzt, und so fuhr ich ungeachtet der offiziellen Besuchszeiten ins Krankenhaus. Ich sammelte zuerst die Sachen des Gatten ein - logisches Vorgehen war in der Situation nicht mehr so meins. Als mir die Schwester auch noch erklärte, dass ich die Telefonkarte an der Info abgeben müsse, um das Guthaben zurückzubekommen, ging ich endgültig davon aus, dass der Gatte gestorben ist. Ich brachte das ganze Geraffel ins Karlchen und machte mich dann auf zur CPU, wo noch keine Besuchszeit war, wo man mir aber dennoch die Tür öffnete. Ich erfuhr, dass der Gatte lebt und gerade zum Herzkatheter wäre. Das könne dauern, ich könne in der Cafeteria warten. Da wir in Krankenhausnähe wohnen, entschied ich mich, nach Hause zu fahren. Da war ich gerade angekommen, als das Krankenhaus wieder anrief: Der Gatte sei schon wieder auf der CPU, es ging alles schneller als gedacht. Also wieder zurück ins Krankenhaus. Muss ich sagen, dass ich erleichtert war, den Gatten lebend vorzufinden?! Ich bat um ein Arztgespräch, und wir erfuhren, dass der Gatte keinen Herzinfarkt hatte, die Beschwerden vom eskalierenden Blutdruck kamen. Den versucht man nun in den Griff zu bekommen. Der Gatte bekam ein Nitrospray.

Kurze Zeit später stapelten sich die freundliche Dame von der Krankenhausbibliothek samt Bücherwagen und vier Schwester im Zimmer des Gatten. Der Gatte sollte verlegt werden, wollte sich aber partout noch ein Buch aussuchen. Okay, wenn er der Meinung ist, ein Buch lesen zu wollen, hat das mit dem Sterben wohl noch etwas Zeit. Nachdem der Ausleihvorgang und die Patientenübergabe abgeschlossen waren, wurde der Gatte auf eine Normalstation verschoben, ins fünfte Zimmer in drei Tagen. Bis 18 Uhr musste der Gatte noch Bettruhe halten, dann durfte ich ihn nach draußen schieben - was für eine Freude für ihn! Vorher kam noch sein behandelnder Arzt vorbei. Er scheint ganz zufrieden zu sein und unterstützt den Wunsch des Gatten nach einer Anschlussheilbehandlung. Wenn's klappt, geht der Gatte direkt vom Krankenhaus in die Reha. 

Hier gilt seit mittlerweile 280 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.   

Was dem Gatten neben seinen körperlichen Beschwerden zu schaffen macht, ist die Praxis des hiesigen Krankenhauses, dass man nach jedem Eingriff / jeder Untersuchung außerhalb des Zimmers in ein neues Zimmer kommen kann. Der Gatte hatte alleine diese Woche fünf verschiedene Zimmer, die noch nicht mal auf derselben Station waren, sondern in anderen Trakten sind, wo gerade Platz ist. Aktuell liegt er auf der Bauch-Chirurgie. Ich bin gespannt, wann ich ihn im Kreißsaal wiederfinde. 

Abgesehen davon, dass die ständigen Wechsel den Gatten noch verwirrter machen, als er ohnehin schon ist, muss auch jedes Mal sein ganzes Geraffel mit. Inzwischen habe ich einen Koffer im Auto, nehme abends das meiste aus seinem Zimmer mit, weil ich ja nicht weiß, wo er morgens ist. Und jedes Mal verschwindet was vom Geraffel. Das bindet auch ohne Ende Arbeitskräfte. Pflegekräfte müssen das Geraffel packen, Ärzte suchen ihre Patienten, das Essen muss von einer Station auf die andere gebracht werden, ebenso die Medikamente ...

Hygienisch finde ich das auch äußerst bedenklich, denn die Zimmer werden mitnichten vorm Bettenwechsel gereinigt. Kein Wunder, dass der Gatte sich jedes Mal einen Keim einfängt. Ich habe inzwischen eine Magnumflasche Sagrotan an der Frau. Hintergrund des ständigen Zimmerwechsel ist, dass die Station, auf die der Gatte gehört, überfüllt ist (aktuell auch 4 Iso-Fälle - warum wohl?!). Anstatt die Neuzugänge woanders unterzubringen, verlegt man die "Alt-Patienten". Es ist ein Elend. Ich bin gespannt, wo ich den Gatten heute wiederfinde. Immerhin kam er gestern nach einem Ultraschall, zu dem er im Bett geschoben wurde, wieder in sein Zimmer zurück.

Seit gestern Nachmittag steht ein zweiter Nachttisch im aktuellen Zimmer. Auf der dazugehörigen Tablettendose stehen zwei Zimmernummern. Da nach Stunden noch immer kein Bett kam, nur Leute, die nach dem Patienten fragten, irrt der vermutlich samt Bett durchs Krankenhaus. 

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Sonntag, 20. Juli 2025

Samstagsplausch KW 29/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXIX

"Ich will nicht den ganzen Sommer im Krankenhaus bleiben!", rief der Gatte gestern verzweifelt, als wir vor dem Krankenhaus in der Sonne saßen. Normalerweise hätten wir einen langen Sommerabend mit Grillgut, Sangria und Häppchen an der Hummelrast genossen. Wer weiß, wann das mal wieder möglich ist - und ob überhaupt?! 

Der Gatte ist jetzt schon die zweite Woche im Krankenhaus. Es geht weiterhin einen Schritt vorwärts und zwei zurück. Der OP-Termin wird in letzter Minute immer wieder verschoben. Der Chefarzt ist vorsichtig optimistisch, kommende Woche operieren zu können. Das war er in dieser Woche auch schon - und in der letzten Woche. 

Der Zustand des Gatten hat sich laut den Ärzten konsolidiert, fast alle Blutwerte sind besser geworden nach gefühlt endlosen Infusionen. Dennoch: Der Gatte ist sehr schwach, isst und trinkt zu wenig, taucht in Parallelwelten ab, kann sich kaum noch bewegen, schläft viel. Ich bin weiterhin zwei Mal täglich bei ihm, aber nicht mehr so lange, weil ihn meine Besuche anstrengen. Mich erinnert das alles fatal an das letzte dreiviertel Jahr mit meiner Mutter. Kraft, Hoffnung und Zuversicht schwinden zusehends. 

Hier gilt seit mittlerweile 279 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.  

Von Sonnabend auf Sonntag war Schwiegermutter zu Besuch, was sehr anstrengend war, muss sie doch immer im Mittelpunkt stehen. Ich hatte sie im Hotel untergebracht, aber natürlich wollte sie auch das Haus sehen. Sie will sich, wenn der Gatte wieder zu Hause ist, länger im Hotel einquartieren, um Haus und Garten auf Vordermann zu bringen. Na, ich danke! Den Vorgarten möchte sie schottern, alle hier noch stehenden Umzugskisten unbesehen entsorgen, weil darin ja nur meine Bücher wären, und das sind ja eh nur Staubfänger, und die Zimmer, an denen der Gatte noch arbeitet, will sie fertig einrichten. Ja, nee, is klaa. 

Durch Schwiegermutters Besuch kam ich aber immerhin zu einem ordentlich Abendessen und zu einem ordentlichen Frühstück. Seit zwei Tagen schaffe ich es auch, mir wieder echtes Essen zuzubereiten, nicht nur Fertigfutter. 

Diese Woche war die Jahrespressekonferenz für mein Projekt. Da ich zurzeit freigestellt bin, fiel die Durchführung meiner Kollegin zu, und sie meisterte es grandios! Mich freute, dass sie in einigen Veröffentlichungen auch namentlich erwähnt wurde. Ich hatte erst überlegt, ob ich bis zur Pressekonferenz irgendwie durchhalte, dachte mir dann aber, dass meine Kollegin sich freischwimmen müsse, ich hier nicht auf Teufel komm raus stark sein müsse. Die Kollegin war schon in den letzten zwei, drei Jahren bei allen Vorbereitungen und -besprechungen dabei, wurde also nicht ahnungslos ins kalte Wasser geworfen, hatte zudem die Unterstützung des ganzen Teams. Jetzt hat sie wirklich alle Facetten des Projekts durchgespielt und ist fit, die Projektleitung ganz zu übernehmen, wenn ich in zwei Jahren in Rente gehe, um Zeit mit dem Gatten zu genießen. So ist zumindest der Plan, Mal schauen, was die Gesundheit des Gatten dazu sagt.

Die Chefin bat um ein Telefonat und stellte dabei erstaunt fest, dass ich tatsächlich nicht in meine Dienstmails schaue, wenn ich dienstfrei habe. So erfuhr ich dann erst durch sie, dass unser Chef uns sehr kurzfristig verlässt, wir ebenso kurzfristig eine neue Chefin bekommen als Vorgesetzte für das gesamte Institut. Soll sein. Für mich gibt es aktuell Wichtigeres.

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Mittwoch, 16. Juli 2025

#12von12 im Juli 2025

Auf diesen #12von12-Beitrag hätte ich liebend gerne verzichtet, denn der Gatte ist seit über einer Woche im Krankenhaus, und es ist ungewiss, ob er wieder nach Hause zurückkehrt. Dennoch: Auch diesen Monat gibt's die Bildersammlung bei Caro von "Draußen nur Kännchen". Ich schreibe diesen Beitrag in einer Mittagspause, denn über Mittag habe ich meistens zwei, drei Stunden "gattenfrei". Morgens bin ich gegen acht Uhr im Krankenhaus bis gegen Mittag, komme dann nachmittags wieder bis gegen zwanzig Uhr - es sei denn, der Gatte möchte lieber alleine sein und bittet mich, zu gehen.

#1: Der Wecker klingelt um sechs Uhr. Der Schlafhase des Gatten ermahnt mich, aufzustehen und ins Krankenhaus zum Gatten zu fahren. 

#2: Eine der wenigen Freuden, die der Gatte aktuell hat, ist das tägliche Viertel Wassermelone, das ich ihm mit ins Krankenhaus bringe. Für mich gibt's Espresso und drei Scheiben trocken Toast zum Frühstück, das ich mit dem Gatten zusammen esse.

Heute früh bin ich aber nur kurz im Krankenhaus, denn vormittags kommt Schwiegermutter, um ihren Sohn zu sehen. Sie bleibt über Nacht, was dazu führt, dass ich zum ersten Mal seit über einer Woche ein ordentliches Abendessen bekomme (und am kommenden Tag ein ordentliches Frühstück).

#3: Hier bin ich in den letzten acht Jahren definitiv zu oft. Der Gatte liegt zum sechsten Mal in diesem Jahr im Krankenhaus. 

#4: Während ich auf Schwiegermutter warte, möchte ich im Garten arbeiten, komme aber nicht weit. Der Engel aus Schwiegermutters ehemaligem Garten ist jedenfalls wunderbar eingewachsen.

#5: Die Yucca, die meine Mutter vor Jahrzehnten in den Garten pflanzte, blüht wieder wunderschön und üppig.

#6: Der kleine Apfelbaum, der mit aus Hamburg umzog, hat reichlich Früchte angesetzt. 

#7: Nach Schwiegermutters erstem Besuch im Krankenhaus müssen wir ein paar Kleinigkeiten für den Gatten besorgen. Ich sorge dafür, dass Schwiegermutter ein kleines Mittagessen bekommt. 

#8: Klimawandel ist Moppelkotze, aber die Aprikosen aus dem Alten Land schmecken einfach nur geil. 

#9: Nach dem zweiten Krankenhausbesuch und kurzer Pause für Schwiegermutter geht's zum Abendessen.

#10: Noch immer sind 50 entführte Männer und Frauen in der Gewalt der Hamas - seit unfassbaren 645 Tagen. 

#11: Während Schwiegermutter schon schläft, steht bei mir noch die Wäsche an. Der Sofa-Schlafhase musste in die Badeferien und trocknet nun im Hops-Flausch-Handtuch aus Weißenhäuser Strand. Am kommenden Tag kommt er zum Gatten ins Krankenhaus, um bei der Heilung zu helfen. 

#12: Vor dem Einschlafen wird noch etwas gelesen*.

Der Blick in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 12. Juli 2020 waren wir mit Schwiegermutters Umzug beschäftigt, war der Gatte noch gesund. Am 12. Juli 2021 war der Gatte schon krank, der Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente gestellt, lebte er sich gerade im neuen Status Quo ein. Drei Jahre später stellten wir einen Antrag auf Pflegestufe. Am 12. Juli 2022 lebte meine Mutter seit einer Woche im Pflegeheim und war guter Dinge, während wir uns darauf einrichteten, ihr Haus zu unserem zu machen. Als wir morgens auf dem Weg ins Haus an ihrem Pflegeheim vorbeikamen, war sie gerade mit ihrer Gesellschafterin auf dem Weg in die Stadt. Es sollte eines der letzten Male sein, dass sie den kompletten Weg schaffte. Am 12. Juli 2023 pendelten wir seit einem Jahr, stolperten von einer Handwerkerpleite in die nächste und hofften auf ein baldiges Baustellen-Ende. Am 12. Juli 2024 wollten wir eigentlich nur ruhig auf der Baustelle vor uns hin leben, aber das Schicksal sah anderes mit uns vor und stellte unser Leben vier Monate später auf den Kopf. Eine Folge ist der aktuelle Krankenhausaufenthalt des Gatten - der sechste in diesem Jahr. / *Affiliate links

Samstag, 12. Juli 2025

Samstagsplausch KW 28/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXVIII

Der Gatte ist seit über einer Woche im Krankenhaus. Die geplante OP war noch nicht möglich, weil sein Körper eskaliert. Es ist ein bisschen wie bei Dr. House, nur dass wir nicht wissen, ob es ein Happy End gibt, ob der Gatte wieder nach Hause kommt. Hoffnung macht, dass die geplante OP bislang nur verschoben, nicht abgesagt wurde. Ob der Gatte die OP dann überleben wird, steht auf einem anderen Blatt. Ich musste mich diese Woche bereits einmal von ihm verabschieden. Er aß und trank nicht mehr, war nicht mehr ansprechbar.

Ich bin morgens um acht Uhr im Krankenhaus bis mittags. Dann fahre ich für zwei, drei Stunden nach Hause, und gegen sechzehn Uhr bin ich wieder im Krankenhaus. Manchmal sitze ich nur still da, lese, stricke, halte seine Hand und bewache den Schlaf des Gatten. Manchmal kann ich ihn im Rollstuhl vor die Tür schieben, genießen wir den Sommer (den wir viel lieber im heimischen Garten genießen würden). Der Gatte ist ehrlich genug, mir zu sagen, wenn er alleine sein möchte. Dann gehe ich. Aber meistens möchte er Gesellschaft. Wir wissen ja beide nicht, wie lange wir einander noch haben. Gegen zwanzig Uhr bin ich normalerweise wieder zu Hause. 

Der Himmel kann Drama.

Hier gilt seit mittlerweile 278 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.  

Trostblumen.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Montag, 7. Juli 2025

#WMDEDGT 07/25: Krankenhaus II

Heute ist wieder der fünfte Tag des Monats, und Frau Brüllen fragt "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT? Vielen Dank für's Sammeln! 

Ich schlafe tatsächlich bis sechs Uhr morgens durch! Das zeigt, wie erschöpft ich bin und wie beruhigt ich bin, den Gatten gut umsorgt im Krankenhaus zu wissen, wohin ich ihn am Vortag als Notfall einlieferte.

Eigentlich war der Plan, schon um sieben Uhr den Rasen zu mähen - endlich mal erste unter den Krachmachern in der Nachbarschaft! Ich merke aber meine Erschöpfung, bleibe liegen und informiere die Chefin darüber, dass jetzt der Punkt gekommen ist, an dem ich einfach nicht mehr kann und mich krankmelde. Sie sagt mir ja schon seit Wochen, dass sie mich nicht für arbeitsfähig hält aufgrund der Situation des Gatten, und ich versprach ihr, die Reißleine zu ziehen, wenn ich merke, es geht nicht mehr. Der Punkt ist jetzt gekommen. Das Timing ist denkbar ungünstig. Ich mache ihr einen Vorschlag, wie mein Ausfall nicht zu sein auffällt. Während ich unter der Dusche stehe, kommt ihre Antwort. Sie ist voller Verständnis.

Mit dem Gatten telefonieren, der möchte, dass ich so schnell wie möglich komme. Ich muss aber noch die Sachen zusammensuchen, die er am Vorabend bestellte, und beschließe außerdem zu frühstücken - Selbstschutz. Ich weiß aus der Erfahrung der letzten fünf Jahre, dass ich auf mich achten muss. Bei Espresso und Honigbrot setze ich meine Kollegin, die mich vertritt, über die aktuelle Situation in Kenntnis. Für das Honigbrot erwische ich das Brettchen mit der Aufschrift "Willst du Tee, Ei und gute Sachen, lässt du's Häschen Frühstück machen" und muss wehmütig daran denken, wie mir der Gatte früher fast jedes Wochenende den Kaffee ans Bett brachte.

Im Krankenhaus begrüßt mich der Gatte unwirsch, weil ich seiner Meinung viel zu spät da bin - schließlich sind seit unserem Telefonat anderthalb Stunden vergangen, ist das Krankenhaus nur fünfzehn Fahrminuten entfernt. 

Ich bleibe bis 14 Uhr im Krankenhaus, organisiere dem Gatten einen Rollstuhl, so dass wir vor der Tür und in die Cafeteria können, und ich bekomme die Visite mit. Es wird eine Strategie für die kommenden zwei Wochen festgelegt, um Allgemeinzustand und Herz des Gatten zu stabilisieren und ihn für die große Bypass-OP fit zu machen. Der Gatte hat sich nämlich für die OP entschieden. Ohne gäbe es keine Hoffnung mehr für das Bein. Eine weitere Teil-Amputation ist ohnehin fällig. Es ist eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera: Entscheidet sich der Gatte für die Bypass-OP, kann die Augen-OP nicht zeitnah durchgeführt werden, erblindet er. Entscheidet er sich für die zeitnahe Augen-OP, verliert er das Bein. 

Schweren Herzens bitte ich den Gatten darum, auf meinen Nachmittagsbesuch zu verzichten. Ich merke wieder mal meine Erschöpfung, schlafe fast im Sitzen ein und muss noch einkaufen. 

Den Einkauf überstehe ich irgendwie. Es ist erstaunlich, welche Massen ich kaufte, obwohl der Gatte nicht mitisst, aber er bat um Getränke und Obst, und zwei Melonen wiegen nun mal ... Ich schaffe es ohne Sekundenschlaf nach Hause und bin heilfroh, dass ich einen Parkplatz am Haus bekomme, der Plattenwagen noch im Vorgarten steht. Erstmal wandert nur die TK-Ware in den Tiefkühler. Alles andere muss warten. Immerhin denke ich noch daran, endlich das Haustürschloss mit WD40 zu behandeln, bevor noch der Schlüssel abbricht. Es hakt nämlich schon länger, der Schlüssel lässt sich nur schwer drehen.

Bevor ich komatös ins Bett falle, setze ich noch Schwiegermutter ins Bild und gebe ihr die Telefonnummer des Gatten. Sie versteht wieder mal nicht, dass wir keine Hamburger Vorwahl haben. Ich wiederhole die Nummer mehrfach, weise immer wieder darauf hin, dass wir nicht mehr in Hamburg wohnen, aber sie besteht darauf, dass sie vor der lokalen Vorwahl die 040 wählen muss. Ihr Unverständnis ist seit unserem Umzug ein Problem, denn es gelang erst nach Monaten, die richtige Nummer in ihr Telefon zu programmieren. Es hilft auch nicht, ihr zu sagen, dass Haus und Krankenhaus die gleiche Vorwahl haben. Erwartungsgemäß schafft sie es denn auch nicht den Gatten anzurufen, worüber der nicht böse ist.

Nach dem Schlafkoma wartet der Haushalt. Eigentlich müsste ich die Betten beziehen, aber dazu fehlt die Kraft. Immerhin schaffe ich es, Wäsche wegzuräumen und Wäsche zu waschen. 

Das Abendessen ist das, was es in den kommenden Tagen öfter geben wird: Fertigfutter, diesmal in Form von Frühlingsrollen. Immerhin schaffe ich es, die geschmorte Salsiccia für den kommenden Tag auf den Weg zu bringen. Die muss nämlich fünf Stunden im Ofen schmoren, und da ich außer nachts nicht so lange am Stück zu Hause bin, weil meistens im Krankenhaus, muss ich die Salsiccia in Etappen garen.

Nach der Tagesschau telefoniere ich mit dem Gatten und frage nach den Wünschen für den kommenden Tag, an dem ich wieder um acht Uhr im Krankenhaus sein soll. Fernsehen, dabei am Melonenkissen häkeln und früh zu Bett. Ich lesen noch die letzten Seiten einer Astrid-Lindgren-Biographie*.

Der Blick in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 5. Juli 2020 war ich mit Steuern beschäftigt, verbrachten wir den letzten Sonntag in Schwiegermutters Haus und ihrem traumhaften Garten, nahm der noch gesunde Gatte Abschied von seinem Elternhaus. Am 5. Juli 2021 findet sich der inzwischen kranke Gatte in sein neues Leben ein, während Mudderns mit den Folgen eines Sturzes kämpfte. Sie behauptete immer wieder hartnäckig, sie stürze nicht, aber sie stürzte in den letzten Jahren so oft, dass ich ein Jahr später froh darüber war, ich sie im Pflegeheim zu wissen. Am 5. Juli 2022 dämmerte uns, dass wir ein Haus haben und auf's Land ziehen. Damals rechnete ich anderthalb Jahre bis zum Umzug. Das könnte knapp klappen. Damals war ich auch noch sicher, dass meine Mutter unseren Umzug noch erleben würde, ließ sich die erste Zeit im Pflegeheim doch ausgesprochen gut an. Am 5. Juli 2023 pendelten wir seit einem Jahr. Ich wünschte, ich könnte am 5. Juli 2024 sagen, wir sind inzwischen angekommen, aber wir leben immer noch zwischen Umzugskartons - die Krankheiten des Gatten kommen immer wieder dazwischen. Für jeden Schritt vorwärts geht es mehrere Schritte zurück.

Samstag, 5. Juli 2025

Samstagsplausch KW 27/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXVII

Es ist wieder die Jahreszeit, in der
der Mond über dem Garten steht.
Das Wochenende war ruhig, abgesehen davon, dass sich der Gatte plötzlich schlecht fühlte, Schüttelfrost und erhöhte Temperatur hatte. Weil für Montag die OP anstand, rief ich im Krankenhaus an und fragte, was wir tun sollen. Abwarten, wie es Montag früh aussieht, und wenn er dann kein Fieber hat, wie geplant ins Krankenhaus kommen. 

Montag war die Temperatur normal, so dass wir wie bestellt um halb sieben im Krankenhaus waren. Der Gatte war so schwach, dass er um einen Rollstuhl bat und darum, dass ich bei ihm bleibe, bis er ins OP geschoben wird. Bis viertel vor eins warteten wir auf den OP-Beginn, dann verabschiedeten wir uns voneinander, fuhr ich nach Hause.

Vier Stunden später kam der Anruf, dass die OP nicht das erhoffte Ergebnis brachte, eine große OP notwendig wäre. Ich fuhr wieder ins Krankenhaus, wo ich einen desorientierten Gatten vorfand. Die OP hatte ihm wieder sehr zugesetzt. Einer der behandelnden Ärzte hatte mich schon vorgewarnt, der Gatte wäre noch nicht wieder ganz bei sich. Während ich da war, kam eine Ärztin, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Das ging am Gatten größtenteils vorbei. Die große OP wurde für die kommende Woche geplant, der Gatte sollte am nächsten Tag entlassen werden.

Dienstag war ich dann um zehn Uhr im Krankenhaus. Der Gatte war etwas fitter, verstand aber noch immer nicht so wirklich, was Phase ist. Er wollte nur noch Hause. Es folgten zahlreiche Untersuchungen zur Vorbereitung auf die große OP, für die der Gatte Blut spenden muss. Dabei stellte sich heraus, dass der Gatte so anämisch ist, dass er drei Tage im Krankenhaus bleiben müsste, um Infusionen zu bekommen, weil aktuell weder Blutspenden noch große OP möglich sind. Außerdem hat er einen Infekt und muss Antibiotika bekommen. Der Gatte verweigerte rundheraus alles und ließ sich auf eigenes Risiko entlassen. Ganz großartig! 

Nach sieben Stunden Drama und Diskussionen konnte ich den Gatten mit nach Hause nehmen. Die große OP ist auf Anfang August verschoben, und bis dahin sollte er mit Eisen, Folsäure und B12 gefüttert werden, um die Anämie zu bekämpfen. Gleichzeitig wollte ich gegen den Eisenmangel ankochen - wie das geht, weiß ich ja aus eigener Erfahrung, und die brachte mir prompt mal wieder die irritierte Frage einer Ärztin ein, ob ich Kollegin wäre. Nein, ich kann nur die Bedeutungen von Hb- und FE-Werten im Schlaf herunterrattern, weil selbst betroffen. Hoffen wir, dass das alles hilft.

Eine Alternative zur risikoreichen großen OP gibt es nicht, abgesehen von Rollstuhl und Amputation. Der Gatte hat sehr große Angst, verständlicherweise, zumal er auch immer daran denken muss, dass sein Vater an einer ähnlichen OP starb. 

Während der Dienstag schon sehr heiß war, brachte der Mittwoch über 37°C. Ich war froh, dass der Gatte nicht mehr im Krankenhaus war, denn zu Hause hatte er es doch kühler und ruhiger. Allerdings erholte er sich nicht wie erhofft, sondern wurde immer schwächer. Nach viel Streit hatte ich die Erlaubnis, einen Termin bei seinem Hausarzt abzumachen, um abzuklären, ob der Gatte evtl. wieder Wasser in der Lunge hat. Das wurde im Krankenhaus nicht untersucht, aber einige Symptome sprechen dafür. 

Donnerstag hatte ich einen wunderbaren Vormittag mit meinen beiden Sandkastenfreundinnen. Meine Angst, ich könne mich irgendwie doof benommen haben, sie wären sauer auf mich, war komplett unbegründet! Uns kamen einfach immer nur das Leben und blöde Umstände dazwischen. Mit lieben Menschen drei Stunden zu reden und in Ruhe frühstücken zu können, ist ein absoluter Luxus.

Hier gilt seit mittlerweile 277 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.  

Die Hummelrast wird fein gemacht,
damit der Gatte dort sitzen kann,
wenn er aus dem Krankenhaus 
kommt, wann auch immer das
sein wird.
Freitag Mittag entdeckte die Pflegekraft beim Gatten einen Abszess unterm Fuß, der am Vortag noch nicht da, jetzt aber richtig groß war. Auf ihren Rat hin fuhren wir sofort ins Wundzentrum im Krankenhaus, wo wir kurz vor Schluss ankamen, sofort drangenommen wurden. Der Gatte kam quasi sofort ins OP. Die Tatsache, dass er sich nicht mit Händen und Füßen dagegen wehrte, zeigte, wie schlecht es ihm mittlerweile ging. Wir mussten durch die Notaufnahme und wurden bei der Triage an allen Wartenden vorbei gezogen. Das ist kein gutes Gefühl. Irritierend war, dass der Gatte nicht wollte, dass ich mit zur Untersuchung komme. So bekam ich dann nur durch einen Zufall mit, dass er direkt ins OP geschoben wurde, konnte mich nicht von ihm verabschieden.

Mir ging die ganze Zeit durch den Kopf, dass ich genau hier in dieser Notaufnahme vor zweieinhalb Jahren von meiner Mutter Abschied nehmen musste.

Um mich abzulenken, machte ich drei Stunden im Garten Tabula Rasa, machte die Hummelrast schön, damit der Gatte den Platz genießen kann, wenn er wieder aus dem Krankenhaus kommt, wann immer das sein wird. Dann hielt ich es nicht mehr aus, rief im Krankenhaus an und erwischte gerade den Moment, in dem der Gatte auf Station geschoben wurde. Eigentlich hätte ich nach der OP angerufen werden sollen, was aber diesmal nicht geschah. 

Ich mache mich also gleich auf ins Krankenhaus, wo sich der Gatte freut, mich zu sehen. Diesmal gibt es keine Narkosenachwirkungen, weil die OP unter örtlicher Betäubung erfolgte. Und diesmal hat der Gatte Glück mit seinem Zimmernachbarn: Man kennt sich vom Wochenbeginn aus der Raucherecke und ist sich sympathisch. Der Zimmernachbar hat zudem noch einige OPs und einen längeren Krankenhausaufenthalt vor sich. Das hilft sehr!

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Dienstag, 1. Juli 2025

Ausgelesen: Bücher im Juni 2025

Das Rudel liest immer mit.
Im Juni merkte ich wieder, wie sehr sich meine Lesegewohnheiten durch den Umzug in die lindgrüne Hölle veränderten. 

In Hamburg war ich wohl von der Fülle der Bücherhallen und ihrer Onleihe schier überfordert. Außerdem lief die Technik nicht stabil. Lustig war immer, dass ich auf den ersten zwei, drei Seiten zwar noch wie gefiltert Krimis angezeigt bekam, dann aber Titel, die nur mit Mühe in die Kategorie fielen wie "Kochen mit den Geissens*". 

In der Kleinstadt läuft die Technik stabil, kann ich eBooks verlängern, arbeite regelmäßig die Wunschliste ab, habe mit der Verlaufsfunktion einen Überblick über gelesene Bücher. Gut, die Auswahl ist geringer, aber das merke ich selten.

Zuerst las ich mit "Der Bulle von Hamburg*" und "Der Bulle in der Hafencity*" die Reihe um den Ex-Polizisten Gerd Sehling*, geschrieben von Ben Westphal*, zu Ende. Dann folgten "Ich war Bulle*" und "Bulle bleibt Bulle*", ebenfalls mit Sehling als Protagonisten. Man muss einen langatmigen, staubtrockenen Stil abkönnen, um Genuss an den Büchern zu finden, aber hey, ich arbeite ich einer Behörde, ich kann mit so was um. Was mich aber bis zum Schluss irritierte: Die Bücher bauen aufeinander auf; ich las sie chronologisch, aber dennoch hatte ich das Gefühl, sie wiederholen sich oder es fehlt ein Handlungsstrang. 

Dass es an Handlungssträngen fehlt, kenne ich von Ben Aaronovitch*, denn seine Buchreihen werden ja auch als Comics fortgesetzt. Da komme ich schon lange nicht mehr hinterher. Ich las "Eine Nachtigall in New York*" und "Die schlafenden Geister des Lake Superior*". Auch wenn ich den Eindruck habe, dass Aaronovitch die Ideen ausgehen, er sich in den Handlungssträngen seines unüberschaubaren Universums verheddert. lese ich ihn doch immer noch gerne.

"Wo war ich stehen geblieben? Grübeleien und Geistesblitze*" von Cordula Stratmann* war recht unterhaltsam und bot Stoff zum Nachdenken, aber ich merke immer wieder, dass ich mit solchen Sammlungen wenig anfangen an, sie mich schnell ermüden.

Von "Im Schatten des Turms*" von René Anour* hatte ich mir etwas anderes erwarten, eine Geschichte des "Wiener Narrenturms", der ersten psychiatrischen Heilanstalt der Welt nämlich. Ich bekam einen Schmachtfetzen, der im Wien Ende des 18. Jahrhunderts und während des Russisch-Österreichischen Türkenkriegs spielt. Ich hielt tapfer durch ...

Mein Durchhaltevermögen war auch bei "Kleopatras Grab*" von Constantin Schreiber* gefragt. Ich bin ja wenig wählerisch bei meiner Lektüre, aber dieses Buch ist so richtig, richtig schlecht. So beträgt u.a. die Flugzeit von Alexandria nach Jena 30 Minuten, und aus der Weinsorte Pomerol wurde binnen weniger Seiten ein Primolo, was auch immer das ist. Außerdem wechseln zahlreiche Handelnde alle naslang ihr Geschlecht. Nun ja, immerhin sieht der Autor gut aus. 

"Die Leuchtturm-Schwestern*" von Gill Thompson* hingegen hätte ich in einem Rutsch durchlesen können. Das Buch spielt auf der britischen Kanalinsel Jersey, die am 1. Juli 1940 von den Deutschen besetzt wird. Schon knapp zwei Wochen vorher, mit dem deutschen Überfall auf Frankreich, hat der Krieg das Leben der Schwestern Alice und Jenny Robinson bereits eingeholt. Nachdem Jenny ihren Traum von einem Studium in Cambridge auf Eis legen muss, schließt sie sich mit ihrem Freund Pip dem Widerstand auf der Insel an. Und auch Alice begibt sich in große Gefahr, als sie den jungen deutschen Arzt Stefan kennenlernt und sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlt. Alice gehört zu denen, die 1942 nach Deutschland deportiert werden, Jenny nimmt das Risiko auf sich, drei Jahre lang eine jüdische Freundin zu verstecken.

Liebesromane sind nicht so meins, und so war ich von Anfang an skeptisch, ob "Der kleine Strickladen in den Highlands*" von Susanne Oswald* etwas für mich ist - schließlich schwärmen so viele Strickerinnen von der Reihe und der Autorin. Ich wusste schon nach wenigen Seiten, dass ich nicht zu den Schwärmerinnen gehören würde. Die Handlung ist mehr als vorhersehbar, voller Klischees in Bezug auf's Stricken und haarsträubender Verwicklungen ... Ich hielt bis zum Schluss durch, weil ich wissen wollte, ob die Geschichte tatsächlich so vorhersehbar ist wie vermutet und wie die Strickanleitungen sind. Die Strickanleitungen gibt es inzwischen in drei Büchern - wer gerne strickt, ist damit besser bedient.  

"Man sieht sich*" von Julia Karnick* hingegen gefiel mir sehr, auch wenn's ein Liebesroman ist - absolute Lese-Empfehlung! Aus dem Klappentext: Sommer 1988. Friederika hat große Füße und nennt sich Frie. Robert, neu an der Schule und schüchtern, verliebt sich sofort, aber zeigt es nicht. Vielleicht flirtet sie nur zum Spaß mit ihm? Nach dem Abitur trennen sich ihre Wege. Frie wird früh Mutter, Robert erfolgreicher Musiker. Wann immer sie sich begegnen, wird es kompliziert. Sommer 2022. Frie, fast fünfzig und seit dem Auszug der Tochter allein, fährt zum Abitreffen. Mit dabei: all die Erinnerungen an Robert, den sie zwanzig Jahre nicht gesehen hat. Was wird diesmal zwischen ihnen passieren? 

Mit "Astrid Lindgren*" von Susanne Lieder* gehe ich in den Juli.

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Montag, 30. Juni 2025

#pmdd2025: Der 28. Juni 2025

An jedem 28. eines Monats ist Picture my Day-Day, kurz pmdd. Ich finde, das ist ein schönes Tagebilderbuch. Mitmachen ist einfach: Fotos vom Tag machen, bloggen oder mit #pmdd2025 auf Twitter oder Instagram einstellen. Gesammelt wird alles auf dieser Seite.

Trotz Urlaubs / Wochenende klingelt der Wecker um sechs Uhr, aber das Kuschelrudel will mich nicht ausschlafen lassen, und der Gatte befindet, ich habe Ruhe nötig. Er kocht sogar Kaffee - wie früher, als er noch gesund war und ich jedes Wochenende mit Kaffee geweckt wurde.

Frühstück mit Wochenblatt, das seit dieser Woche nur noch sonnabends erscheint. Bislang gab's mittwochs eine zweite Ausgabe. 

Schnell noch Seife kaufen, bevor Manar zehn Jahre nach ihrer Flucht nach Deutschland in ihre erste Heimat Syrien fährt. 

Bei der Ausgelesen-Rubrik hinke ich hinterher ...

Das erste halbe Jahr 2025 ist schon vorbei - unfassbar! Heute ist Sonnabend und ein sehr ruhiger Tag. Übermorgen geht der Gatte ins Krankenhaus - die vierte OP binnen eines halben Jahres. Art und Dauer stehen noch nicht wirklich fest (irgendwas zwischen einer und sechs Stunden ...), der Gatte ist klapperig, ihm ist kladderig, wir sind angespannt. Also verbringen wir so viel Zeit wie möglich zusammen, verschiebe ich die Aufgaben meiner Zu-tun-Liste auf die kommende Woche, in der ich Ablenkung brauche. Außerdem signalisieren mir Körper und Seele sehr deutlich, dass sie eine Pause brauchen von den durchgetakteten Tagen. 

Die Spülmaschine tut so, als wäre das Geschirr sauber. Leider muss das meiste aus dem obersten Korb per Hand nachgespült werden. Ich suche seit Monaten vergeblich den Fehler. Anders als in Hamburg ist es hier im Landkreis schwierig, einen Bosch-Kundendienst zu bekommen. Alternative wäre eine neue Spülmaschine, nach zwölf Jahren kein Luxus, aber es gibt nur noch welche mit Besteckschublade, und ich will nicht auf den Besteckkorb verzichten.

In diesem TK-Fach vermutetet ich die Currywürste, die es zum Abendessen geben sollte. Sie waren allerdings im Keller-Tiefkühler.

Mittagessen für den Gatten.

Mittagessen für mich.

Seit vier Wochen kümmere ich mich um das Blutzucker-Tagebuch des Gatten. Der aktuellen Diabetes-Beraterin scheint es gelungen zu sein, die Blutzucker-Achterbahn zu beenden. 

Dieses Hufeisen bekamen meine Eltern geschenkt, als sie vor 63 Jahren in ihr Haus einzogen, das jetzt unseres ist. Jetzt hängt das Hufeisen endlich wieder. Bei meinen Eltern hing es an einer Wand, bei uns über der Windfangtür.

Wenn ich schon mal Hammer und Nägel habe, kann ich auch gleich meine beiden Wandteller anbringen. Den oberen kaufte ich vor 37 Jahren während meiner ersten Israel-Reise in einem Kloster im Galil, den zweiten kaufte ich Anfang dieser Woche. Er ist von Herrn Fuchs.

Wenn's als Abendessen Currywurst gibt, dürfen die Pommes frites nicht fehlen.

Blick auf den Wochenplan. Ab Montag ist der Gatte auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus, koche ich planlos.

Krankheitsbedingt hat der Gatte immer kalte Hände. Er braucht mal wieder neue Handschuhe, und das Paar soll noch fertig werden, bevor er ins Krankenhaus geht.

Seit dem Umzug lese ich wesentlich abwechslungsreicher. Die Auswahl ist zwar kleiner, für mich aber besser handhabbar. In Hamburg war ich von er Fülle der Titel anscheinend schier überfordert. Heute Abend fülle ich die Vormerkliste mit aktuellen Titeln.

Vor dem Einschlafen wird mit dem Kuschelrudel noch etwas gelesen*.

Der Rückblick in die ersten fünf Corona-Jahre: Am 28. Juni 2020 stand Schwiegermutter kurz vor ihrem Umzug in die Seniorenwohnanlage, verbrachte der Gatte zum vorletzten Mal einen Sonntag bei ihr (und er war noch gesund), trugen wir seit zwei Monaten Alltagsmasken. Am 28. Juni 2021 war besiegelt, dass der Gatte berufsunfähig erkrankt ist, wurde der Rentenantrag gestellt. Am 28. Juni 2022 war meine Mutter seit drei Tagen im Krankenhaus, hatte ich noch die Hoffnung, dass sie sich berappelt und wieder in ihr Haus zurückkehren könnte. Am 28. Juni 2023 hatten wir seit fast einem Jahr ein Haus und pendelten zwischen Hamburg und der lindgrünen Hölle. Am 28. Juni 2024 waren wir seit einem halben Jahr umgezogen und hatten eine Küche, deren Fertigstellung sich um mehrere Wochen verzögerte, weil der Küchenplaner Mist baute. / *Affiliate links

Samstag, 28. Juni 2025

Samstagsplausch KW 26/25: Leben und Arbeiten in Corona-Zeiten CCLXXVI

Der aktuelle Blumenstrauß: Rote Rosen
mit wollknäueligen Pfingstrosen.
Diese und nächste Woche habe ich Urlaub, um den Gatten durch's Krankenhaus begleiten zu können. Für diese Woche nahm ich mir vor, möglichst viel von den Dingen im Haus zu schaffen, bei denen mir der Gatte helfen muss, also alles, wozu ich Werkzeug und mehr als zwei Hände brauche. Das, was der Gatte früher machte, muss ich ja heute aufgrund seiner Behinderung machen, aber ich habe nicht seine Sachkunde, bin froh über seine Hilfe. Damit er helfen kann, muss ich die seltenen Wachphasen abpassen, denn der Gatte ist so schwach, dass er den Großteil des Tages verschläft.

So klingelt der Wecker also wie üblich jeden Tag um sechs Uhr, ist jeder Tag durchgetaktet, wenn auch nicht so arg wie sonst, wenn ich arbeite. Ich gönne mir zwischendrin immer mal Ruhephasen, aber ich habe auch eine tägliche Zu-tun-Liste, die abgearbeitet werden will. Ich will ja vorwärts kommen und was schaffen.

Montag wollte der Gatte zum Discounter, um Klemmbaustein-Sets zu ergattern. Wir hatten Glück und bekamen die vorletzten Sets. Nachmittags nahm ich mich des Vorgartens an, was leider aufwendiger und anstrengender ist als gedacht. Nachdem der Gärtner im Herbst die eingegangenen Bäumchen aus dem Hamburger Garten entfernte, siedelte sich auf der Fläche Gras an. So was hatte ich nicht bedacht, sonst hätte ich die Fläche gleich gemulcht. Jetzt muss das Gras raus, damit andere Pflanzen eine Chance haben. Ein bisschen konnte ich entfernen und in die Biotonne stopfen. Den Rest schaffe ich hoffentlich kommende Woche rechtzeitig zur Abfuhr der Grünabfälle. Ich bin kurz vor Schottergarten, zumindest vorübergehend, denn momentan haben die Pflanzen, die ich gerne im Vorgarten hätte, keine Chance. Zwischendrin erledigte ich Papierkram und bearbeitete das Rezepteverzeichnis der Kombüse. Ich wurde traurig, weil ich wieder mal realisierte, wie sehr es seit dem 12. Oktober 2020 gesundheitlich mit dem Gatten bergab geht. 

Gelegentlich werde ich gefragt, wie ich das eigentlich schaffe, erst Mudderns Betreuung, dann kranker Gatte, Hausumbau, Umzug, Arbeit, Alltag ... Ich tue die Frage dann immer ab. Bei Rückblick für das Rezeptverzeichnis habe ich mich aber auch kurz gefragt, wie ich die letzten fünf Jahre schaffte. Ich darf nicht darüber nachdenken, ganz einfach.

Dienstag früh lud ich Unmengen an Pfand ins Auto. Dann ging's in die Fußambulanz beim Diabetologen, was für den Gatten anstrengend und schmerzhaft ist. Parallel wurde die neue Diabetes-Beraterin tätig. Sie gibt sich unwahrscheinlich viel Mühe, korrigierte mittlerweile zum dritten Mal seit Monatsbeginn die Insulinmenge nach unten, um die Blutzucker-Achterbahn in den Griff zu bekommen. Das ist neu, denn bislang sollte der Gatte immer mehr spritzen. In zwei Wochen wird überprüft, ob die neue Einstellung stimmt. Der nicht eingestellte Diabetes ist die Hauptursache der Erkrankungen des Gatten.

Nach dem Termin fuhren wir zum Getränkemarkt, der zu einem Supermarkt gehört, in dem unser Lieblingsbäcker ist. Der Plan: Frühstücken, Post und Pfand abgeben. Beifang war unser Lieblingsbrot, denn bevor der Gatte ins Krankenhaus geht, soll er nochmal ordentlich verwöhnt werden. Während sich der Gatte zu Hause ausruhte, arbeitete ich meine Zu-tun-Liste ab und trabte in die Stadt, um verschiedene Erledigungen zu machen. Es ist komisch, ohne den Gatten in die Stadt zu gehen. Er hatte solchen Spaß daran, butscherte so gerne durch die Läden, guckte Leute. Heute fehlt ihm dazu die Kraft. 

Abends hatte ich meine Zu-tun-Liste abgearbeitet und gemeinsam mit einer Blog-Freundin einen Kurzurlaub gebucht. Ich wollte schon ewig mal ins Camp Reinsehlen, und jetzt klappt es endlich, passend zum Heidewollfest. Wenn der Gatte kommende Woche die OP überstand, gestatte ich mir Vorfreude. Bis dahin bin ich im Krisenmodus.

Die Nacht brachte Panik-, Nachtschweiß- und Schmerzanfälle, so dass ich einigermaßen gerädert in den Mittwoch ging. Eigentlich sollte der Balkon mit Holzfliesen ausgelegt werden, was ja auch erst seit zweieinhalb Jahren erledigt sein sollte, und wofür ich die Hilfe des Gatten brauche. Der allerdings war mit der Gesamtsituation komplett überfordert und machte mir damit einen Strich durch die Rechnung. Der Balkon muss weiter warten, leider. Oder mir wachsen zwei weitere Arme und das Wissen, mit einer Stichsäge umgehen zu können. Solange keine Fliesen auf dem Balkon liegen, gibt es weder ein ordentliches Geländer noch Balkon-Solar. Egal, was ich anfasse, der Domino-Effekt bremst mich immer aus. An allen Ecken bedingt eines das andere, weswegen ich immer wieder ausgebremst werde. Immerhin schafften wir es Mittwoch, einen LED-Strahler über dem Grill auf der Terrasse anzubringen.

Donnerstag waren dann alle Zu-tun-Listen obsolet. Die ständigen Wetter- und Temperaturwechsel der letzten Tage sorgte für eine hartnäckige Migräne, die sich nicht mehr ignorieren ließ. Nachdem ich vormittags versuchte, ein paar Dinge zu erledigen, erkannte ich, dass nichts geht, nahm eine Tablette und legte mich hin. Ich hatte ganze fünfzehn Minuten Ruhe, ehe der Gatte wieder Hilfe brauchte ... Immerhin schaffte ich den Wocheneinkauf - alleine, der Gatte hatte keine Kraft - und war mit dem Gatten zum Vortrag über über "Durchblutungsstörung als Ursache nicht heilender Wunden". Der Gatte hielt anderthalb Stunden durch! Für mich war der Vortrag auch interessant, denn des ging auch um Krampfadern, mit denen ich zu kämpfen habe. Als ich deswegen vor fünf Jahren bei einem Gefäßchirurgen war, sagte er, ich wäre zu fett, um eine OP mit Vollnarkose zu überleben und bräuchte auch nach der OP noch Kompressionsstrümpfe, weswegen sich eine OP nicht lohne. Ich solle mich melden, wenn es Anzeichen für eine Embolie gibt, dann würde er operieren. Der hiesige Gefäßchirurg hat da eine andere Einstellung, auch dazu, wann es Zeit für eine OP ist. Sollten meine Krampfadern schlimmer werden, wäre ich da sicher gut aufgehoben.

Freitag waren wir über vier Stunden in der prästationären Aufnahme des Krankenhauses. Der Gatte wurde untersucht und über OP und Narkose aufgeklärt. Montag um halb sieben liefere ich ihn ins Krankenhaus ein. Wir haben beide Angst vor der OP. Diesmal gibt es keinen Plan, wie lange sie dauern wird - man bereitet sich auf alles zwischen einer und sechs Stunden sowie eine Nacht zur Beobachtung auf der Intensivstation vor. Wir wissen auch nicht, wie lange der Aufenthalt im Krankenhaus geplant ist. Der Gatte bereitet sich auf eine Woche vor. Normalerweise wäre der Eingriff ambulant und minimalinvasiv. Abends wollte ich eigentlich zur Kulturnacht, aber angesichts der bevorstehenden OP blieb ich lieber beim Gatten, möchte bis Montag so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.

Hier gilt seit mittlerweile 276 Wochen: Der Gatte und ich sind weitgehend zu Hause. Im ersten Corona-Jahr wurde der Gatte schwerkrank, im zweiten zeigte sich, dass er nicht mehr gesunden wird, im vierten hatte er einen Schlaganfall. Er ist schwerbehindert und berufsunfähig verrentet. Es geht uns dennoch vergleichsweise gut. Wir halten es gut miteinander aus, wenngleich die Erkrankungen und der Schlaganfall des Gatten zu Wesensveränderungen führten, die ein Zusammenleben manchmal sehr schwer machen. 

Unsere Kontakte sind normalerweise auf das Notwendigste beschränkt, heißt: Arbeit, Ärzte, Einkaufen, Schwiegermutter und Handwerker. Ich bin dankbar, dass Corona bislang Gatten, Schwiegermutter und Tante verschonte, und hoffe sehr, das bleibt so.   

Schwiegermutter geht es gut. Sie hat sich tatsächlich gemerkt, dass der Gatte am Montag operiert wird! Sie bestand zum Glück nicht mehr darauf, dass wir sie diese Woche vor der OP besuchen - "ein letztes Mal", wie sie so geschmackvoll sagte. Seit dem Eklat an ihrem Geburtstag ist der Gatte noch schlechter auf seine Mutter zu sprechen als sonst schon, geht jedem Besuch aus dem Wege. Tante geht es hoffentlich auch gut. Ansonsten freute ich mich über Pläusche mit den Nachbarinnen, die meine Mutter noch kannten. Da merke ich immer, dass ich außerhalb des Gatten viel zu wenig Kontakte habe.

Dieser Beitrag geht rüber zum Samstagsplausch bei Andrea. Vielen Dank für's Sammeln! Über's Kochen und Einkaufen berichte ich in der Kombüse

Freitag, 27. Juni 2025

Friday-Flowerday #26/25: Was vom Esmark-Strauß übrig blieb

Als wir vor drei Wochen unseren Dänemark-Urlaub wegen erneuter OP des Gatten absagen mussten, kam ein riesiger Strauß mit Genesungswünschen von Esmark, unserem Ferienhaus-Anbieter. Den Strauß zeigte ich hier

Aus einem großen Strauß wurde ein kleines Sträußchen.

Eukalyptus, Nelken, Pompom-Dahlien und Schleierkraut waren recht langlebig und wanderten in eine kleine Steingut-Vase aus Schweden, zu der ich hier schon mal etwas schrieb.

Im Sommer ist der Kamin wirklich ein schöner Platz für eine Blumenvase.

Der kleine Reste-Strauß geht rüber zum Friday-Flowerday. Vielen Dank für's Sammeln!

Donnerstag, 26. Juni 2025

Mai-Socken aus Garnen von Schachenmayr Regia, Fischer-Wolle und Gründl-Wolle

Seit Mai verstricke ich die Wolle der Demenzdecke / Nesteldecke, die ich für meine Mutter strickte. Ich überlegte lange, was ich mit der im Prinzip fertigen Decke anfange. Zuerst wollte ich eine Freundin fragen, ob ihre demenzkranke Mutter die Decke haben möchte, aber die Mutter nestelt nicht und hat auch keine kalten Knie. Das passte also nicht. 

Nachdem ich mit den GumGum-Socken hartnäckig nicht zurecht komme, entschied ich mich für gestreifte Socken.

So eine Nesteldecke wäre auch prima für Babys geeignet, zumal die, die meine Mutter bekommen sollte, auch noch Knisterfolie, Beißringe (wegen der Haptik) und Rassel gehabt hätte, aber in meinem Umfeld gibt es aktuell keine Krabbelkinder. Die Brut der Freundinnen ist zwar erwachsen, aber enkelfaul. 

Das erste Socke-Paar, das ich aus der Demenzdecke strickte.

Die Decke mit einigen Änderungen zu behalten, kam auch nicht in Frage, denn Rosa und Lila sind so gar nicht meine Farben, die Größe passte nicht, die vielen Muster waren mir insgesamt zu unruhig ... Nach langem Nachdenken entschied ich mich also für Tabula rasa und ribbelte. Im Nachhinein bedauere ich, dass ich die Decke nicht vorher fotografierte, denn sie war wirklich hübsch.

Jetzt werden aus der Decke also Mutmach-Socken, die an Frauen mit Brustkrebs gespendet werden. Im Mai strickte ich zusätzlich zu den Yoga-Socken zwei Paar Socken aus den Resten der Decke und Wollresten sowie ein Paar Socken aus einem Garn von Fischer-Wolle. Das Wollsparglas wurde also um etliche Euro reicher, denn ich strickte ja nicht nur vier Paar Socken, sondern verbrauchte auch einige Garnreste. Pro Sockenpaar gehen zwei Euro ins Glas, pro Wollknäuel ein Euro. Ich bin gespannt, wie viel am Jahresende zusammengekommen sein wird.

Dieser Beitrag geht rüber zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln! 

Dienstag, 24. Juni 2025

Yoga-Socken in St. Pauli-Farben aus Gründl-Garnen

Eine Kollegin wünschte sich zum runden Geburtstag eine Yoga-Matte vom Kollegium, und da ich schon ewig mal Yoga-Socken stricken wollte, bekam sie die noch obendrauf (ich mache kein Yoga, weswegen es sich nicht anbot, Yoga-Socken für mich zu stricken - ich wüsste schlichtweg nicht, wann ich die tragen sollte). 

Yoga-Socken in St. Pauli-Farben.

Die Farbwahl stand sofort fest, denn die Kollegin ist ein mehr als glühender St. Pauli-Fan. Das Garn kaufte ich ausnahmsweise mal nicht im LYS, sondern bestellte es bei Gründl, wo ich ohnehin gerade Anleitungen und Garne für zwei Projekte kaufte.

Fertig zum Verschenken: Die Yoga-Socken. Ich merke gerade, ich habe vergessen, die Banderole auszumalen ...

Verstrickt wurden Hot Socks uni 100 in Schokolade, Hot Socks Pearl uni in Kirschrot (mit Kaschmiranteil, super kuschelig!) und Hot Socks uni 50 in Weiß. Die Anleitung stammt von Bestrickendes, und gestrickt habe ich mit meinen Lieblingsnadeln, Zing von Knit Pro in 2,5.

Dieser Beitrag geht rüber zum Dings vom Dienstag und zum Creativsalat. Vielen Dank für's Sammeln!